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Playoff Monday: Drama, Baby!

Bengals und Vikings mit Selbstfaller. Green Bays rechtzeitige Rückkehr. NFL-Wildcards im Rückspiegel:

Playoff Monday: Drama, Baby!
Was für ein Playoff-Auftakt!
 
Die Ergebnisse der NFL-Wildcards sind euch allen freilich bekannt, wie gewohnt widmen wir uns auch in der Postseason den Auffälligkeiten des Wochenendes.
 
Wer ist Winner? Wer ist Loser? Wer oder was war awesome? Wer oder was war awful? 
 
Das ist der Playoff Monday - die Endzone von LAOLA1!

Totgesagte leben länger! Viele hatten Green Bay nach den letzten Wochen schon abgeschrieben, zumal der Gegner aus Washington auch das Momentum auf seiner Seite hatte. Doch zum einen ist Aaron Rogders Aaron Rodgers und zum anderen Washington Sieger der NFC East - auch bekannt als NFC Least. Postseason ist eine andere Geschichte und das zeigten die Packers. Im "House of Wild Cards" in der Bundeshauptstadt hatten sie zugegeben Anlaufschwierigkeiten, doch als die Defense ihre Stärken zeigte, überwand auch die Offense ihre Lethargie. Und alle, die in der Regular Season etwas oder sehr enttäuschten, halfen mit. Rodgers fand seinen Swag wieder, Randall Cobb und Davante Adams fingen Touchdowns und das Laufspiel verdiente sich wieder seinen Namen: Sowohl Eddie Lacy als auch James Starks sorgten sowohl für Big Plays als auch Touchdowns. 35 Punkte - so viele erzielte Green Bay zuletzt in Woche 3 gegen Kansas City. The Pack is back - zumindest für die Redskins reichte das!

 

Da fehlen selbst uns die Worte! Wie soll man das auch beschreiben, was Cincinnati am Samstag gegen die Steelers fabrizierte? Es ist selbst zwei Tage später schlicht unfassbar, wie die Bengals sich selbst sabotierten. Das muss man sich mal vor Augen halten: Cincinnati wartet seit 1991 auf einen Sieg in den Playoffs. Seit 1991!!!! Kein anderes NFL-Team wartet länger. Die Bengals liegen bei monsunartigen Regen zu Hause gegen den Division-Rivalen aus Pittsburgh 0:15 zurück - kommen aber mit Backup-QB A.J. McCarron auf, drehen die Partie und führen 1:50 Minuten vor Schluss dank eines tollen Catches von A.J. Green 16:15. Dann wirft Steelers-Backup-QB Landry Jones auch noch eine Interception. Also es ist mehr als nur alles angerichtet, die Partie nach Hause zu bringen. Nein, denn die Bengals bringen sich selbst um den Erfolg! Jeremy Hill fumbelt im ersten Play danach, Big Ben Roethlisberger kommt mit angeschlagener Schulter aufs Feld zurück, bewegt den Ball bis an die gegnerische 47 Yards-Marke - und den Rest machen die Bengals selbst. Der in diesem aufgeheizten Duell übermotivierte Vontaze Burfict sorgt mit einem völlig unnötigen Hit gegen Antonio Brown, der eine Gehirnerschütterung erleidet, für ein Personal Foul - 15 Yards Strafe. Adam "Pacman" Jones greift danach einen Steelers-Betreuer an - 15 Yards Strafe! Und die Steelers verwerten das Field Goal zum Sieg! Schlicht unfassbar!

 

Ob Gary Anderson jemals seinen Frieden finden wird? Wir bezweifeln es! Aber seit Sonntag kann der Südafrikaner vielleicht ein wenig ruhiger schlafen, weil er zwar vielleicht immer noch der größte, aber definitiv nicht mehr der einzige Sündenbock in der Kicker-Historie der Minnesota Vikings ist. 1998 war es, als Anderson als erster Kicker der NFL-Geschichte eine "Perfect Season" hinlegte - naja, zumindest in der Regular Season, in der er jeden einzelnen Field-Goal- und Extrapunkt-Versuch verwertete. Einen Fehlschuss leistete sich der heute 56-Jährige jedoch, und der kostete den Vikings im Championsship Game gegen die Atlanta Falcons den Einzug in die Super Bowl. Eine Wunde, die in Minneapolis wohl nie schließen wird, ehe man nicht die Lombardi-Trophy erobert. Ob das in dieser Saison der Fall gewesen wäre? Unwahrscheinlich! Aber der jetzt schon schlimmste Moment in der Karriere von Blair Walsh kostete zumindest die Chance darauf. Aus 27 Yards! Der vermeintlich sichere Sieg schmolz dahin wie ein Eis in der Wüste - und dieser Kick war noch schlimmer als diese Metapher nach einem Minus-22-Grad-Match. Und wie das mit der Naht des Balles ist, lässt sich auch noch lernen, liebe Vikings! Bemerkenswert: Wieder einmal sprang Seattle gegen ein NFC-North-Team auf eher unwirkliche Art und Weise von der Schippe. Green Bay ("Fail Mary" und diese Kette an Absurditäten im NFC-Finale 2015) und seit dieser Saison auch Detroit können ein Lied von den Überlebenskünsten der Seahawks singen, nun auch die Vikings.

Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier - und schon steht das Christkind vor der Tür. Huch, falsche Jahreszeit, der Advent ist ja schon vorbei! Aus Sicht der Houston Texans heißt es eher: Erst eine Interception, dann zwei, dann drei, dann vier - und schon stehst du vor der Playoff-Tür. Und die ist fest verriegelt, der Schlüssel ist weggeworfen. Aus, Schluss, vorbei! Nach diesem 0:30-Desaster vor heimischen Publikum gegen Kansas City endet eine Rollercoaster-Saison der Texaner mit einem absoluten Tiefpunkt. Vor allem für Quarterback Brian Hoyer, der seinen vier Interceptions auch noch einen Fumble beimengte. Wahrlich nicht das Rezept für ein Weiterkommen. Mit solch einer Quarterback-Leistung gibt es wenig zu erben, und Hoyer wird in den kommenden Wochen und Monaten auch die Hauptlast der Kritik schultern müssen. Aber wie ready seine Kollegen waren, sei dahingestellt, wenn man an den Kickoff-Return-TD der Chiefs gleich im ersten Play denkt. OH BOY!

      DIE REAKTION NACH PLAY 1 DER WILDCARDS

Ich schwör's euch, ein Blick in die Augen von Blair Walsh vor seinem Kick hat gereicht, um zu ahnen, was passieren wird! Leider habe ich keine Zeugen. Aber es war ein bisserl wie einst ein Blick ins blasse Gesicht von Ernst Vettori nach einer Halbzeitführung im Skispringen (falls jemand alt genug ist, um sich zu errinnern). Und ja, ich mochte Ernst Vettori, bevor das jemand falsch versteht, haha. Aber gut, nervös war ich auch vor unseren Videos (völlig richtig, "mundafinga"!), bei uns stand halt "etwas" weniger am Spiel. Aber herzlichen Dank für das Lob! Jede Woche wird nicht hinhauen, "enzo_karotti", aber vielleicht klappt's ja, dass wir es hin und wieder einstreuen! Danke für eure zahlreichen Rückmeldungen zum Mock-Draft! Ich denke, das wird etwas. Wenn "nicomadi" bei der Organisation mithilft, wäre das sicher cool! Und keine Sorge: Wir sind wie gesagt auch nicht die großen College-Experten, sprich die meisten Talente sind uns ebenfalls fremd. Es geht eher darum, die Spieler sinvoll nach notwendigen Positionen auf die Teams aufzuteilen, und diesbezüglich gibt es ja genügend Lektüre. Danke "Go_Bears" und "Saint" für den Wunsch, auch in der Offseason mehr Berichterstattung zu haben. Wenn es sich ausgeht, sehr gerne! Versprechen wollen wir jedoch nur unsere Transferübersicht, das "TT-Special" zur Free Agency, den Mock-Draft und die Draft-Analyse. Ansonsten gibt es gach Enttäuschung, wenn wir unsere Ankündigungen nicht halten können. Wegen "User-Coin-Toss" müssen wir uns nämlich entschuldigen. Diesbezüglich lief uns letzte Woche ein wenig die Zeit davon, um es auf die Beine zu stellen. Vielleicht klappt es diese Woche! Und wenn wir schon bei "Programm-Hinweisen" sind: Letzte Woche ist die Super-Bowl-Zusage ins Haus geflattert (Hurrrrrrrrraaaa!)! Glauben tu ich es natürlich wie immer erst, wenn ich im Stadion bin, hinfliegen werde ich aber einmal, haha. Also schaut in der Super-Bowl-Woche hin und wieder mal rein, vielleicht fallen uns ja ein paar neue "Dummheiten" ein. So, jetzt wird's aber Zeit in medias res zu gehen: Ich möchte trotz Pleite bei Minnesota als "awesome" bleiben, denn irgendwie waren die Vikings trotz dieses denkbar bitteren Scheiterns die positive Überraschung dieser Wildcards. Sicher mag die Eiseskälte ein wenig geholfen haben, aber man konnte sehen, warum dieses Team mit dieser immer besser werdenden Defense und seiner nüchternen Offense so schwierig zu besiegen ist. Leider konnte man jedoch auch die Schwächen sehen. Stellt der Gegner Mann und Maus gegen Adrian Peterson in die Box, macht Teddy Bridgewater einfach noch zu wenig aus den Lücken, die sich logischerweise ergeben. Peterson selbst war wieder einmal eine Playoff-Enttäuschung - und damit meine ich weniger sein Yardage, sondern das Fumble, das nie und nimmer passiern darf! Nicht umsonst stand er in der entscheidenen Phase bisweilen an der Seitenlinie. Das traut sich auch nicht jeder Coach. Die guten jedoch schon. Und solch einer ist Mike Zimmer. Der Gameplan war hervorragend! Dreht man personell in der Offseason an den richtigen Schrauben, ist dieses junge Team, das in seiner Entwicklung vermutlich sogar noch vor dem Zeitplan liegt, mit diesem Coach eine heiße Aktie für die kommenden Jahre - und das nicht nur, weil es im Dome dann wieder wärmer sein wird!

Okay, phasenweise war das wieder nicht zum Anschauen, was die Offense der Green Bay Packers fabriziert hat, vor allem in der ersten Phase des Spiels. Irgendwie hatte es etwas von "Learning by doing", auch wenn hier eigentlich Könner am Werk sind, wo das Wort lernen nicht ganz korrekt ist. Aber schön zu sehen, dass Aaron Rodgers in den entscheidenden Momenten gezeigt hat, dass er tatsächlich Aaron Rodgers ist. Man sieht, was steigendes Selbstvertrauen ausmachen kann. Diesmal will ich jedoch nicht über das Passpiel der Packers philosophieren, sondern über Eddie Lacy. Wieder einmal. Gut, er ist nach wie vor weit von dem entfernt, was ich von ihm erwarte und über das Fumble schweigen wir lieber. Aber war da zwischenzeitlich der "alte" Lacy zu sehen? Man stelle sich vor, der Running Back baut auf die durchaus positiven Momente in dieser Partie auf und kommt im wirklich allerletzten Moment - und es ist tatsächlich schon 1 vor 12 - doch noch in Form. Dies könnte die ins Trudeln geratene Saison Green Bays doch noch vor dem Absturz bewahren. Nach den jüngsten Eindrücken (nicht nur des direkten Duells) hätte ich Green Bay in Arizona nur wenige Chancen gegeben. Nun freue ich mich wie ein kleines Kind auf dieses Duell - auch mit dem Playoff-Klassiker mit gefühlten 264 Punkten (okay, es war vor sechs Jahren "nur" ein 51:45) im Hinterkopf.

Hat eigentlich noch jemand Fragen, warum es Wild-Card-Playoffs heißt? Alle Wild-Card-Teams haben sich durchgesetzt, lauter Auswärtssiege! Für vier von acht Division-Siegern beginnen somit die Ferien. Irgendwie spiegelt dies auch die etwas ungewöhnlichen Kräfteverhältnisse der einzelnen Divisions in dieser Saison wieder. Dennoch: Ich fand, es waren amüsante Wild-Cards, weil sie vieles von dem, was diesen Sport so faszinierend macht, dabei hatten. Ja, dazu gehören auch Langweiler wie Kansas City gegen Houston, in denen ein Team dem anderen sportlich wie mental überlegen ist. Auch das ist part of the game. Aber der Triller Cincinnati gegen Pittsburgh mit seinem an Absurdität kaum zu überbietenden Ende entschädigte für vieles. Das war Intensität pur! Genau wie bei Minnesota gegen Seattle mit der Eiseskälte als Joker - ich brauche gerade in den Playoffs nur bedingt Shootouts, sondern sehe sehr, sehr gerne fantastischen Defenses bei der Arbeit zu. Dass zum Abschluss Washington gegen Green Bay ein bisschen Offense zu bieten hatte, war jedoch trotzdem kein Fehler. In diesem Sinne: Die Vorfreude auf die Divisionals (für mich Jahr für Jahr das schönste NFL-Wochenende, weil nun auch die wirklich besten Teams einsteigen, es aber trotzdem vier Showdowns gibt) ist bereits riesig. Und vielleicht überzeugen diesmal ja die Division-Sieger mehr. Oder wie siehst du das, Tom Brady?

Football Saturday! #chillzone

Posted by Tom Brady on Samstag, 9. Januar 2016

Ach Gott, Cincinnati Bengals! Meine Güte! Treue Leser wissen, dass ich mich in dieser Saison bezüglich Höhenflug der Bengals extremst zurückgehalten habe, weil ich genau dieses erste Spiel in den Playoffs abwarten wollte. Gut, die Vorzeichen haben sich insofern geändert, als das "Chef-Vermassler" Andy Dalton ohnehin nicht spielen konnte. Aber das war wirklich ein Heartbreaker, wie er im Buche steht! Langjährige Konsumenten des TT werden unseren Standard-Text zum obligatorischen Postseason-Scheitern Cincinnatis vermissen, aber diesmal sind die Wunden so tief, dass man nicht zusätzlich darin stochern sollte. Also grüßt zumindest hier das Murmeltier einmal nicht. Aber sonst? Head Coach Marvin Lewis steht inzwischen bei 0-7 in den Playoffs. Der erste Reflex vielerorts war, dass man ihn feuern sollte! Das wird nicht geschehen und ist auch richtig so. Er hat aus einer verlachten Franchise am Rande der Bedeutungslosigkeit einen echten Contender gemacht. Seine Regular-Season-Bilanz ist in den letzten fünf Jahren mit 52-27-1 hervorragend, so manches Team bricht nach dem Verlust des Starting-QBs und mit ungeprüftem Backup völlig auseinander. Die Chance, dass sich die Geduld noch auszahlen wird, ist also keine unrealistische. Andererseits ist die Gefahr gegeben, dass man einen derart gut ausbalanzierten Kader nicht auf ewig wird halten können. Wieder einmal dürfte der eine oder andere Coach (Hue Jackson!) das Sprungbrett nutzen. Der Knopf sollte halt noch innerhalb des Zeitfensters aufgehen. Und diesbezüglich muss auch Lewis etwas ändern. Der Coach hat sich nie gescheut, sich schwierigen Charakteren anzunehmen. Dass als "Dank" tickende Zeitbomben wie Adam Jones und vor allem Vontaze Burfict (in einer Saison mit Le'Veon Bell, Ben Roethlisberger und Antonio Brown das Triumvirat der Steelers abzuräumen - na bravo!) im denkbar blödesten Moment explodieren, mag ungerecht sein, aber irgendwie auch nicht übertrieben überraschend. Energien lassen sich steuern. Diesbezüglich war bei den Bengals in den letzten Jahren Besserung zu sehen, aber bei weitem nicht genug. Echte Gewinner steuern diese Emotionen nämlich in Richtung Endzweck, und das ist der sportliche und nicht der körperliche Knockout des Gegners. Das wird und muss auch Burfict noch lernen. So beschämend sein Verhalten war, ich würde ihn nicht entlassen. Auch das wäre ein zu simpler Reflex. Er wird eine Sperre bekommen (genau wie die NFL den Anteil der Steelers am bösen Blut in dieser Partie unter die Lupe nehmen sollte - Grüße an die Herren Joey Porter und Mike Munchak), also für seine Fehler bezahlen. Aber danach muss vor allem eines passieren: Er muss gecoacht werden - und das nicht nur seine athletischen Fähigkeiten betreffend. Vielleicht ist auch der Kopf irgendwann für Extremsituationen bereit...

Ach Gott, Brian Hoyer! Meine Güte! Ich weiß, das Mitleid in diesem Business keine harte Währung ist, aber meines war für den Quarterback der Houston Texans grenzenlos. In den Playoffs können unerwartete Helden-Geschichten geschrieben werden, man kann sich jedoch auch in einer Stunde Nettospielzeit den mühsam aufgebauten Ruf eines doch eh halbwegs tauglichen Spielmachers komplett zerstören. Und diese Performance gegen Kansas City war dafür ein Musterbeispiel. Man sollte nicht vergessen, dass er in diesem etwas kuriosen QB-Karussell der Texans in der Regular Season eigentlich recht brauchbare Leistungen abgerufen hat. Aber der gute Herr ist inzwischen auch schon 30. Mit der großen Karriere wäre es so oder so eng geworden, aber jetzt? Mir kann niemand erzählen, dass ein QB-Flüsterer wie Bill O'Brien langfristig mit Hoyer geplant hat. Dass er Houston angesichts dieser Spielmacher-Situation in die Playoffs geführt hat, war ohnehin eine der besseren Coaching-Performances dieser Saison. Aber O'Brien wird auch daran gemessen werden, ob er einen Franchise-QB entwickeln kann. Ich bleibe dabei: Die simpelste Lösung wäre gewesen, sich 2014 in der zweiten Draft-Runde trotz der Erfahrungen mit Bruder David über Derek Carr drüber zu trauen. Aber das ist inzwischen Hättiwari und Schnee von gestern. Die Antwort der Texans auf die QB-Frage wird eine der spannenderen in der Offseason. Hoyer hat noch Vertrag. Ich kann mir gut vorstellen, dass er im Camp seine Chance bekommt, könnte mir jedoch ebenso gut vorstellen, dass er das sein wird, was er in Wahrheit ist: Ein brauchbarer Career-Backup - und leider nicht mehr, so wichtig diese Rolle sein mag. Das hat dieser Kollaps im Playoff-Rampenlicht leider bewiesen.

So, auch wenn es nicht ganz zum "Awful-Pfeil" passt, noch schnell ein Blick über den Tellerrand der Playoffs hinaus. Diesmal konkret nach Florida. Die ganz große Eile haben die NFL-Teams mit vakanten Head-Coach-Posten derzeit ja nicht, aber zumindest den Miami Dolphins kann man schon einmal gratulieren. Ich nehme an, auch "Gsiisch" freut sich. Adam Gase ist in meinen Augen eines der interessantesten Coaching-Talente der Liga. Ich denke, ein Jahr unter nicht ganz einfachen Bedingungen in Chicago zu arbeiten und dabei einen guten Job abzuliefern, hat ihn zusätzlich reifen lassen. Gerade auf der Receiver-Position wurden die Bears in dieser Spielzeit von Verletzungen geplagt, die Zweifel an Jay Cutler waren dennoch schon lange nicht mehr so gering. Das spricht auch für die Arbeit von Gase. Einen Trainer mit Offense-Background zu verpflichten, war die goldrichtige Entscheidung für Miami. Denn angesichts der von mir in der Vorwoche geschilderten, vielversprechenden Receiver-Situation ist es ein Muss, aus Ryan Tannehill mehr Konstanz herauszukitzeln. Das ist der Schlüssel und dafür braucht man einen Coach, der bereits bewiesen hat, mit QBs umgehen zu können. Kopfschütteln löst bei mir (und damit bin ich wahrlich nicht der Einzige) indessen die Entscheidung von Nachbar Tampa Bay Buccaneers aus, Lovie Smith vor die Tür zu setzen. Wer weiß, was intern vorgefallen ist, aber die Bucs erschienen mir auf einem brauchbaren Weg. Der Sprung nach vorne war in dieser Saison sichtbar. Ich halte Smith nicht für ein Coaching-Juwel, sehr wohl jedoch für einen der Brauchbareren seiner Zunft. Wird OC Dirk Koetter tatsächlich sein Nachfolger, könnte man schlechtere Entscheidungen treffen - er ist ein guter Assistenztrainer. Aber ob er im Fall der Fälle auch als Head Coach funktioniert? Besser ja, sonst wird es in Tampa Bay für einige sehr ungemütlich... Und sonst: Man darf gespannt sein, wo Bengals-OC Hue Jackson am Ende landet. Eine weitere Chance als Head Coach hat er fraglos verdient!


W-o-w! War das ein Auftakt in die NFL-Postseason oder war das ein Auftakt in die NFL-Postseason? Ich bin noch immer fix und fertig. Was das beste Spiel war? Da gibt es wie immer unterschiedliche Meinungen! Ich entscheide mich klar für Cincinnati-Pittsburgh. So ein Spiel habe ich noch nicht gesehen. Natürlich gab es schon viele Selbstfaller, die ich mitbekam, aber mit den gesamten Rahmenbedingungen war es für mich eine einzigartige Partie. Da die Bengals, die die längste Playoff-Win-Durststrecke aufweisen, dort die Steelers, die dank der Hilfe der Bills überhaupt in der Postseason stehen. Absolute Rivalen, aufgeheizte Stimmung und das bei strömenden Regen. Wenn es dort die Temperaturen wie in Minnesota gehabt hätte - das hätte ein interessantes Bild abgegeben. Dann diese erste Hälfte, dem Punt-Festival dank Regen und Defensiv-Stärke (bin bei dir, Kollege Altmann), danach diese kuriose zweite Hälfte mit großem Drama, Baby. Wenn man nicht Fans dieser Teams ist, lacht das Football-Herz - wenngleich das Verhalten von Vontaze Burfict und Adam Jones einen eher stutzig macht. Ich habe nach dem Spiel getwittert: "Playoff-Football. You can't make it up." Und das liebe ich an der Postseason. Legenden und tragische Helden werden hier geboren. Eine (herbe) Niederlage ist auch eine Chance, wie Arnold Schwarzenegger J.J. Watt per Video-Botschaft wissen ließ und ihn zugleich für die nächste Saison motivierte. Ich wünsche Blair Walsh, dass er in einer Super Bowl das Game-Winning-Field-Goal erzielt, so bravourös wie er sich nach seinem Fauxpas gegenüber den Medien verhielt. Das können nicht alle (Nobody's Burfict *räusper*). Ich gratuliere den Chiefs, Steelers, Seahawks und Packers - und freue mich auf die Divisionals. Auch hier bin ich bei Kollegen Altmann - die Besten der Regular Season treffen auf die Teams, die mit breiter Brust kommen. Mein NFL-Lieblings-Wochenende - bring it on!

Na, da haben die Seahawks aber Glück gehabt, oder? Na und? Dann haben sie eben Glück gehabt! Sie haben das Spiel gewonnen und stehen damit verdient in den Divisionals. Ich kann diese offensichtlich breite Abneigung nicht wirklich teilen. Soll sich Seattle dafür entschuldigen, dass Minnesota ein 27-Yards-Field-Goal verkickt? Ich denke nicht. Und ja, sie haben auch im NFC-Finale 2015 Glück gehabt, aber wer am Ende mehr Punkte hat, hat sich verdient, eine Runde weiter zu kommen. Das erinnert mich an dieses "böse" Chelsea, das einst gewagt hat, den FC Barcelona mit einer Betonmauer aus dem CL-Halbfinale zu werfen. War es schön anzusehen? Nein! Ist das egal? Ja! Ich darf Vince Lombardi zitieren: "Winning isn't everything. It's the only thing." Und die Seahawks kamen gegen die Vikings zurück. Russell Wilson machte den Big Play, nachdem ihm der Ball nach misslungenen Snap um die Ohren flog. War das Glück, daraus deutlich mehr als einen Sack zu machen oder Können? Ich glaube ja Zweiteres. Man könnte auch sagen, die Seahawks hatten in Super Bowl XLIX gegen New England Pech, als Malcolm Butler die Game-Winning-Interception an der Goal Line gelang. Nein, war es nicht. Butler antizipierte und wurde belohnt. Deswegen haben die Patriots diesen Titel verdient und auch einige hier wissen, dass die Patriots nicht zu meinen Lieblings-Franchises gehört. 

Interessant: Nur ein Quarterback hat in den vier Wildcard-Spielen mehr als einen Touchdown-Pass zu Wege gebracht. Kurioserweise war es Aaron Rodgers, dessen Offense nach den vergangenen Wochen zerrissen wurde. Überhaupt gab es verhältnismäßig nur wenige Touchdowns zu bestaunen, was in zwei Partien auch am Wetter lag, aber eben auch am Umstand, dass in der Postseason die besten Teams spielen. Das muss man auch unter Beweis stellen. Kommt euch das bekannt vor? Vielleicht. Denn Ben Roethlisberger fand ähnliche Worte für seinen Receiver Martavis Bryant, der in den letzten Wochen untertauchte. Seine Reaktion? Er akzeptierte die Kritik und zeigte am Feld, dass er da ist, wenn es drauf ankommt. Catch des Playoff-Weekends! Klasse, wie er den Ball festhielt und den Steelers diesen Sieg bescherte. Dazu sorgte Bryant für ein Big Play am Boden - 44 Yards Raumgewinn legten ein Field Goal auf. Apropos da sein, wenn es drauf ankommt: Die Leistung der Kansas City Chiefs soll ob der Houston-Performance nicht geschmälert werden. Knile Davis sorgte mit seinem 106-Yards-Kickoff-Return-Touchdown für einen Auftakt nach Maß, danach hielt die Texans-Defense die Offense in der Partie. Doch in der zweiten Hälfte beendeten die Chiefs ihre Postseason-Serie von 22 Jahren ohne Sieg - ausgerechnet in Houston. Die Berry-Interception fühlt sich gut an. Was für eine Chemie Alex Smith mit Travis Kelce entwickelt hat, sieht sowieso gut aus. Freue mich sehr auf das Duell mit den Patriots. Wer elf Spiele hintereinander gewonnen hat, kann auch bei den Patriots bestehen - Andy Reid hat ja eine Rechnung mit New England offen. Hashtag Super Bowl XXXIX.

Ich muss dringend ein viertes "Awesome" einbringen, um einem jungen Mann herzlich zu gratulieren: Thomas Schaffer wird kommende Saison für Stanford spielen. Wie geil ist das denn bitte? Vergangene Woche wurde seine Entscheidung publik. Der österreichische Defensive End hatte etwa auch Angebote von Wisconsin oder Oregon, entschied sich aber verständlicherweise für die kalifornische Universität, deren Renomee sich nicht nur auf Sportliches bezieht. In jedem Fall hat der Wiener damit die besten Voraussetzungen, sich den Weg in die NFL zu bahnen. Der ist aber noch ein weiter. Wir werden ihn aber genau verfolgen. So wie jenen von Aleksandar Milanovic, der seine College-Ausbildung abgeschlossen hat und sich bemüht, im Sommer einen Platz in einem Trainingscamp zu ergattern. Als erster Österreicher im Draft gewählt zu werden wird schwierig, aber das Motto dieser Jungs kann nur heißen: Don't stop believing. Auch an einem US-College ist nun Stefan Ehrentraut von den Vikings - und zwar spielt der O-Liner nun für die Alderson Broaddus University, einem Division-II-College. Es tut sich seit Jahren was im österreichischen Football - und das ist ein besonderes "Awesome"!

Nicht grämen, liebe Redskins! Ich habe mir schon gedacht, dass dieses Playoff-Spiel euch noch eine Nummer zu groß ist. Am Ende des Tages ist das hier die Postseason und da zählt eben auch Erfahrung. Aaron Rodgers und die Packers verfügen über deutlich mehr davon und das hat mitunter auch zum Sieg in der Hauptstadt geführt. Rodgers führte die Redskins bei seinen Snaps fast schon vor, als er Strafen des Gegners mit schnellen Snaps erzwang. Da musste auch Head Coach Jay Gruden Lehgeld zahlen. Das gehört dazu. Ruhe bewahren, daraus lernen und nächste Saison den nächsten Step machen. Kirk Cousins und Jordan Reed haben ja etwa gezeigt, wozu sie in der Lage sind. Traurig machte mich, wie sich RGIII kurz vor Ende des Spiels vom Staff an der Seitenlinie verabschiedete. Es war sein letztes Spiel, das er im Redksins-Gewand an der Seitenlinie verfolgte. So steil seine NFL-Karriere startete, so bergab ging es. Das hat auch mit der Postseason zu tun, als er angeschlagen gegen Seattle Anfang 2013 spielte und sich in der Wildcard-Runde das Knie endgültig schlimm verletzte. Der Anfang vom Ende in Washington. Ich wünsche ihm einen Neuanfang bei einer Franchise, bei der er eine faire zweite Chance bekommt, die er dann auch nützt.

Ich habe kein gutes Gefühl mit dem, was Tom Coughlin da macht. Er scheint nämlich weitermachen zu wollen. Er hatte schon ein Interview mit den Eagles (das wäre weird...), nun mit den 49ers. Warum, Tommy? Es gibt Leute, die sich einfach schwer tun, aufzuhören. Brett "Ein Rücktritt ist nicht genug" Favre etwa. So einer scheint mir auch Coughlin zu sein. Ich schätze seine Arbeit und seine Art, respektiere ihn in höchstem Maße - aber ich glaube einfach nicht, dass er noch einmal zu Höhenflügen ansetzt. Die letzten vier Saisonen machten zumindest nicht den Eindruck auf mich, das Verhalten von OBJ im Spiel gegen Carolina, das Coughlin zuließ, noch weniger. Man sollte es irgendwann auch gut sein lassen und sich als 69-Jähriger um die Enkel kümmern. Ich kann es dir sagen, Tommy, die NFL ist auch vorm Fernseher ziemlich cool. Aber vielleicht irre ich mich auch komplett und es geht alles wunderbar auf. Mein Gefühl sagt mir aber nichts Gutes bei diesem Vorhaben. Wir werden sehen, wohin das führt.


Auflösung Wildcard-Battle

Hier noch einmal unser Wildcard-Battle zum Nachschauen: Kollege Altmann lag mit Kansas City und Seattle richtig, Kollege Kastler mit Pittsburgh und Green Bay. Ein gerechtes Remis!


  • Noch nie haben die vier Auswärtsteams am Wildcard-Wochenende gewonnen.
  • Die Seattle Seahawks sind das dritte Team, das in der Postseason ein Spiel gewinnt, obwohl es in den ersten drei Vierteln nicht punktet.
  • Die Green Bay Packers haben die meisten Wildcard-Siege zu Buche stehen: 9. 
  • Das Spiel in Minnesota war mit rund -20 Grad das drittkälteste der NFL-Geschichte.
  • Marvin Lewis weist als Head Coach nun die schlimmste Postseason-Bilanz der NFL auf: 0-7. Jim Mora ("Playooooooffs?") hält bei 0-6.

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