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Polian: "Ich bete für Peytons Happy End"

Bill Polian war der erste GM der Panthers und draftete Peyton Manning. Sein Blick hinter den Vorhang:

Polian:


Peter Altmann berichtet von Super Bowl 50 aus San Francisco  

 
Abseits der absoluten NFL-Insider muss man Bill Polian in Österreich vermutlich vorstellen.

Dabei ist der 73-Jährige definitiv berufen, seine Expertisen über Super Bowl 50 abzugeben. Aus doppeltem Grund.

Einerseits war er der allererste General Manager der 1995 in die NFL eingestiegenen Carolina Panthers.

Andererseits übernahm er 1998 dieselbe Funktion bei den Indianapolis Colts, die damals praktischerweise über den ersten Pick im Draft verfügten. Polian entschied sich für einen gewissen Peyton Manning. Der Rest ist Geschichte.

Ein Ring und ein goldenes Jacket dank Peyton

Wer Bande zu beiden Final-Franchises hat, könnte hin und hergerissen sein, wem er in Super Bowl 50 die Daumen drückt. Polian fällt diese Entscheidung trotz enger Freundschaften in beiden Lagern denkbar leicht.

Meinen Ring und mein goldenes Jacket habe ich Nummer 18 zu verdanken. Deswegen ist mein Herz am Sonntag bei Peyton

Bill Polian

„Hier, schaut auf diesen Ring“, deutet der rüstige Senior auf den riesigen Super-Bowl-Klunker an seiner Hand, „den und das goldene Jacket, das in meinem Kleiderschrank hängt, habe ich Nummer 18 zu verdanken. Deswegen ist mein Herz am Sonntag bei Peyton.“

Besagtes goldenes Jacket bekommt man für die Aufnahme in die Pro Football Hall of Fame, in die Polian vor einem Jahr gewählt wurde. Bei der feierlichen Zeremonie vergangenen Sommer war Manning selbstredend anwesend.

Polians Ära in Indianapolis endete parallel mit jener seines Superstar-Quarterbacks. Manning musste die Saison 2011 verletzungsbedingt aussetzen, die Colts stürzten zum schlechtesten Team der Liga ab, Polian wurde gefeuert, auch Manning musste gehen, um Andrew Luck Platz zu machen, und heuerte bei den Denver Broncos an.

„Um besser zu werden, ließ Peyton keinen Stein auf dem anderen“

Kaum jemand kann intimere Einblicke darüber geben, wie Manning tickt, als jener Mann, der über ein Jahrzehnt Seite an Seite mit ihm gearbeitet hat, wenngleich er sich nicht als sein Entdecker feiern lassen möchte.

Das Ausnahmetalent der University of Tennessee 1998 an Nummer 1 zu wählen, war wohl eine Art „No-Brainer“, wenngleich medial eine Art Duell um den ersten Draft-Pick mit Ryan Leaf inszeniert wurde. Während Peyton jedoch schon als Jungspund als konzentrierter Arbeiter auffiel, stieg Leaf der Ruhm schnell zu Kopf, weshalb er als Draft-Pick Nummer 2 bei den San Diego Chargers grandios scheitern sollte.

So grandios, dass er heute noch als einer der schlimmsten Fehlgriffe der Draft-Geschichte gilt. In einem Artikel wurde er unlängst als Millionen-Dollar-Gesicht mit 10-Cent-Makeup bezeichnet.



Manning indessen war jeden einzelnen Cent, den seine beiden Arbeitgeber im Laufe seiner 18-jährigen Karriere in ihn investiert haben, wert. Mehr als das.

„In meinen Augen stand es schon 1998 außer Frage, dass er ein Winning-Quarterback werden würde. Aber niemand konnte vorhersagen, dass er diese Art von Karriere hinlegen würde. Aber sie ist das logische Resultat seiner Arbeit, die er investiert, seiner Mentalität, seiner mentalen, physischen und emotionalen Toughness. Diese Arbeitseinstellung und dieser unglaubliche Fokus darauf, was er tun muss, um besser zu werden, hat ihn von anderen unterschieden. Wenn es darum ging, hat er keinen Stein auf dem anderen gelassen. Das hat auch die Leute um ihn herum besser gemacht“, erinnert sich Polian.

Wie entscheidet Manning sein Karriereende?

Heute arbeitet der langjährige Colts-GM als Experte bei ESPN, analysiert vor allem Funktionärs-Belange. Ob Manning am Sonntag das allerletzte Spiel seiner ruhmreichen Karriere absolvieren wird, kann er wie alle anderen nicht beurteilen. Aber er kann sich in den für Peyton typischen Entscheidungsfindungsprozess hineinversetzen:

„Ich selbst weiß es nicht, und ich bin mir auch nicht sicher, ob er es selbst schon weiß. Normalerweise sucht er in den sechs bis acht Wochen nach Saisonende Orte abseits des Rampenlichts auf, in denen er sich wohl fühlt, lädt seine Batterien wieder auf und überdenkt viele Dinge. Rund um den 1. März kommt er zurück und legt eine Liste mit Dingen vor, über die er sprechen will. Ich nehme an, dass er es dieses Mal wieder so handhaben wird. Es wird vielleicht nicht ganz so lange dauern, aber ich denke nicht, dass er sich seine Zukunft schon überlegt hat. Er wird nach der Saison Zeit brauchen, seine Lage zu reflektieren.“

Die aktuelle Lage ist eine ungewohnte. Manning selbst spricht bei jeder Gelegenheit von der speziellsten Saison seiner Karriere. Ein Spielmacher für die Rekordbücher, der sich in der mannschaftsinternen Hackordnung weiter hinten einordnet, kommt auch nicht aller Tage vor – und spricht für den Charakter der lebenden Legende.

Wobei Polian von Altersschwächen nichts wissen will: „Ich kaufe diese Geschichte mit der nachlassenden Stärke seines Wurfarms nicht ab. Ich kann Videoanalysen vorlegen, um das Gegenteil zu beweisen.“

„Mehr Karrieren haben ein trauriges Ende als ein erfreuliches“

Würde der „Sheriff“ am Sonntag mit dem zweiten Super-Bowl-Triumph seiner Laufbahn aus der Stadt reiten, wäre es ein Bilderbuch-Ende, wie es normalerweise nur in kitschigen Hollywood-Schinken vorkommt.

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„Ein Freund von mir hat einmal gesagt, im Sport gibt es keine Happy Ends, und damit hat er vermutlich recht. Mehr Karrieren haben ein trauriges Ende als ein erfreuliches. Ich bete für Peyton, dass ihm ein Happy End vergönnt ist“, schmunzelt Polian, der Mannings sportliches Erbe im Falle einer Niederlage jedoch nicht beeinträchtigt sieht.

Man müsse so viele großartige Plays hinlegen und Hindernisse überwinden, um in das „Big Game“ zu kommen. Manchmal würde der Ball in die falsche Richtung springen, auch Schiedsrichterentscheidungen könnten einen Einfluss haben:

„Oder die Coaches machen den falschen Call in der richtigen Situation, wie wir es im Vorjahr erlebt haben. Es ist nur ein einziges Spiel! Das Erbe eines Spielers nur an seinen Performances in Super Bowls zu beurteilen, nachdem er diese wie in seinem Fall vier Mal erreicht hat, ist in meinen Augen wirklich dumm. Albener geht es kaum. Während der Sieger in den Himmel gelobt wird, sollte man den Verlierer nicht verteufeln. Auch wenn sich das leider eingebürgert hat.“

„Es gibt keinen Zweiten wie Cam Newton“

Wobei er aus eigener Erfahrung eingesteht, dass es auf sportlicher Ebene kein schrecklicheres Gefühl geben würde, als in einer Super Bowl zu verlieren. Der Mann weiß, wovon er spricht. Er verlor nicht nur ein Finalel mit Indy, sondern als GM der Buffalo Bills gleich deren drei in Folge. Dies könne auch ein Triumph im NFL-Endspiel, wie es Polian und Manning 2007 mit den Colts gelungen ist, nicht aufwiegen.

Sieg oder Niederlage gegen Carolina würden indes auch den virtuellen Wettstreit Mannings mit Dauerrivalen Tom Brady nicht beeinflussen: „Medien und Fans lieben diese Diskussion, aber schaut, ich erzähle euch jetzt meine Erfahrung aus erster Hand: In dem Moment, in dem du das goldene Jacket anziehst, ist alles andere egal. Genauso wird es für Tom und Peyton zutreffen. Sobald du in der Hall of Fame angekommen bist, realisierst du, dass all diese Diskussionen egal sind. Dann gehörst du zum Klub.“

Kann Cam Newton weitere Saisonen wie diese hinlegen, könnte auch der Panthers-Quarterback eines Tages diesem elitären Klub angehören. Spricht Polian über den neuen Superman der NFL, kommt der Talente-Scout in ihm durch:

„In meinen Augen hat er sich der NFL angepasst und nicht die NFL an ihn, denn im ganzen Sport American Football gibt es keinen wie ihn – und wenn es einen Zweiten geben sollte, habe ich ihn noch nicht gesehen, also ist er wahrscheinlich gerade auf der Junior High School. Cam ist einzigartig.“

Groß wie Gronkowski…

Die Gründe dafür sind leicht erklärt: „Er ist genauso groß wie Rob Gronkowski, er ist genauso schnell wie die flinkesten Quarterbacks, er hat einen Raketenarm und gelernt, ihn auch sinnvoll einzusetzen. Er kann im Laufspiel Dinge tun, die in der Geschichte dieses Sports vermutlich noch kein Quarterback tun konnte. Und sie haben in Carolina eine Offense entwickelt, die zu dem passt, was er kann. Ich weiß nicht, ob du das mit irgendeinem anderen machen kannst.“

Newton ist genauso groß wie Rob Gronkowski, genauso schnell wie die flinkesten Quarterbacks, hat einen Raketenarm und gelernt, ihn auch sinnvoll einzusetzen

Bill Polian

Letzterer Punkt ist ein wichtiger Schlüssel für Polian, der vor allem Carolinas Offensive Coordinator Mike Shula und Quarterback-Coach Ken Dorsey Respekt zollt: „Sie haben gemeinsam mit Head Coach Ron Rivera einen phantastischen Job gemacht. Es ist ihr Verdienst, dass sie einen Spieler, der keine Spiele gewinnen konnte, zu einem Spieler entwickelt haben, der Partien im Alleingang gewinnen kann.“

Polian betont, stets an Newtons großen Durchbruch geglaubt zu haben, auch wenn dieser schleppender als erhofft von statten ging – der designierte MVP befindet sich schließlich bereits in seiner fünften NFL-Saison.

Aus Funktionärs-Sicht war diese langsame Entwicklung im Rückspiegel betrachtet jedoch nicht nur von Nachteil: „Die Panthers konnten nur deshalb langsam aufbauen, weil sich ihr Quarterback so langsam entwickelt hat. Aber währenddessen haben sie im Draft einen phänomenalen Job erledigt.“

Ob Luke Kuechly, Star Lotulelei, Kawann Short oder Josh Norman, um nur einige zu nennen – die Panthers haben bei der Wahl der besten College-Talente einige Volltreffer hingelegt.

Wie glasiert man die Torte am besten?

So wird diese Super Bowl auch zum Duell der Philosophien. Denn die Broncos sahen sich angesichts des sich aufgrund Mannings fortgeschrittenen Alters schließenden Championship-Fensters gezwungen, ihren Roster verstärkt via Free Agency als via Draft zu basteln.

Mit Erfolg. Gerade die Generalsanierung der Defense beeindruckt. „In Wahrheit haben sie das Team binnen eines Jahres von einem Offense- zu einem Defense-orientierten Team gemacht, das perfekt zu Peytons Fähigkeiten passt. Auch an diesem Weg mit Free Agents ist nichts auszusetzen. Es ist nur schwieriger, den Erfolg zu konservieren, weil dir irgendwann die Salary Cap im Weg steht. Aber grundsätzlich gibt es verschiedene Arten, eine Torte zu glasieren.“

Bekommt Manning am Sonntag das größte Stück dieser Torte, ist ihm ein Happy End vergönnt, wie es nur die Allerwenigsten erleben.

Und Polians Gebete wären erhört worden.

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