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Markus Kraetschmer und sein neuer Job

Der Austria-Vorstand engagiert sich ab sofort im Basketball. Das sind seine Pläne:

Markus Kraetschmer und sein neuer Job

Markus Kraetschmer hat eine neue Aufgabe.

Der 44-Jährige hat dieser Tage nicht nur seinen Vertrag als AG-Vorstand der Wiener Austria bis Sommer 2021 verlängert, sondern engagiert sich ab sofort auch in einer anderen Sportart.

Seit Dienstag-Abend ist der Wiener Vizepräsident und Kassier der Vienna D.C. Timberwolves – einem Basketball-Zweitligisten.

Die Donaustädter sind bekannt durch ihre ausgezeichnete Nachwuchs-Arbeit. Jakob Pöltl und Bayern-Spieler Marvin Ogunsipe wurden von den Timberwolves ausgebildet. In Sachen Jugendförderung kooperiert der Verein  seit einiger Zeit mit dem FAK.

Bei LAOLA1 spricht Kraetschmer über seine neue Aufgabe, seinen Bezug zum Basketball und seine Ziele.

LAOLA1: Sie sind neuer Vizepräsident und Kassier der Timberwolves. Wie ist es dazu gekommen?

Markus Kraetschmer: Wir haben in den vergangenen Jahren ein bisschen im Stillen ein irrsinnig gutes Ausbildungskonzept, in dem uns eine duale Ausbildung (Anm. sportlich und schulisch) wichtig ist, erarbeitet. Wir haben die EWBA (Erste Wiener Ballsport Akademie) gegründet – das ist in Europa ein einzigartiges Modell, um das wir international beneidet werden. Da sind neben der Austria und den Timberwolves auch die Footballer von den Vienna Vikings und die Volleyballer vom SV Sokol dabei. Diese derzeit in Erdberg angesiedelte Schule soll im Zuge der Errichtung des Viola Parks auf den Laaerberg übersiedeln. Mit Timberwolves-Präsident Wolfgang Horak, ein absolutes Zugpferd, und meiner Faszination für Basketball – ich habe ja in der Jugend selbst gespielt – hat sich das entwickelt. Horak hatte die Idee, dass ich als Vizepräsident fungiere, um die Kooperation zwischen den beiden Vereinen zu dokumentieren. Wir wollen diese Kooperation intensivieren. Ich sehe mein Steckenpferd in der Entwicklung des Schulkooperations-Modells.

LAOLA1: Welche Aufgaben werden Sie außerdem übernehmen?

Kraetschmer: Ich habe bei der Austria einen Fulltime-Job und auch innerhalb der Bundesliga und des ÖFB einige Aufgaben – das hat Priorität. Ich komme von der finanziellen Seite und will mithelfen, dass die wirtschaftliche Basis weiter gefestigt wird. Die Schulkooperation soll weiter optimiert werden. Ich will den Fokus darauf legen, dass da nicht in der Fußball- sondern in der Ballsportschiene gedacht wird. Auch in Sachen Trainerausbildung könnten wir Synergien nutzen.

LAOLA1: Ins sportliche Tagesgeschäft werden Sie sich also nicht einmischen?

Kraetschmer: Überhaupt nicht! Horak hat mit Aldin Saracevic einen sportlichen Leiter und mit Hubert Schmidt einen sehr, sehr guten Trainer. Ich sehe meine Rolle ganz klar im Hintergrund. Es geht wirklich darum, diese Zusammenarbeit zu dokumentieren. Wir sind überzeugt, dass Basketball eine urbane, bekannte Sportart ist. Das Modell von anderen Großklubs – etwa dem FC Bayern oder Galatasaray – ist in gewisser Weise ein Vorbild. Wir sind zwei eigenständige Vereine, was ganz wichtig ist, aber wir wollen sehr eng kooperieren. Mir taugt extrem, dass die Schüler, die gemeinsam in der Klasse sitzen, in der Freizeit dann ihre Kollegen beim Fußball bzw. Basketball unterstützen. Das unterscheidet uns von anderen Klubs und ist für den einen oder anderen Jungen vielleicht der Auslöser, sich für uns zu entscheiden.

LAOLA1: Wenn nichts schiefgeht und Jakob Pöltl ab der kommenden Saison in der NBA spielt, könnte ja in Österreich wieder ein Basketball-Hype ausbrechen.

Kraetschmer: Das ist vollkommen richtig. Mir taugt Pöltls Weg irrsinnig. Von der Entwicklung her wäre er mit David Alaba vergleichbar. Natürlich ist David früh von der Austria weggegangen und hat sich bei den Bayern weiterentwickelt, auch Jakob wird sich am College weiterentwickeln müssen, um in die NBA zu kommen. Aber der Weg zeigt: Wenn du den Willen und ein Ziel hast, hast du hier alle Möglichkeiten. Der Sport kann einen Hype bekommen – erinnern wir uns nur an Tennis zu Zeiten von Thomas Muster. Uns muss aber noch etwas klar sein.

LAOLA1: Was denn?

Kraetschmer: Wir reden immer nur von den Superstars. Aber es schaffen viele nicht. Und für die sind wir genauso verantwortlich. Wir müssen ihnen mit einer guten schulischen und beruflichen Ausbildung Perspektiven für ihr späteres Leben bieten. Das ist ein Merkmal, das uns von anderen Klubs in Österreich unterscheidet. Aber natürlich braucht die Jugend Vorbilder – seien es Alaba oder Pöltl.

"In der zweiten Bundesliga, in einer umgebauten Tennishalle, aus der in den nächsten Jahren ein Schmuckkästchen gemacht werden soll, kommen bis zu 800 Zuschauer – das ist eine tolle Sache!"

LAOLA1: Ist der Aufstieg in die höchste Spielklasse langfristig das Ziel?

Kraetschmer: Der Wunsch ist da. Es ist wichtig, als Klub absolut auf gesunden Beinen zu stehen. Das langfristige Ziel ist sicherlich, in die Bundesliga aufzusteigen. Eine Voraussetzung ist aber, dass wir unser Grundmodell, verstärkt Leute aus dem eigenen Nachwuchs zu entwickeln, nicht verlassen. Dafür muss aber das Budget ausfinanziert sein und auch mit dem Wolves Dome noch einiges passieren. Wenn wir das klare Arbeitsprogramm, das es gibt, abarbeiten, ergibt sich der Erfolg von selbst. Man muss sich überlegen: In der zweiten Bundesliga, in einer umgebauten Tennishalle, aus der in den nächsten Jahren ein Schmuckkästchen gemacht werden soll, kommen bis zu 800 Zuschauer – das ist eine tolle Sache! Die eine oder andere Sportart würde sich so einen Zuspruch wünschen.

LAOLA1: Die Timberwolves erhoffen sich durch Sie sicher auch Kontakte zu Sponsoren.

Kraetschmer: Teilweise gibt es bereits jetzt Schnittmengen – etwa die Generali Gruppe. Ich glaube, dass es für beide Seiten befruchtend sein kann, weil vielen Sponsoren dieses Ausbildungskonzept gut gefällt. Aber noch einmal: Meine klare Priorität liegt bei der Austria, das Amt bei den Timberwolves bekleide ich ehrenamtlich.

LAOLA1: Werden Sie hin und wieder in der Halle zu sehen sein?

Kraetschmer: Wenn es der Terminplan zulässt, auf jeden Fall.

LAOLA1: Ich kenne Sie aus der Generali Arena, da nehmen Sie die Spiele emotional immer sehr mit…

Kraetschmer: Da werde ich Basketballspiele lockerer und mit mehr Distanz sehen können. Aber Sport ist Emotion – das ist das Faszinierende für mich. Die Timberwolves haben auch einen tollen Fanklub, der einen leicht ansteckt. Aber die Emotion ist bei der Austria sicher eine andere.

LAOLA1: Neben den Timberwolves sind auch noch die Vikings und Sokol bei der Ballsport Akademie dabei. Ist angedacht, dass sie dort auch in den Vorstand kommen?

Kraetschmer: Nein, diese Überlegung gibt es nicht. Man versucht, sich gegenseitig zu helfen, unterstützt sich – da muss man nicht unbedingt eine Funktion bekleiden. Außerdem hat mein Tag auch nur 24 Stunden. Ich habe auch eine Familie, der ich eine Verantwortung gegenüber habe.

Das Gespräch führte Harald Prantl

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