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Pöltl: "Wenn es rennt, dann rennt es einfach"

Österreichs NBA-Hoffnung im Interview über den "wahrscheinlich besten Jakob Pöltl":

Pöltl:

Dass Jakob Pöltl Spiel für Spiel Top-Leistungen abruft, gehört im College-Basketball mittlerweile zum Alltag.

Seit einigen Wochen ist der Wiener besonders gut bei Wurf: In sieben der letzten neun Spiele erzielte er mindestens 20 Punkte, meist mit exzellenten Trefferquoten von 70 Prozent oder besser. Insgesamt hält Pöltl in dieser Saison bei zwölf "Double-Doubles", zuletzt gelangen ihm drei in Folge. 

Von den starken Auftritten des 20-Jährigen profitieren auch seine Utes, die neun der vergangenen elf Spiele gewinnen konnten und damit drei Runden vor Ende der Regular Season in der Pac-12 Conference auf dem dritten Rang liegen. Bei drei verbleibenden Heimspielen ist sogar Platz eins in Reichweite.

Frage: Du bist seit einiger Zeit sensationell gut drauf. Sehen die Utes-Fans den bislang besten Jakob Pöltl?

Jakob Pöltl: "Das könnte man wahrscheinlich so sagen. Mit Vergleichen tue ich mir ein bisschen schwer, da ich mich in den letzten Monaten und Jahren stark weiterentwickelt habe und jetzt einfach ein besserer Basketballspieler bin. Im Moment läuft es definitiv gut – für uns als Team und für mich persönlich."

Frage: Was hat dir zu dieser Form verholfen?

Pöltl: "Es hat sicher viel mit Selbstvertrauen zu tun. Dazu kommt die Erfahrung: Ich bin doch schon in meiner zweiten College-Saison und ich weiß, wie es läuft. Wir sind durch gute und schlechte Phasen gegangen. Wenn das Team gut drauf ist, fällt es auch den einzelnen Spielern leichter, ihr Bestes zu zeigen. Ich bin in die letzten Spiele sehr aggressiv hineingegangen und habe versucht, den Ball zu fordern und das Spiel zu kreieren."

Frage: Sehr beeindruckend ist wie du sagst auch die Verfassung des Teams. Ihr wirkt viel souveräner als zu Jahreswechsel. Wie kam es zu dieser Entwicklung?

Pöltl: "Unsere Einstellung hat sich geändert. Wir sind eine Zeit lang etwas zu lasch an die Sache herangegangen und haben in der Defense, die eigentlich unsere Spezialität ist, stark nachgelassen. Daran haben wir gearbeitet, mit der verbesserten Defense ist auch das Selbstvertrauen zurückgekommen, was viele von unseren Shootern beeinflusst. Da wir jetzt von außen um einiges besser werfen, öffnet es große Räume für unser Insidespiel. Wenn es rennt, dann rennt es einfach."

Frage: Dennoch gab es vor der aktuellen Serie mit vier Siegen Rückschläge. Die Niederlage bei Oregon State war besonders bitter. Wie seid ihr damit umgegangen?

Pöltl: "Dieses Spiel hätten wir eigentlich schon fünf Minuten vor Schluss beenden müssen. Wir haben gegen Ende hin zu unkonzentriert gespielt, untypische Fehler gemacht. In der Schlusssekunde ein Foul an der Mittellinie zu begehen war so einer, aber wir haben deswegen nicht allzu lange gehadert. Im folgenden Spiel war Oregon einfach besser, danach haben wir zu Hause aber wieder zu unserem Spiel gefunden."

Frage: Nichtsdestotrotz kann sich die Auswärtsbilanz (5 Siege, 4 Niederlagen) in der Conference sehen lassen. Wie schätzt du die Chancen ein, dass ihr vielleicht sogar noch den Regular-Season-Titel einstreift?

Pöltl: "Wir werden versuchen, die verbleibenden drei Spiele zu gewinnen und schauen, was dann am Ende rauskommt. Oregon hat noch ein hartes Restprogramm, aber auch auf uns wartet besonders mit dem Spiel gegen Arizona eine schwere Aufgabe. Wenn wir dieses gewinnen, haben wir alle Chancen. Wenn wir verlieren, landen wir ziemlich sicher hinter Arizona und wahrscheinlich auch hinter Oregon. Unser Ziel, das wir uns vor ein paar Wochen gesetzt haben, war ein Top-Vier-Platz, damit wir im Pac-12 Tournament in der 1. Runde ein Freilos haben. Darauf bezogen sind wir jedenfalls auf einem sehr guten Weg."

Frage: Mit deinen konstant starken Leistungen hast du eine hohe Draft-Position wahrscheinlich sehr gut abgesichert. Lässt dich das ruhiger in die letzte Saisonphase gehen, oder beschäftigt dich das nicht?

Pöltl: "Egal ist es mir nicht - aber nicht, weil der Draft zuvor einen Druck auf mich ausgeübt hätte, sondern weil ich mich darüber freue, dass ich gut spiele und es mir bessere Chancen gibt, hoch gedraftet zu werden. Ich habe mir aber zu keinem Zeitpunkt der Saison Sorgen darüber gemacht, wo im Draft ich landen werde. Ich bin auch nicht auf eine spezielle Draft-Platzierung aus. Ich werde so oder so versuchen, das Beste daraus zu machen."

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