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Zollner nimmt zu seiner Entlassung Stellung

Der Meistertrainer ist weg! Bei Basketball-Champion nehmen die Erfolgsgaranten reißaus.

Zollner nimmt zu seiner Entlassung Stellung

Die finanziellen Probleme der Güssing Knights waren längst an der Öffentlichkeit - die Entlassung des zweifachen Meistertrainer Matthias Zollner war dennoch ein Paukenschlag.

Während der Deutsche zu den konkreten Modalitäten seiner Entlassung gegenüber LAOLA1 noch keine Angaben machen will ("Ich muss mir dazu erst rechtlichen Ratschlag holen"), hoffte er, die Saison in Normalbesetzung erfolgreich zu Ende zu bringen: "Ich habe daran geglaubt, es war natürlich eine Herzensangelegenheit."

Eine Erfolgsstory in der Krise

Die Zusammenfassung der Güssinger Probleme: Schon Ende der vergangenen Saison wurden Spielergehälter verzögert bezahlt, richtig zutage traten die Probleme erst zu Beginn der aktuellen Saison. Die Spieler waren nicht beim Verein, sondern der hoch verschuldeten Öko-Stadt-GmbH angemeldet - ein Lizenzverstoß, für den die ABL den Knights eine 10.000-Euro-Strafe sowie einen Abzug von neun Punkten aufbrummte.

Zudem bekam der Meister 2013/14 sowie 2014/15 Auflagen: Die GmbH musste in den Verein eingebracht werden, die Zahlung der Gehälter nachgeweisen werden. Erst am 16.2. ließ Liga-Präsident Karl Schweitzer verlautbaren, dass die Auflagen erfüllt wurden, es seien jedoch noch Rückstände bei Finanzamt und Gebietskrankenkasse vorhanden. Diese seien laut Aussagen von Obmann Reinhard Koch jedoch "bewältigbar".

Als Grund für die aktuelle Situation führt der Klub-Boss aus, dass durch die Nicht-Einhaltung von zwei Verträgen ein Budget-Loch entstanden sei.

Auch Burgess und Wright gehen

Zur weiteren Konsolidierung stellte Koch Anfang der Woche allen Spielern frei, den Verein zu verlassen - das hatten Davonte Lacy und Marko Soldo bereits getan, nun tun es ihnen auch Bradford Burgess und Jerrell Wright gleich. Weitere Abgänge sind laut Koch nicht ausgeschlossen, was sich auch auf die österreichischen Teamspieler Thomas Klepeisz, Moritz Lanegger und Sebastian Koch beziehen könnte.

Trotz alldem seien "die nächsten Monate nach wie vor nicht zu 100 Prozent gesichert", gaben die Knights nun in einer Aussendung bekannt. Das heißt in der Praxis: Sie trennen sich "aus Kostengründen und nicht einvernehmlich" von Meistertrainer Zollner.

LAOLA1 wollte von dem 35-Jährigen wissen, wie dieses "Nicht einvernehmlich" aussah. Seine Antwort: "Dazu kann ich momentan nichts sagen, weil ich mir dazu erst rechtlichen Ratschlag holen muss - ich bin im österreichischen Arbeitsrecht nicht wirklich bewandert."

Koch erklärt, dass man "unbedingt den Ligaplatz für die nächste Saison behalten" wolle.

Die Hoffnung war da

Ein schwächer dotierter Vertrag sei ihm nicht vorgelegt worden, sagt Zollner. Er habe auch noch daran geglaubt, die Saison mit der kompletten Besetzung zu Ende zu spielen: "Wäre die Mannschaft so zusammengeblieben, hätten wir durchaus ein gehöriges Wörtchen um den Titel mitgesprochen."

Trotz des Bewusstseins um die Probleme gewannen die Knights 20 ihrer 23 Ligaspiele. "Normalbetrieb war bei uns schon lange nicht mehr, weil diese Situation unglaublich belastend für die Spieler war, genauso wie für alle anderen Beteiligten. Assistenztrainer, Physiotherapeuten - bei einem professionellen Spielbetrieb hängt ja ein ganzer Rattenschwanz dran. Umso unglaublicher ist die Leistung, 20-3 zu sein, einzuschätzen", sagt Zollner.

Was nun bleibt, sind gemischte Gefühle. Einerseits Trauer: "Es tut mir speziell für die Spieler, aber auch für die Fans und die ganze Region unglaublich Leid." Andererseits Nostalgie: "Es waren unglaublich viele schöne Momente und eine enorm erfolgreiche Zeit."

Erstmal entspannen

Fürs Erste lehnt sich der Erfolgscoach zurück. "Ein Trainerjob ist nicht der entspannendste Beruf. Ich werde mir ein paar Tage gönnen, um über das Erreichte in den vergangenen Jahren nachzudenken und nochmal Revue passieren zu lassen", meint der Coach. Unter seiner Ägide verloren die Knights keine Playoff-Serie, mit zwei Aufstiegen im Europacup reüssierten die "Euro-Knights" auch international. 2013/14 wie 2014/15 wurde Zollner zum Coach of the Year gewählt.

Nicht die schlechteste Visitenkarte. Soll es also nun in eine bessere Liga gehen?

Zollner bleibt diplomatisch. "Ich werde mich in Ruhe mit meinem Agenten beraten und dann werden wir sehen, was für mich und meine Familie das Beste ist."


Martin Schauhuber

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