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Das ist der Reiz des US-Motorsports

Der Klassiker steht an! Darum haben Ovalrennen ihren eigenen Reiz:

Das ist der Reiz des US-Motorsports

Nur blödes Im-Kreis-Fahren? Des Amis liebste Form des Motorsports wird in Europa gern belächelt.

Sei es beim anstehenden Indy 500 oder der NASCAR: Rechtskurven sind in den USA so exotisch, wie ebensolche Ovalrennen in Europa. Zu gern wird die Linksfahrerei ob ihrer vermeintlichen Einfachheit und Monotonie belächelt.

Dabei ist der Vergleich mit der europäischen Rennsport-Tradition kein fairer. Anders heißt nicht unbedingt schlechter – nur anders.

LAOLA1 beschreibt die Faszination des US-amerikanischen Motorsports – und warum es nur ein Auge dafür braucht, um die Spannung nachvollziehen zu können. Damit seid ihr vorbereitet, um Fernando Alonsos Indy-500-Anlauf gut verfolgen zu können!

Wie die Abfahrt zum Slalom

Niemand käme auf die Idee, eine der beiden Disziplinen als den "echten" Skisport, ihre jeweiligen Dominatoren als die "besten" Skifahrer zu bezeichnen. Der Vergleich lässt sich anwenden: Abgesehen von der Gerätschaft und dem Ziel, am schnellsten von A nach B zu kommen, sind im Oval andere Eigenschaften gefragt, ein Vergleich gar nicht angebracht. Es sind andere Limits, an denen man sich bewegt. Nicht die richtige Linie durch ein Konglomerat an Kurven, sondern gleichmäßige Präzision am Limit von Mensch und Maschine. Wenn die Möglichkeiten der Linienvariation auf ein Minimum reduziert sind, Bremspunkte fast vollständig wegfallen, geht es im Kampf gegen die Konkurrenz um noch viel kleinere Feinheiten. Und was liegt im Motorsport näher, als ein ganzes Rennen mit dem Gaspedal nahe der Bodenplatte?

Teamarbeit im Vordergrund

Zugegeben: Die "klassischen" Qualitäten eines Fahrers, wie wir sie verstehen, müssen im Oval nicht immer abgerufen werden. Dafür rückt das taktische Können mächtig in den Vordergrund. Bei zusätzlich ähnlichen technischen Voraussetzungen für das ganze Feld machen Setup, Windschatten und Boxenstopp-Strategien einen viel größeren Teil des Erfolgs aus. Dass etwa beim "draften", dem Windschattenfahren im Pulk, der Hintermann profitiert, ist klar. Allerdings kann auch der Anführer einen etwas kleineren Beschleunigungsvorteil daraus ziehen. Darüber hinaus erleben die Beteiligten bei dauerhafter Nutzung des Windschattens auch einen verringerten Spritverbrauch, was wiederrum Auswirkungen auf die Rennstrategie hat. Wer den Anschluss an eine größere Gruppe verliert, kann so ganz schnell weg vom Fenster sein. Letztlich sind die Anleihen an den Radsport fast die größeren, als an andere Motorsport-Gattungen. Der Team-Aspekt rückt also ganz besonders in den Vordergrund. Kollege beim Andretti-Team, das den Wagen von Fernando Alonso betreut, ist neben Ryan Hunter-Reay, Marco Andretti und Takuma Sato übrigens Vorjahressieger Alexander Rossi…

Schach auf vier Rädern

Die grundsätzlichen Auswirkungen unterschiedlicher Boxenstrategien sind jenen in der Formel 1 nicht unähnlich. Da aber in allen relevanten US-amerikanischen Rennserien das Tanken nach wie vor erlaubt ist, sowie die Anzahl der Boxenstopps ans Zweistellige heranreichen kann, ist der Einfluss dementsprechend größer. Das gilt auch für die Frage, ob man eine der zahlreichen Safety-Car-Phasen zum Stopp nützen will, der einen locker ans Ende des Feldes spülen kann. Richtiges Timing, um wieder in den Verkehr zu kommen und nicht zu lange ohne Windschatten zu bleiben, gehört auch dazu. Alexander Rossi nutzte bei seinem Vorjahressieg eine Risikovariante und schleppte sich mit den letzten Spritreserven über die Linie. Wer nicht bereit ist, zu pokern, hat keine Chance auf den Triumph.

Immer am Limit

Wer mit 370 km/h nur ein paar Handbreit voneinander entfernt herumfährt, hat keinen Platz für Unkonzentriertheiten. Das gilt auch für kleine Fahrfehler, wie Sebastien Bourdais im Qualifying zu den Indy 500 feststellen musste. Eine Zehntelsekunde lang verlor er das Heck – schon landete er in der Mauer. Wohlgemerkt: Das irre Maß an Konzentration ist gute vier Stunden aufrechtzuerhalten! Dieser Ritt auf der Rasierklinge ist andererseits ganz im Sinne des action-orientierten, nordamerikanischen Sportfans. Und gerade, wo es in der Formel 1 krankt, sind IndyCar und NASCAR vital: Überholmanöver und ständiges Geschehen auf der Strecke.


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