War das die Vorentscheidung?
33 Punkte liegt Nico Rosberg nach seinem Premieren-Sieg in Japan vor seinem Teamkollegen Lewis Hamilton. In vier Rennen sind für beide Kontrahenten noch maximal 100 Zähler zu holen.
Mercedes-Aufsichtsratsboss Niki Lauda legt sich gegenüber "Sky" fest: "Wenn das alles normal weitergeht, wird Lewis Nico nicht mehr erwischen. Das ist für mich sonnenklar."
Rosberg selbst gibt sich im Hinblick auf die Fahrer-WM hingegen betont vorsichtig.
"Alles hat gepasst, wir hatten eine gute Strategie, ich habe mich wohl gefühlt", freut sich ein rundum glücklicher WM-Leader erstmal über seinen 23. Grand-Prix-Erfolg.
Rosberg: WM ist Tabuthema
Die Fahrer-Weltmeisterschaft bleibt für ihn weiterhin ein Tabuthema. Aus psychologischen Gründen.
"An meiner Herangehensweise ändert sich nichts. Ich schaue nicht auf die Punkte, ich denke nicht an die WM. Das werde ich weiter so halten", stellt Rosberg bei "Sky Sports F1" klar.
Damit will er verhindern, in der wichtigsten Phase der Saison den Fokus zu verlieren: "Es macht keinen Sinn daran zu denken. Ich will nicht zu rechnen beginnen und zweite Plätze nach Hause bringen."
Lauter zweite Plätze würden reichen
Diese würden ihm jetzt schon reichen. Sollte Hamilton alle verbleibenden Rennen gewinnen und Rosberg direkt hinter ihm ins Ziel kommen, hätte der Deutsche am Ende immer noch fünf Punkte Vorsprung.
Hamilton muss also nicht nur selbst überragend performen, sondern auch auf die Konkurrenz oder technische Probleme seines Rivalen hoffen, um doch noch seinen dritten Fahrer-Titel in Folge zu holen.
Der regierende Champion gibt sich nach seinem völlig verhauten Start, nach dem er immerhin noch Platz drei retten konnte, schmallippig.
"Ich habe einen Fehler gemacht. Dann wieder nach vorne zu kommen, war schwierig. Aber ich habe mein Bestes gegeben", so die Rennanalyse des Briten.
Schon in Italien, Kanada, Bahrain und China hatte der Weltmeister den Rennbeginn verpatzt. Hat er sich diesmal durch sein Verhalten abseits der Strecke selbst unnötig noch mehr Druck auferlegt?
"Ich habe ihn Backstage das ganze Wochenende gesehen, er war so konzentriert wie immer. Man darf nicht erwarten, dass er jetzt aufgibt. Es ist immer schwer gegen ihn und das wird auch so bleiben", meint Rosberg.
"Ich glaube nicht, dass ihn die Pressekonferenzen beeinflusst haben, weil das nicht seine Priorität hat. Ich würde das nicht auf den Start beziehen, weil das Racing danach toll war. Wie er sich zurückgekämpft hat, war außergewöhnlich", meint Teamchef Toto Wolff.
Hamilton: Großer Druck als Chance
Aufbauende Worte für den Weltmeister, denen wohl noch weitere im Flugzeug nach Europa folgen werden. Hamilton tritt die Heimreise gemeinsam mit Wolff und Lauda an.
"Unser Fokus wird darauf liegen, ihn wieder aufzubauen und die Reise nach Hause zu genießen. Er wird in Austin stark zurückschlagen", ist sich der Teamchef sicher.
Denn, so Wolff, während Rosberg mit seiner Von-Rennen-Zu-Rennen-Taktik gut fahren würde, brauche Hamilton eine andere Herangehensweise: "Lewis funktioniert am besten, wenn er unter Druck steht und ein Ziel vor Augen hat."
Mittlerweile sollte der Druck ein angemessenes Level erreicht haben.
Andreas Terler