Auch beim dritten Formel-1-GP von Österreich am Red Bull Ring in Spielberg am Sonntag (14 Uhr, LIVE im LAOLA1-Ticker) wird kein heimischer Fahrer am Start stehen.
"Wir sind etwas verwöhnt mit den vielen guten Fahrern, die wir schon hatten. Der Weg in die Formel 1 ist derzeit aber beinhart", sagt Christian Klien, der 2010 als letzter Österreicher einen GP bestritt.
"Es fehlt an gemeinsamen Vorgehensweisen und am Geld", weiß auch Hermann Viktor Lienhart, Manager von Nachwuchshoffnung Ferdinand Habsburg Lothringen.
"Wir sind ein kleines Land ohne starke Meisterschaften, und es gibt viele Länder, in denen Geld keine so große Rolle spielt", stimmt Klien zu. "In Österreich gibt es nicht einmal einen Motorsport-Verband, der wie der ÖSV Talente entwickelt", bekritelt der Vorarlberger.
"Fünf Millionen, nur um in die Nähe der F1 zu kommen"
Dabei gebe es diese Talente auch im heimischen Motorsport, ist Klien überzeugt. Diese seien aber aus genannten Gründen schwer zu finden.
Einzig durch Privatinitiativen oder im Red-Bull-Junior-Programm könnten Fahrer ausgebildet werden, weiß der ehemalige Red-Bull-Pilot Klien. Bekanntlich orientiert sich der Energy-Drink-Hersteller aus Salzburg aber global, auch deshalb sind Österreicher dort momentan keine mehr zu finden.
Nicht nur für Klien schaut es derzeit "düster" aus mit Österreichern in einem Formel-1-Auto. "Motorsport ist generell sehr teuer. Entweder unterstützen dich die Eltern oder Sponsoren, die dich vom Kart über die Formel-Serien in die Formel 1 bringen.
"Talent vorausgesetzt kostet die Investition in einen Fahrer sicher fünf Millionen Euro, nur um in die Nähe der Formel 1 zu kommen", weiß Klien. "Und dann brauchst du noch ein Extra-Budget, um dich fürs erste Jahr in die Formel 1 einzukaufen."
Austria's next F1-Weltmeister"
Einen eigenen Weg hat die Gruppe um Ferdinand Habsburg eingeschlagen. Nach dem Vorbild der englischen "Racing Step Foundation" unterstützt die "1stMILE"-Nachwuchsförderung neben Habsburg auch die zwei jungen Kartfahrer Mick Wishofer (16) und Lukas Dunner (14). Ziel ist eine gewährleistete Durchfinanzierung. Formel 3 koste bis zu einer Million, die GP2 an die 1,5 Millionen, rechnet Lienhart vor.
Die Ziele sind aber ganz hochgesteckt, denn der Weg vom Kart bis in die Formel 1 kostet laut Mercedes-Motorsportchef Wolff an die 8,5 Mio. Euro. "Austria's next F1-Weltmeister" lautet dennoch der Arbeitstitel, der auch für Habsburg gilt.
Der 1,85 m große Habsburg , der zehn Vornamen hat und sich selbst als "Double Eagle 62" präsentiert, soll in zwei oder drei Jahren bezahlter Profifahrer sein. "Er gehört zu den 30 bis 50 Nachwuchstalenten der Welt, die unter Beobachtung stehen", ist Lienhart überzeugt. Der Name Habsburg Lothringen öffne alleine aufgrund von Geschichte und Abstammung natürlich Türen leichter. "Wir konzentrieren uns aber auf Leistung. Der Motor der ganzen Geschichte ist der Erfolg."
Talente haben zu kämpfen
Mit Carlos Sainz Jr., Max Verstappen, Jolyon Palmer oder Kevin Magnussen sind derzeit einige Söhne ehemaliger Rennfahrer in der Formel 1 gut angekommen. In diese Richtung geht womöglich auch die ähnliche Privatinitiative von Alexander Wurz. Der ehemalige Formel-1-Pilot und zweifache Le-Mans-Sieger hat mit der ehemaligen Pressesprecherin seines Benetton-Teams Julia drei Söhne. Felix (13), Charlie (10) und Oskar (8) Wurz schlagen sich heute in diversen internationalen Kart-Meisterschaften bereits prächtig.
Dennoch sind Fahrer aus der Alpenrepublik Mangelware. Dabei sind immer wieder Talente hochgekommen. Philipp Eng etwa testete 2008 einen Sauber F1. Im Vorjahr gewann der Salzburger als erst dritter Pilot Porsche-Carrera- und Supercup. Lucas Auer fährt nach Jahren in der Formel 3 derzeit DTM für Mercedes. Sein Tiroler Landsmann Rene Binder kämpfte zuletzt in der Formel-1-Nachwuchsserie GP2, hat aber die Klasse gewechselt. In Spielberg steht er jedoch für den gesperrten Nobuharu Matsushita am Start, womit zumindest in der GP2 ein Österreicher hinterm Steuer sitzt.
Nico Hülkenberg stellt den Kurs in Spielberg vor: