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Legendäre Feindschaften in der Formel 1

Entflammt das Duell bei Mercedes erneut? Legendäre Feindschaften der Königsklasse:

Legendäre Feindschaften in der Formel 1

Kommt jetzt der "Krieg der Sterne"? Die Kollision zwischen Nico Rosberg und Lewis Hamilton in der Startphase des GP von Spanien sorgt jedenfalls für Diskussionen.

Die Teamführung wra schnell bemüht ist, die Aufregung zu beruhigen. "Lewis hat die Schuld auf sich genommen und sich entschuldigt. Wenn einer seinen Fehler einsieht, dann ist das für mich abgehakt", erklärt Niki Lauda.

Dass sich zwei Topfahrer in die Quere kommen können, ist in der Formel 1 allerdings nicht neu. Wir blicken zurück auf legendäre Team-Duelle:

Nigel Mansell vs. Nelson Piquet (1986, Williams)

Als zweimaliger Weltmeister beanspruchte Nelson Piquet den Nummer-eins-Status bei Williams. Dass sich der Brasilianer aber mit dem erstaunlich starken Engländer herumschlagen musste, ärgerte ihn maßlos. Die Führungsrolle wollte der Rennstall von Teamchef Frank Williams dem lamentierenden Piquet einfach nicht zugestehen. Das führte dazu, dass der Brasilianer immer wieder süffisant und auch böse stichelte. Beide Piloten nahmen sich am Ende der Saison dann gegenseitig so viele Punkte ab, dass 1986 Alain Prost in der WM-Wertung triumphierte.

Die Fehde ging auch nach ihrer Trennung bei Williams Ende 1987 weiter, wie es Autor Elmar Brümmer in seinem Buch "Rivalen der Rennstrecke" beschrieb: Piquet nannte Mansell weiter einen "ungebildeten Holzkopf".

Ayrton Senna vs. Alain Prost (1988 & 1989, McLaren)

Vielleicht das rücksichtsloseste aller Duelle. Der emotionale Brasilianer gegen den kühlen Franzosen. "Ayrton will mich nicht schlagen, er will mich demütigen, aber das ist seine Schwäche", analysierte Prost Ende 1988, als sich beide längst als Feindbilder erkannt hatten und Senna WM-Champion wurde. Zum Bruch kam es spätestens im April 1989, als der Franzose in Imola ein teaminternes Abkommen von Senna verletzt sah: Wer beim Start die Führung übernahm, dem gehörte auch die erste Kurve.

Den Klassiker der Karambolage unter Teamkollegen lieferten die McLaren-Piloten im vorletzten Rennen 1989 in Suzuka. Der Franzose kollidierte in der Schikane mit Senna - der Brasilianer konnte aber noch weiterfahren. Senna legte dann einen Boxenstopp ein und gewann sogar zunächst das Rennen. Später wurde er aber disqualifiziert, Prost wurde erneut Weltmeister.

Lewis Hamilton vs. Fernando Alonso (2007, McLaren)

Alonso kam als zweimaliger Weltmeister zum Rennstall von Ron Dennis und musste miterleben, wie dessen Zögling Hamilton eine herausragende Debütsaison hinlegte und vom Neuling zum Profi reifte. Am Ende dieser Extrem-Beziehung hatte McLaren keinen Titel und wegen der Spionageaffäre, bei der der Spanier als Kronzeuge auftrat, 100 Millionen Dollar und alle Konstrukteurspunkte verloren.

Zum Knall zwischen den Egomanen kam es in Ungarn, als Alonso den Rivalen in der Boxengasse blockierte. Das Missverständnis Alonso/Hamilton wurde zur Zerreißprobe für McLaren. Von der Dauerfehde beim irren Saisonfinale in Brasilien profitierte Ferrari-Mann Kimi Räikkönen, der am Ende in der WM-Wertung nur einen Zähler Vorsprung auf das spanisch-britische Duo hatte.

Sebastian Vettel vs. Mark Webber (2010-2013, Red Bull)

Am Ende ihrer "Inteam-Feindschaft" hatten Sebastian Vettel und Mark Webber 16 Doppelerfolge eingefahren - nur Michael Schumacher und Rubens Barrichello (24) sammelten für Ferrari mehr. Doch von mehr als anfänglichem Respekt war die Red-Bull-Beziehung nie geprägt. Schon 2010 kam es in der Türkei in Runde 40 zum Crash. Nach dem Aussteigen zeigte Vettel einen Vogel - und meinte wohl seinen Teamkollegen.

Die Fehde setzte sich fort. Schließlich war der in der WM besser platzierte Australier in Brasilien verärgert, dass Vettel das vorletzte Saisonrennen in Sao Paulo gewinnen durfte. In Abu Dhabi wurde der Deutsche dann sensationell Weltmeister. Unvergessen bleibt auch Vettels "gestohlener Sieg" von Malaysia 2013, als er die Teamorder missachtete, mit Vollgas Jagd auf Webber machte und noch gewann. Damit begann die Eiszeit zwischen den Red-Bull-Piloten.

Nico Rosberg vs. Lewis Hamilton (2014-2016, Mercedes)

Zwei Top-Fahrer im stärksten Auto - nur einer kann Weltmeister werden. Da sind brenzlige Situationen fast vorprogrammiert. Umso bermerkenswerter, dass sich die Konflikt-Szenen in der Partnerschaft in Grenzen halten - zumindest solche, mit direkten Folgen. Erstmals kracht es zwischen den beiden Silberpfeilen beim GP von Belgien 2014. In der 2. Runde setzte Rosberg zu einem gewagten Überholmanöver in Les Combes an, kam aber nicht vorbei. Stattdessen erwischte er das linke Hinterrad von Hamilton, der sich in der Folge mit Reifenschaden in die Box schleppte. Hamilton gab letztlich kurz vor Schluss auf - und meinte nach der Aussprache, dass Rosberg Absicht zugegeben habe: "Er sagte, er hätte den Unfall vermeiden können, wollte es aber nicht, um ein Zeichen zu setzen."

In der Saison 2015 gab es zwar keinen direkten Vorfall, aber immer wieder Scharmützel zwischen den Piloten. Etwa in Austin, als sich Hamilton mit einem harten Manöver in Kurve eins an Rosberg vorbeipresste. Vor der Siegerehrung ließ Rosberg seinen Frust freien Lauf, warf Hamilton eine Kappe, die dieser ihm zuwarft, zurück und beschuldigte ihn, beim Start zu weit gegangen zu sein. 

Bei GP von Spanien 2016 krachte es dann wieder. Hamilton verlor den Start, wollte mit aller Gewalt sich an Rosberg. Der konterte hart, machte die Tür zu. Hamilton kam auf die Wiese, drehte sich und schoß seinen Teamkollegen ab. Für Niki Lauda war in einer ersten Reaktion die Schuldfrage klar: "Das ist unakzeptabel. So man nicht fahren. Schuld ist Lewis, der mit aller Kraft vorbei wollte, wo man nicht vorfahren kann." Nach einer ersten Teambesprechung zeigte sich Teamchef Toto Wolff deutlich diplomatischer: "Niki hat die Rennfahrer-Brille auf, das ist verständlich." Für den Wiener war es ein "Rennunfall".

Mercedes wird jedenfalls weiterhin auf Teamorder verzichten. "Wir werden sie auch weiterhin racen lassen. Das waren diesmal nur ein paar unglückliche Umstände, die uns als Team verlieren lassen haben."


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