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Olympias scheinheiliger Idealismus

Rio-Absagen der Superstars sind ein Fingerzeig für scheinheiliges IOC-Konzept. Kommentar:

Olympias scheinheiliger Idealismus

Ruder-Legende Steven Redgrave traf den Nagel auf den Kopf. Der Brite meinte, dass für die Golf-Stars das Zika-Virus nur eine willkommene Ausrede sei, um für die Olympischen Spiele abzusagen. „Sie mögen die Idee von Olympia, aber im Endeffekt sind ihnen die Major-Turniere viel wichtiger“, sagte der 54-Jährige in der „BBC“.

Klar führt der Virus – oder vielmehr die Angst davor – zu gewissen Unsicherheiten im Vorfeld der anklopfenden Olympischen Spiele in Rio. Doch dass deswegen gleich 20 Top-Golfer, darunter die ersten Vier der Welt, allesamt sagen „Ach, lieber nicht“?

Machen wir uns nichts vor: Die Olympische Idee lebt von Idealismus.

Teil von etwas Althergebrachtem, etwas Großem zu sein – dies versprüht diesen Zauber. Doch Idealismus hört nun mal auf, wo Business anfängt. Eine Eigenheit, die auch abseits von Sport Gültigkeit besitzt.

Aber genau hier beginnt die Schieflage dieser sogenannten Olympischen Idee, auf welche das von Pierre de Coubertin geschaffene IOC das Patent besitzt. Diese Idee ist nicht mehr als eine imaginäre Schleife, eine durch unzählige große Ereignisse aufgeladene Aura, welche einem Wettkampf besagten idealistischen Glanz verleiht. Der wirkt angesichts der knapp 700 Mio. Euro Rücklagen (Stand Anfang 2014) der „Non-Profit“-Organisation IOC jedoch geradezu absurd. Die Cashcow, die selbst Geld wie Heu macht, aber kein Preisgeld ausschüttet und seinen Athleten auch noch jegliche Eigenwerbung verbietet.

Eine Schieflage, die nur Idealisten uneingeschränkt in Kauf nehmen – und wegen der raren Gelegenheit für viel Aufmerksamkeit de facto auch müssen. Andere, die nicht darauf angewiesen sind, überlegen sich zweimal, sich den IOC-Rahmenbedingungen zu unterwerfen.

Insofern sind die Absagen von Golfern, Tennis-Assen, Basketball-Stars, etc… weniger als Kritik am Idealismus der Athleten zu werten, sondern viel mehr als Denkanstoß für das IOC, seine Haltung zu hinterfragen.

Aber machen wir uns auch hier nichts vor: Ein Einlenken erscheint aus heutiger Sicht unmöglich. Zu elitär ist die Stellung – oder zumindest die Selbsteinschätzung – der Olympier im Weltsport und zu ertragreich das aktuelle Konzept.


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