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Runter vom Gas! So schlecht sind die Spiele nicht

Übertriebene Kritik an Österreichs Athleten und Olympiastadt sind nicht angebracht.

Runter vom Gas! So schlecht sind die Spiele nicht

Die Erleichterung über die erste Medaille bei den Sommerspielen in Rio im österreichischen Lager ist überall spürbar.

Grenzenlose Freude bei den Kollegen aus dem Segel-Team, auch wenn dem einen oder anderen Duo aufgrund der sportlichen Resultate gar nicht zum Lachen zumute ist. Ehrliche Gratulation aller Olympia-Sportler aus Österreich und dazu großer Respekt der Segler aus Nationen die am Meer ihr Handwerk erlernt haben, wo Segeln große Tradition besitzt und die mit Bewunderung anerkennen, was da im Binnen- und Alpin-Land Österreich geleistet wird.

Allein, wie die argentinische Legende Santiago Lange nach seiner Goldmedaille in der Nacra17-Klasse über Thomas Zajac und Tanja Frank sprach und den Auftritt der österreichischen Boote öffentlich lobte, ist aller Ehren wert und geht runter wie eine Medaille.

Dass sich diverse heimische Sportler via Presseaussendungen über die mediale Bezeichnung Olympia-Touristen beschweren, ist nachvollziehbar. Dass einige Athletinnen und Athleten die mediale Aufarbeitung ihrer Auftritte in Rio zumindest gleich arg schmerzt wie ihr sportliches Abschneiden, geht gar nicht.

Zumindest 60 der 71 Olympia-Teilnehmer vertreten Österreich in Brasilien würdig und haben sich jenen Respekt verdient, der den Top-Athleten ihrer Zunft gebührt. Olympia ist kein Wunschkonzert und jede Top-Ten-Platzierung (davon hat Österreich aktuell 17!) eine herausragende Leistung. Das geht leider viel zu oft unter, wenn es im Konzert der 206 Nationen nur um Gold, Silber und Bronze geht und eine ganze Nation sich nach den Wettkämpfen in den Medaillenspiegel schauen will. Bildhübsch schaut anders aus, zum Fürchten ist das, was da rausschaut, aber auch wieder nicht.

Auch ich habe nach dem letzten Kommentar mein Fett abbekommen. Ein Fechter und die Beachvolleyballer waren alles andere als happy über jene Summen an Förderungen, die ich aus gut informierter Quelle genannt habe. Dabei wollte ich nur einmal mehr die verkrusteten Sport-Strukturen und das undurchsichtige Fördersystem in Österreich kritisieren. Sollte ich dem einen oder anderen Athlet dabei zu nahe getreten sein, dann tut mir das leid.

Österreichs Olympia-Sportler und ihre Leistungen sind beim Mega-Event jedenfalls das geringste Übel. Die Funktionärs-Krise ist hingegen ausgewachsen und gehört nach Rio ein für allemal behoben. Minister Doskozil hat's versprochen. Wir werden die Worte an seinen Taten messen.

Dass aber auch der heimische Sportjournalismus in der Krise steckt, wird angesichts der Berichterstattung in einigen Medien offensichtlich. Hallo, bitte nicht die Tageszeitung "Österreich" mit Österreich bei Olympia verwechseln und das sind nicht R. Sommers Spiele, sondern die Sommerspiele!

Diesbezüglich, liebe Kollegen, sollten wir uns alle an der Nase nehmen und lieber drei Mal überlegen, wen wir an den medialen Pranger stellen, ehe mit Worten wie Olympia-Touristen, Peinlichkeit und Versager nur so um sich geschmissen wird. Auch passt es nicht zusammen, wenn man drei Jahre lang gegen den Gigantismus der Spiele wettert und sich in Rio dann ärgert, dass nicht alle zwei Minuten ein Bus in jedes Stadion fährt und nicht jeder Journalist einen fünfsprachigen Volunteer zur Seite gestellt bekommt. Wer fordert, dass die Spiele wieder heruntergefahren werden, der muss auch so manche Unannehmlichkeit in Kauf nehmen.

Eine realistische Einschätzung der sportlichen Leistungen und ein genauer Blick auf die ersten Spiele in Südamerika zeigt jedenfalls, dass sowohl Österreichs Olympia-Team als auch die Metropole Rio ihre Sache angesichts der nicht einfachen Rahmenbedingungen durchaus mit Bravour bewältigen.

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