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Koller ist längst kein Wunderwuzzi mehr!

Schweizer wollte nie Wunderwuzzi sein. Doch für WM 2018 braucht's jetzt ein Wunder.

Koller ist längst kein Wunderwuzzi mehr!

Es war einmal ein relativ unbekannter Schweizer, der vor fünf Jahren überraschend zum Teamchef in Österreich bestellt worden ist. Marcel Koller wollte kein Wunderwuzzi sein und schaffte es dennoch alle seine Kritiker binnen kurzer Zeit eines Besseren zu belehren.

Kollers Konzept war einfach. Er stellte eine Mannschaft aus Legionären zusammen und setzte auf Kontinuität. Egal, ob die ÖFB-Spieler bei ihren Vereinen auf der Tribüne saßen. Völlig gleichgültig, ob sie außer Form waren und über eine Reservisten-Rolle nicht hinauskamen. Koller schenkte seinem Kader bedingungslos das Vertrauen und die Spieler zahlen es ihm zurück. Österreich fegte ungeschlagen durch die EM-Qualifikation für die EURO 2016. Der schmähbefreite und stets sachlich agierende Schweizer wurde wider Willen doch noch zum Wunderwuzzi und als Österreicher des Jahres gefeiert.

Es war einmal ein Fußballmärchen, dem dann allerdings das Happy End fehlte.

Die EM in Frankreich wurde zum Alptraum, zum kollektiven Versagen. Marcel Koller blieb in Personalfragen (leider) seiner Linie treu. Auch wenn der eine oder andere angeschlagen, ohne Spielpraxis oder völlig von der Rolle war. Plötzlich experimentierte Koller ohne Not mit der Dreierkette. Das Ende ist bekannt. Die Lehren aus dem EURO-Desaster waren schnell und halbherzig gezogen. Österreichs Qualifikationsgegner Schweden und Russland gaben in Frankreich eine ähnlich desolate Vorstellung wie Kollers Kicker und relativierten im Nachhinein die großen rot-weiß-roten Erfolge in den Quali-Partien. Europa hatte sich längst ein Bild vom neuen "Wunderteam" aus Österreich gemacht und sich schnell auf das Spiel der Alpen-Bubis eingestellt.

Koller war es egal. Er blieb bei seinem Kader, setzte weiter auf den nicht jünger werdenden Janko als Solo-Stürmer, verzichtete auf den auffallend starken Schöpf, ließ Torjäger Burgstaller links liegen und wagte wieder einmal ein Experiment, das völlig in die Hose ging.

Kevin Wimmer, der Prototyp eines kantigen, laufschwachen und technisch begrenzten Innenverteidigers, sollte plötzlich den Abgang von Kapitän Christian Fuchs auf der linken Abwehrseite lösen. Drei Mal probiert, drei Mal hat es überhaupt nicht funktioniert.

Es war einmal der Traum von der WM 2018 in Russland. Nach vier von zehn Partien gibt Koller nur noch Durchhalte-Parolen aus und wirkt planlos. Während gegnerische Teamchefs auf spezielle Situationen, Rückstände bzw. Führungen reagieren und ihr Spielsystem binnen der 90 Minuten ändern, fehlt der ÖFB-Auswahl ein dringend notwendiger Plan B, um nicht zu sagen ein Matchplan. Koller wirkt ratlos und vermisst bei seiner Truppe einzig das positive Momentum der EM-Quali.

Nach einem einzigen mickrigen Pünktchen aus den beiden Heimspielen gegen Wales und Irland sowie der Niederlage in Serbien ist Österreichs WM-Teilnahme bereits vor der Halbzeit der Qualifikation nur noch theoretischer Natur.

Und ab sofort urteilt auch der Großteil der Stammtisch-Teamchefs im Lande bezüglich Marcel Koller wohl nur noch – es war einmal…






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