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Rapid und seine Trainer - ein Griff ins Klo

Krisen in Grün-Weiß haben Tradition. Was Präsident und Geschäftsführer dafür können.

Rapid und seine Trainer - ein Griff ins Klo

Der SK Rapid hat in seiner über 100 Jahren langen Geschichte bereits viele Krisen überstanden.

Die aktuelle Krise ist eine äußerst hartnäckige. Und sie ist in erster Linie eine Ergebnis-Krise. Das sieht man auch daran, dass die Anhänger ihren Verein weiter tatkräftig unterstützen und selbst vom harten Kern keine "Vorstand raus, alle raus"-Rufe, -Transparente oder -Kundgebungen zu vernehmen sind. Nicht einmal der möglicherweise erste Platzsturm im schmucken Allianz-Stadion ist in den hintersten Tiefen diverser Foren zu finden...

Rapid hat in den letzten Jahren vieles richtig gemacht. Nicht nur das neue Stadion sorgt für perfekte Rahmenbedingungen. Der Verein ist gut aufgestellt und es fällt nicht leicht, Schuldige an der sportlichen Misere zu finden. Nur sieben Siege in 25 Meisterschaftsrunden sind ein Armutszeugnis für die Grün-Weißen. Die 18 Punkte Rückstand auf den Erzrivalen FK Austria schmerzen viele möglicherweise ärger als etliche Derby-Niederlagen. Und ohne den Teufel an die Wand zu malen - der Abstieg ist nur mehr neun Punkte entfernt.

Es klingt wie ein Aprilscherz, aber ausgerechnet am 1. April beginnt für Rapid die "Woche der Wahrheit". Die Hütteldorfer gastieren hintereinander bei Nachzügler SKN St. Pölten und eine Woche später beim Schlusslicht in Ried. Dazwischen muss Rapid neuerlich in die niederösterreichische Hauptstadt und hofft dabei im ÖFB-Cup-Viertelfinale (5.4.) die Hoffnungen auf einen internationalen Einsatz am Leben zu halten. Aber: Rapid und der Cup-Bewerb – das ist bekanntlich noch einmal eine eigene Geschichte und eine weitere (Ergebnis)-Krise.

Der aktuelle Negativlauf – noch kein einziger Sieg 2017! – wirft viele Fragen auf. Sicher ist, dass Präsident Michael Krammer und Geschäftsführer Wirtschaft, Christoph Peschek, in Sachen Personalfragen seit knapp zwei Jahren glücklos, wenn nicht gar fahrlässig gehandelt haben.

Dass nach der überraschenden Freistellung von Trainer Zoran Barisic im Juni 2016 die Bestellung von Mike Büskens keine gute Wahl war und das deutsche Ex-Schalke-Duo mit dem bis dahin geschätzten und gut arbeitenden Sportdirektor Andreas Müller ("Büskens als Rapid-Cheftrainer ist alternativlos!") nur im Paket zu kündigen war, ist im Nachhinein ebenso sicher wie der Umstand, dass Damir Canadi kein Wunderwuzzi ist und möglicherweise neue Probleme und Sorgen hervorruft.

Gut möglich also, dass der erfolgreiche Wirtschafts-Kapitän Krammer und der ehrgeizige Jung-Politiker Peschek vom Fußball doch nicht so viel verstehen, wie sie glauben. Sicher ist auch, dass persönliche Eitelkeiten im Profi-Sport noch nie zum Erfolg geführt haben. Siehe Kartnig, Svetits, Stronach... Das mag zwar hart klingen, aber beide erwecken den Eindruck, in erster Linie "Rapid-Fans" zu sein.

Ihre wichtigsten Personal-Entscheidungen - Chef-Trainer und Sportdirektor sind wohl oder übel die wichtigsten Angestellten eines Vereins - waren ein Griff ins Klo. Vom Barisic-Rauswurf über das Durchwinken von Büskens auf Anraten von dessen Vertrauten Müller bis hin zum überhasteten Engagement von Canadi. Fredy Bickel ist vorerst kaum zu bewerten.

Irgendwie klingt mir da ein Zitat von Ex-ÖFB-Präsident Beppo Mauhart in den Ohren, der einst über Österreichs Fußballvereine meinte: "Es wundert mich immer wieder, wie Kapazunder aus der Wirtschaft oder Politik, sobald sie an der Spitze eines Klubs stehen, ihr Hirn ausschalten und sich wie Fans benehmen!"

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