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Ungerecht behandelt?

ÖFB-Stars schlagen Schlagzeilen auf den Magen. Wichtig ist dabei ein Aspekt:

Ungerecht behandelt?

Christian Fuchs hat es bei der Verabschiedung beim Bundeskanzler getan: „Das geht in Österreich immer schnell. Wenn wir gewinnen, sind wir die Besten. Wenn wir verlieren, wird alles in Frage gestellt.“

Robert Almer hat es vor dem Abflug in Schwechat getan: „Es seid ja ihr, die immer alles negativ sehen.“

Auch Marc Janko hatte keine Freude mit der Berichterstattung nach dem Niederlande-Spiel: „Das haben wir irgendwo so erwartet. Wir sind lange genug Österreicher, um dieses Schwarz-Weiß-Denken genau zu kennen. Die Spanier haben verloren, die sehen das auch nicht so tragisch. Die Deutschen haben 1:3 gegen die Slowakei verloren, da hat auch keiner so aufgebrüllt. Das ist in unserer Kultur so drinnen.“

Und Sebastian Prödl hat es in Mallemort getan: „Die Kritiker wird es immer geben. Die gab es auch nach dem Holland-Spiel, obwohl wir ein gutes Spiel gemacht haben. Wir haben mittlerweile aber genügend Spieler mit Erfahrung in unseren Reihen, die mit dieser Situation ganz gut umgehen können.“

Der entscheidende Aspekt ist der letzte. Der richtige Umgang mit solchen Schlagzeilen.

Welche Schlagzeilen konkret den ÖFB-Stars auf den Magen geschlagen haben, ist offen – mutmaßlich kommen sie aus dem Boulevard-Bereich, irgendwer in Österreich wird einer unnötigen Panik die Krone aufgesetzt haben.

Im Prinzip ist das auch egal. Denn auf einen grünen Zweig in der Einordnung von Testspiel-Ergebnissen und -Leistungen werden ÖFB-Vertreter und Medienszene womöglich nicht so schnell kommen. Die unterschiedlichen Blickwinkel auf diese Partien ohne echten Wettkampf-Charakter gab es schon immer und wird es vermutlich immer geben.

Gerade in der aktuellen Phase so kurz vor einem Großereignis ist die Gefahr, dass medial hyperventiliert wird, natürlich umso größer.

Aber: Genau dieses Flair eines Turniers, diese zum Teil nervösen Stimmungslagen, diesen sicherlich recht heftigen Druck – das alles wollten wir alle gemeinsam. Ob Mannschaft, Medien oder Fans, hier sitzen alle im selben Boot und haben die Qualifikation für ein Großereignis lange genug herbeigesehnt, samt aller dazugehörigen Begleiterscheinungen.

Wird das ÖFB-Team daher tatsächlich ungerecht behandelt? Nein, natürlich nicht.

Denn – Ausnahmen bestätigen die Regel – unter dem Strich gibt es unfairere Medienlandschaften als jene in Österreich. Nach Niederlagen wie gegen die Niederlande oder holprigen Leistungen wie beim Sieg gegen Malta können unangenehme Fragen vorkommen. Außerdem gehört Kritik bis zu einem gewissen Grad zum Business dazu.

Und diese Legionärs-Auswahl kennt dieses Business inzwischen nur zu gut. In ihren fußballerischen Wahlheimaten werden die Teamspieler auch nicht immer mit Samthandschuhen angefasst.

Womit wir wieder beim Umgang mit dieser Kritik wären. Es ist kaum anzunehmen, dass sich die ÖFB-Kicker von diesem leichten Gegenwind aus der Ruhe bringen lassen, was in der weniger stabilen Phase vor der Ära von Teamchef Marcel Koller vielleicht bisweilen der Fall gewesen sein mag.

In Wahrheit sollte ihnen in einer Phase wie dieser jedes gesprochene wie geschriebene Wort sogar wurscht sein – leichter gesagt, als getan.

Aber wenn es stattdessen als – selbstredend ohnehin nicht notwendige - Extramotivation dient, haben am Ende alle was davon. Medien als gemeinsamer Außenfeind haben schon öfter zusätzliche Kräfte freigesetzt, und gegen eine erfolgreiche EURO wehrt sich wiederum kein Medium in Österreich.

Geht der Auftakt gegen Ungarn jedoch schief, kann man jetzt schon prophezeien, dass die ÖFB-Elf ein neues Level an Kritik kennenlernen wird.

Schlimm? Nein. In Wahrheit hoffen wir ja alle, dass wir Druck-Situationen wie diese in Zukunft nicht nur alle zehn bis 20 Jahre erleben, sondern uns daran gewöhnen dürfen.


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