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Man sollte Schlieri noch nicht abschreiben

Warum man Gregor Schlierenzauer trotz seiner schweren Verletzung nicht abschreiben sollte:

Man sollte Schlieri noch nicht abschreiben

Die schlimmsten Befürchtungen haben sich bewahrheitet - Gregor Schlierenzauer hat sich bei seinem Unfall beim Skifahren in Kanada das Kreuzband gerissen.

Nun rätseln Fans, ob der Rekord-Adler nie mehr auf die Schanzen dieser Welt zurückkehren wird. Immerhin befindet sich der 26-Jährige in einem Karriere-Loch. In den letzten drei Saisonen feierte das ehemalige Wunderkind magere drei Siege, seit Dezember 2014 wartet er auf einen Erfolg im Weltcup.

An fehlender Motivation mangelte es nicht, vor der letzten Saison hatte „Schlieri“ akribisch gearbeitet und so fokussiert und gut vorbereitet wie selten zuvor gewirkt. Nach schwachen Leistungen bei der Vierschanzentournee beendete er seine Saison jedoch vorzeitig und tauchte ab. Pause vom Spitzensport, einfach nur das Leben abseits der Weitenjagd genießen.

Irgendwie ironisch, dass er sich ausgerechnet in der Auszeit vom Spitzensport die schwerste Verletzung seiner Karriere zuzieht. Wird der Tiroler nun also die Stiefel an den Nagel hängen?

Er selbst will die Entscheidung erst nach seiner vollständigen Genesung in etwa acht Monaten treffen. „Ich muss zuerst wieder völlig fit werden, dann kann ich mich neu ausrichten, so viel ist klar.“

Oberste Prämisse sei die Genesung. „Mein Ziel ist es, wieder maximal gesund zu werden, daran werde ich mit voller Energie und Zielstrebigkeit arbeiten, aber ich werde den Dingen ihren Lauf lassen und mir solange Zeit dafür nehmen, wie notwendig.“ Keine Rede von schnellstmöglicher Rückkehr auf die Schanze, kein Ärger darüber, dass er große Teile der so wichtigen Sommervorbereitung verpasst.

Irgendwie ungewohnt für den ansonsten so verbissen wirkenden Skisprung-Star. Auch seine restlichen Aussagen wie jene, dass die Verletzung „natürlich bitter und schon ein Rückschlag“ sei, „aber es ist bei weitem keine Tragödie“ und „es gibt keinen Grund, den Kopf hängen zu lassen, alles halb so wild“, lassen darauf schließen, dass für ihn durch die schwere Verletzung keine Welt zusammenbricht.

Ein Indiz dafür, dass er seine Karriere aufgrund der Verletzung beendet und nie mehr in den Spitzensport zurückkehrt? Mitnichten. Wohl eher ein Zeichen dafür, dass ihm die Auszeit gut getan und Schlierenzauer an Lockerheit gewonnen hat. An ein Ende seiner glorreichen Karriere glaube ich nicht. So komisch es klingen mag, vielleicht ist gerade die Verletzung bzw. die Reha der größte Ansporn für den Super-Adler.

Es noch einmal allen zu zeigen, die ihn spätestens jetzt abschreiben. Die Olympischen Spiele 2018 vor Augen (Einzel-Gold bei Olympia ist der einzige Titel, der ihm noch fehlt) und dennoch noch genug Zeit, sich gewissenhaft auf die Großveranstaltung vorzubereiten. Schlagzeilen zu schreiben, nach einer schweren Verletzung noch Springen zu gewinnen.

Spitzensportler sollte man nie vorzeitig abschreiben. Ausnahme-Könner wie Gregor Schlierenzauer schon gar nicht.

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