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Deshalb läuft es bei Thomas Vanek

... und er trotzdem nicht gebührend respektiert wird:

Deshalb läuft es bei Thomas Vanek

Angeschlagene Boxer sind am gefährlichsten. Sagt man, trifft aber nicht immer zu. Im Fall von Thomas Vanek tut es das sehr wohl.

Nach seiner Leidenszeit bei den Minnesota Wild samt vorzeitiger Vertragsauflösung schien es, als seien seine guten Tage in der NHL vorbei. Nach der - an Scorerpunkten gemessen – schwächsten Saison seiner Karriere waren die Erwartungen an Österreichs Eishockey-Aushängeschild gering.

Zu Beginn der neuen NHL-Saison straft Vanek aber alle Kritiker Lügen. Nach seinem Doppelpack zum Saisonauftakt legte er nun drei Assists nach. Damit hält er bei hervorragenden fünf Scorerpunkten in drei Spielen für die Detroit Red Wings.

Die Gründe für den Traum-Start

Doch warum läuft es bei seinem neuen Arbeitgeber so viel besser? Mehrere Faktoren spielen eine Rolle.

Ganz wichtig ist zum Beispiel das Vertrauen der Coaches. Obwohl Vanek wie in Minnesota "nur" in der auf dem Papier dritten Linie zum Zug kommt, scheint die Chemie mit Teamkollegen und Trainerteam viel besser zu sein als bei den Wild. Zudem darf er bei den Red Wings in der ersten Powerplay-Linie zeigen, was er kann. In Überzahl gehört der ÖEHV-Legionär nach wie vor zu den allerbesten Spielern der Welt.

Das System in Detroit kommt Vanek generell entgegen. Unter Coach Jeff Blashill wird offensiveres Hockey gespielt, während in Minnesota eher auf eine gesicherte Defensive und schnelle Konter gesetzt wurde. Bereits bei seiner Unterschrift in der "Hockeytown" kündigte Vanek an, dass ihm das System besser liegen wird. Scheinbar behält er damit Recht.

Der wichtigste Faktor für Vaneks furiosen Saisonstart liegt aber nur in seiner Hand: Die Einstellung. Er scheint motiviert wie selten zuvor, kam sichtbar fit ins Trainingscamp und wirkt auf dem Eis spritzig wie lange nicht. Das bittere Aus bei den Wild scheint ihn tatsächlich angespornt zu haben.

Vanek scheut zu Beginn dieser Saison keinen Zweikampf, geht in den Mann, setzt stark nach, gewinnt Eins-gegen-Eins-Duelle, hilft im eigenen Drittel aus – und wird dann auf der anderen Seite der Eisfläche dafür belohnt.

Der neue Thomas Vanek

Bestes Beispiel sind zwei seiner drei Tor-Vorlagen gegen Ottawa, als er seinem Gegenspieler die Scheibe im Angriffsdrittel abluchste und seinen Mitspieler anschließend ideal bediente. Im Gegensatz zu seiner Zeit bei den Wild werden seine Vorlagen nun zum Großteil verwertet. In drei Spielen führte nun schon drei Mal eine Scheibeneroberung des Österreichers zu einem Tor seiner Mannschaft.

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Ein Puckgewinn und anschließender Assist? Zu seiner Zeit bei den Minnesota Wild Utopie, bei den Red Wings fast schon alltäglich. Doch das ist eben ein neuer Thomas Vanek. Einer, der seine Kritker Lügen strafen will.

Beweisen muss Vanek aber niemandem etwas. Zu viel hat er in seiner Karriere erreicht. Als erster und einziger Österreicher wurde er in den Top 10 des Drafts gezogen, als erster und einziger Österreicher gelangen ihm über 40 Tore in einer NHL-Saison, als erster und einziger Österreicher gewann er einen NHL-Award (Plus/Minus im Jahr 2007).

Diese Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Vanek ist der beste Eishockeyspieler, den Österreich jemals hervorgebracht hat. Das ist Fakt. Und er wird es auch noch lange bleiben, vielleicht sogar für immer. Was wir an ihm haben bzw. hatten, werden wir wohl erst zu schätzen wissen, wenn er nicht mehr in der NHL spielt.

Kein Verständnis für mangelnden Respekt

Dass ihm dafür in der Heimat wenig Respekt entgegengebracht wird, grenzt einer Schande. Beispielsweise, dass Michael Raffl auf der 25 Sportler umfassenden Shortlist für die Wahl zum Sportler des Jahres auftauchte, Vanek aber nicht. Dafür habe ich kein Verständnis, das entbehrt jeglicher Grundlage. Kurzer Vergleich: Raffl kam letzte Saison auf 31 Scorerpunkte, Vanek auf 41. Raffl erzielte 13 Tore, Vanek 18. Raffl benötigte dafür 82 Spiele, Vanek nur 74.

Es scheint so, als hätte man Vanek hierzulande den Skandal um die Olympischen Spiele 2014 nach wie vor nicht verziehen. Obwohl das bereits zweieinhalb Jahre zurückliegt und er bei weitem nicht der einzige Spieler war, der in der Nacht vor dem Achtelfinale zu lange um die Häuser zog.

Aber irgendwie ist das auch typisch für "unsere" Mentalität. Vanek ist auf seinem Gebiet gut. So gut, dass viele Leute neidisch werden. So gut, dass man nach einem Grund suchen muss, ihn nicht anzuhimmeln. Wenn dieser Grund einmal gefunden ist, lassen sich damit alle positiven Leistungen schlecht reden.

Irgendwie absurd. Statt in Zeiten, in denen in Österreich über die "Sport-Krise" diskutiert wird, stolz auf die wenigen wirklichen rot-weiß-roten Aushängeschilder zu sein, werden Vaneks Leistungen fast unter den Teppich gekehrt.

Ihm kann es egal sein, schließlich straft er in den USA gerade alle Kritiker Lügen.

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