news

Darum bleibt die Liga spannend

Bisher kam in in der Bundesliga einiges unerwartet. Die Spannung wird bis zum Schluss bleiben.

Darum bleibt die Liga spannend

Bald ist November und das heißt zugleich Bundesliga-Drittelbilanz. Auch im Cup lichten sich die Reihen, das Achtelfinale ist absolviert. In der Liga sind zwölf Runden gespielt und das eine oder andere ist dann doch ganz anders verlaufen, als erwartet. An der Spitze steht der SK Sturm, trotz des Last Minute-Remis gegen Mattersburg in Runde elf mit immer noch beachtlichen sechs Punkten Vorsprung. Dahinter stabil im Spitzenfeld der SCR Altach, erst dann kommen Favorit Red Bull und die Austria. Derzeit schon ins Niemandsland der Tabelle abgerutscht, mit genauso viel Punkten Rückstand wie Runden gespielt sind, ist der selbsternannte Mitfavorit aus Hütteldorf. Mit Ried, WAC und Admira bildet man den Mittelbau der Tabelle.

Schon recht deutlich zeichnet sich ein Duell gegen den Abstieg zwischen Mattersburg und St. Pölten ab. Bei letzteren hat es nach der 1:5-Heimpleite gegen Salzburg auch das erste Trainer-Opfer der Saison gegeben. Karl Daxbacher wurde beurlaubt. Bis vor kurzem haben die Buchmacher Rapid-Coach Mike Büskens die besseren "Chancen" darauf eingeräumt. Auf welcher Grundlage die Entscheidung in Niederösterreich konkret getroffen worden ist, lässt sich schwer beurteilen. In jedem Fall stand der Start nach dem Aufstieg in die Bundesliga von Beginn an unter keinem guten Stern. Neben nur einem Sieg, hat auch die peinliche Affäre rund um die "Degradierung" von Daniel Beichler und Tomasz Wisio sicher nicht zur positiven Entwicklung beigetragen. Interessanterweise wird offenbar der sportlich verantwortliche Frenkie Schinkels – zumindest vereinsintern – nicht hinterfragt. Man wird sehen ob das Weiterkommen im Cup eine Trendumkehr bewirken kann.  

Sieht man sich die Situation durch die unemotionale Brille an, ist weder Rapid so katastrophal aufgestellt, noch die Austria so gut, wie es derzeit kolportiert wird.

Beinahe ein bisschen absurd ist die Diskrepanz der Wahrnehmung in Wien. Während bei der Austria alles eitel Sonnenschein zu sein scheint, befindet sich Rapid offenbar in einer der größten Krisen der Vereinsgeschichte – glaubt man zumindest der öffentlichen Darstellung. Vornehmlich von den Fans forciert und die Medien haben den Ball dankbar aufgenommen. Sieht man sich die Situation durch die unemotionale Brille an, ist weder Rapid so katastrophal aufgestellt, noch die Austria so gut, wie es derzeit kolportiert wird. Die Violetten weisen eine außergewöhnliche Effizienz vor dem Tor auf. Der Rest ist spielerisch allerdings weiterhin ziemlich mau, siehe auch die wenig berauschende Partie gegen Drittligist Ebreichsdorf am Mittwoch. Bei Rapid sind die Probleme zwar vielschichtiger gelagert, Problem Nummer eins ist aber das schier unglaubliche Versagen vor dem Tor. Siehe die teilweise stümperhaft vergebenen Chancen im Derby. Gegen BW Linz im Cup netzten die Grünen dann zwar vier Mal, da ging es aber auch gegen einen zwei Klassen schwächeren Gegner.

Ein gerüttelt Maß an Verletzungspech ist bei den Grün-Weißen, ganz im Gegensatz etwa zur Austria, die quasi aus dem Vollen schöpfen kann, heuer auch nicht von der Hand zu weisen. Nichtsdestotrotz setzt sich ein Problem aus der Vorsaison trotz neuem Personal am Feld und auf der Trainerbank fort: Besonders gegen tief stehende Gegner hat der SK Rapid sehr oft kein probates Mittel zur Verfügung, um gewinnbringend zu agieren. Die Mannschaft kann aber auch ganz ordentlich auftreten, vor allem – zumindest Halbzeitweise – in der Europa League. Der Kader hat Potenzial, jetzt schon am Trainer und Sportdirektor zu zweifeln, ist schlicht eine Themenverfehlung. Weder ist der Kader von Andreas Müller per se schlecht zusammengestellt, noch ist es offensichtlich, dass die Idee von Büskens niemals funktionieren kann.

Den SK Rapid in der Konstellation schon zu Grabe zu tragen, wäre verfrüht und Unsinn.

Möglicherweise war es nicht besonders schlau, den Meistertitel als Ziel auszugeben, was die Euphorie im Fanlager ein bisschen zu sehr abheben ließ. Das Ruhrpott-Gepolter von Andreas Müller gegen die Mannschaft und die gewöhnungsbedürftige Art des Trainers helfen auch nicht beim Sympathiepunkte sammeln. Aber den SK Rapid in der Konstellation schon zu Grabe zu tragen, wäre verfrüht und Unsinn. Genauso wie der SK Sturm noch nicht eindeutiger Titelfavorit Nummer eins ist und Red Bull noch weit entfernt davon ist, dieser der Mannschaft zugeschriebenen Rolle gerecht zu werden.

Bei den Grazern wird sich weisen, wie die erste Mini-Krise der Saison (Cup-Aus und Dämpfer gegen Mattersburg) überstanden wird. Bei Red Bull geht es eher darum, den Wundertüten-Modus abzulegen. 4:1 gegen die Austria, dann drei Mal mehr oder weniger Flaute, dann wieder 5:1 gegen St. Pölten. Dazu der immer wieder für merkwürdige Aktion gute Trainer Oscar Garcia – man wird sehen wo das noch hinführen wird. Müsste derzeit eine Prognose abgegeben werden, wäre es aus meiner Sicht am wahrscheinlichsten, dass die aktuell ersten fünf in der Tabelle mehr und mehr zusammenrutschen und das eine äußerst spannende Saison werden könnte. Sturm, die Austria und Altach machen einen gefestigten Eindruck, auch psychisch. Red Bull ist eindeutig hinter den Erwartungen, hat aber noch immer den besten Kader. Rapid taumelt, könnte aber vom Potential her jederzeit eine Serie starten, die alles noch einmal gehörig durcheinanderwirbelt. Diese Meisterschaft wird bis weit in den Frühling spannend bleiben.

Kommentare