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EURO-Spione und blutleere Zampanos

Warum es fein wäre, wenn die Bundesliga ohne Mäzenaten-Vereine auskäme.

EURO-Spione und blutleere Zampanos

Ein Trainer war offenbar bei der EURO spionieren und warum sowohl Red Bull als auch die Dorfkaiservereine der Liga langfristig eher nicht helfen.

Die Überraschung in der Bundesliga nach drei Runden heißt SCR Altach. Trainer Damir Canadi war offenbar bei der Europameisterschaft besonders aufmerksamer Beobachter. Fast wie ein Abziehbild gleicht seine Spielanlage mit der neuen Dreierkette dem System der walisischen Nationalmannschaft, die damit die großen Gegner wie England oder Belgien mehr als nur ärgern konnte. Die Vorarlberger können so sogar personell überlegenen Mannschaften wie Rapid Paroli bieten und führen die Tabelle mit drei Siegen an.

Ein Trend der EURO – und überhaupt schon ansatzweise in den letzten Jahren - setzt sich somit in der Liga weiter fort. Es wird für die potenteren Mannschaften mit den besser bestückten Kadern gegen gewiefte „Kleine“ immer schwieriger zum Erfolg zu kommen. Vor allem dann, wenn das strategische Potential des „Großen“ auf der Trainerbank ein bisschen weniger ausgeprägt ist. Gekonnte Defensive ist momentan am Vormarsch und noch mehr als einmal werden sich die Top drei oder Top vier der Bundesliga in solchen Fällen die Zähne ausbeißen.

Eine dieser Top-Mannschaften, Red Bull Salzburg, präsentiert sich in den ersten drei Runden im Vergleich zu Altach blutleerer denn je. Nicht nur sportlich. Ein bisschen mehr als 6.000 Zuseher im Heimspiel gegen St. Pölten. Dazu nicht einmal 8.000 in der Champions-League-Qualifikation gegen Tirana. Vom großen Bruder in Leipzig ist man offiziell jetzt zwar getrennt. Das Image der Söldner-Marketingtruppe, die keine emotionale Bindung zu den Fans herstellen kann und kaum jemanden wirklich kratzt, konnten die Salzburger aber weiterhin nicht ablegen. Das wird sich wohl so schnell auch nicht ändern.

"Vielleicht verliert aber Dietrich Mateschitz ohnehin bald das Interesse. Zum Beispiel wenn gegen Dinamo Zagreb der Einzug in die Elite-Liga heuer wieder fehlschlägt. Kann ja schnell gehen bei ihm, siehe Servus TV."

Seit 2005 hat der Dosen-Konzern den Verein unter seiner Kontrolle und natürlich gelangen einige nationale Titel mit weitaus überlegener Finanzpower. Das, wo der heimische Kick wirklich repräsentativ vertreten werden könnte, nämlich der Einzug in die Champions-League-Gruppenphase, ist bis heute nicht ein einziges Mal gelungen. Auch sonst hält sich der Mehrwert von Red Bull für die Bundesliga in engen Grenzen. Hegemoniale Jugendarbeit, die den einen oder anderen zukünftigen Nationalspieler ausbilden wird, hin oder her. Ein gewachsener Fußballverein anstatt eines Konzernanhängsels in der obersten Spielklasse würde einen schlankeren Fuß machen. Vielleicht verliert aber Dietrich Mateschitz ohnehin bald das Interesse. Zum Beispiel wenn gegen Dinamo Zagreb der Einzug in die Elite-Liga heuer wieder fehlschlägt. Kann ja schnell gehen bei ihm, siehe Servus TV.

Sehr bescheiden ist auch der burgenländische Vertreter aus den Startlöchern gekommen. Damit setzt sich der Negativlauf vom SV Mattersburg am Ende der letzten Saison fort. Und es ist nach den drei bereits absolvierten Partien schwer, den Titel „Abstiegskandidat Nummer eins“ bald wieder loszuwerden. Neben äußerst dürftiger Performance am Rasen lassen auch die Rahmenbedingungen im Verein wenig Optimismus zu. Trainer Ivo Vastic bekam mit Kurt Russ einen sehr mächtigen Co-Trainer zur Seite gestellt. Es heißt, es sei nur eine Frage der Zeit, bis der Steirer in die erste Reihe vorrücken wird. Sportdirektor Franz Lederer betreibt mittlerweile vor laufender Kamera Realitätsverweigerung und kritisiert die allzu negative Berichterstattung im TV. Es sei doch alles nicht so schlecht, der Weg der richtige.

"Wenn durch Krankheit oder wirtschaftliche Probleme der Zampanos die Zuwendungen irgendwann wegfallen, ist der Ofen aus in der jeweiligen Provinz."

Es stellt sich die Frage, was im und ums Pappelstadion passiert, wenn der allmächtige Präsident Martin Pucher sich operativ ganz zurückziehen wird. Ohne den finanziellen Rückhalt seiner Bank wird es schwer werden, den pannonischen Profifußball aufrecht zu erhalten. Die fast bedingungslose Abhängigkeit von einer Einzelperson eint die Burgenländer mit dem Konkurrenten aus Wolfsberg, wo Dietmar Riegler das Zepter in der Hand hält. Wenn durch Krankheit oder wirtschaftliche Probleme der Zampanos die Zuwendungen irgendwann wegfallen, ist der Ofen aus in der jeweiligen Provinz. Über kurz oder lang wäre es fein, käme die Bundesliga ohne all diese Mäzenaten-Vereine aus. Egal ob vom globalen Konzern oder Dorfkaisern subventioniert.

Jürgen Pucher war Gründungsmitglied der Plattform „sturm12.at“ und hat dort über Jahre hinweg mit seiner Kolumne „12 Meter“ die Diskussionen rund um den Grazer Verein und den österreichischen Fußball extrem bereichert. Nun beschäftigt er sich als Betreiber der Podcast-Plattform "blackfm.at" mit den Geschehnissen bei den Schwarz-Weißen. Bei LAOLA1 verfasst er in regelmäßigen Abständen Gastkommentare zum Geschehen im heimischen Kick.


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