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Das Ende eines Missverständnisses

Warum Andreas Ulmer und das ÖFB-Team keine Liebesbeziehung war:

Das Ende eines Missverständnisses

Es hat einen Namen: „Wedding-Gate“. Und mit dieser endet wohl die Nationalteam-Karriere von Andreas Ulmer. Eine, die allerdings nie richtig begonnen hat. Es ist das Ende eines Missverständnisses.

Die Aussagen von ÖFB-Teamchef Marcel Koller sorgten in Salzburg für Verwunderung. Der Schweizer kann nicht nachvollziehen, warum der Linzer rund um das Irland-Spiel seine Hochzeit ansetzt.

Auf der anderen Seite kann Ulmer nicht nachvollziehen, warum sein Fitnesszustand in dessen Aussagen keine Rolle spielte, so schleppe sich der Linksverteidiger schon länger mit Knieproblemen herum.

In der Koller-Ära wird der Oberösterreicher nicht mehr nominiert werden. Und auch wenn diese mit einer Niederlage in Irland enden könnte, ist Ulmers ÖFB-Ruf nachhaltig ramponiert.

Unter Karel Brückner gab der 31-Jährige sein Debüt im ÖFB-Team, im letzten Spiel des Tschechen beim 0:2 gegen Schweden. Einem trostlosen Freundschaftsspiel anno 2009 in Graz.

Es folgten zwei weitere Einsätze: Beim 2:1 zu Hause im WM-Quali-Spiel gegen Litauen unter Didi Constantini und beim 1:2 in aller Freundschaft gegen Brasilien Ende 2014 unter Koller.

Der siebenfache österreichische Meister und vierfache Cupsieger hätte sich ohne Wenn und Aber mehr Länderspiel-Einsätze verdient gehabt. Aber es hat aus mehreren Gründen nicht sollen sein.

Er wurde nicht berücksichtigt, wenn er gute Leistungen gezeigt hatte. Er wurde nicht berücksichtigt, wenn er mäßige Leistungen gezeigt hatte. Mal sagte er verletzungsbedingt ab, nun heiratet er.

Fakt ist: Christian Fuchs war seit Ulmers Debüt die glasklare Nummer 1 als Linksverteidiger im ÖFB-Team. Mit dem Rücktritt vergangenen Sommer wurde die Linksverteidiger-Position zur Problematik.

Kurzum: Erst seither fällt der Name Ulmer in einem regelmäßigeren Kontext mit dem Nationalteam.

Der Fuchs-Nachfolger lag auf der Hand: Markus Suttner. Der spielte im Gegensatz zu Ulmer auch in der deutschen Bundesliga, doch Koller montierte den 30-Jährigen im vergangenen Herbst ab.

Wer kann es dem Wiener verübeln, zurückzutreten, wenn er von der Bank aus zusehen muss, wie Innenverteidiger Kevin Wimmer jene Position, die Suttner tagtäglich trainiert, interpretiert?

Vor allem in Spielen gegen Wales, Serbien und Irland – also keinen Größen im Welt-Fußball.

Nach dem Defensiv-Wahnsinn von Serbien hätte Koller im Heimspiel gegen Irland auf Suttner zurückgreifen müssen, stattdessen sorgte Wimmer für den entscheidenden Ballverlust vor dem 0:1.

Suttner trat im Frühjahr zurück und ließ auch zwischen den Zeilen wissen warum („Leider durfte ich in den fünf Jahren nur ein Pflichtspiel von Beginn an bestreiten“). Dafür trägt Koller die Verantwortung.

Nun sind Alternativen Mangelware.

Und bei „Wedding-Gate“ sind beide Parteien zu verstehen. Ulmer sagte mir im Sommer 2016 und im Frühjahr 2017, dass er bereitstünde. Jetzt wäre es mit einer Einberufung so weit gewesen - doch Ulmer hat schon etwas anderes vor.

So schön dieser Grund auch sein mag, so oft er die Hochzeit verschieben musste, als Profi weiß man, wann die Länderspiele stattfinden. Auf der anderen Seite wurde ihm im Herbst sogar Stefan Stangl vorgezogen, sein Backup bei Red Bull Salzburg.

Wenig verwunderlich, dass das Team unter Koller für Ulmer also nicht mehr die höchste Priorität genoss.

So kann das Thema Ulmer und ÖFB wie folgt zusammengefasst werden: Es ist das Ende eines Missverständnisses.

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