news

ÖFB-Selbstkritik bestimmt Analyse nach EM-Debakel

Sportdirektor Ruttensteiner und Teamchef Koller üben in EM-Analyse auch Selbstkritik.

ÖFB-Selbstkritik bestimmt Analyse nach EM-Debakel

"Selbstkritik ist angebracht", offenbart ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner bei der großen Analyse nach dem rot-weiß-roten EM-Debakel.

Man habe die Emotionen bewusst verarbeiten wollen, ehe man Schlüsse zieht. Personelle Konsequenzen bleiben aus, wie Präsident Leo Windtner betont, trotzdem will man aus den Erfahrungen lernen.

Man habe es verabsäumt, den Druck vor dem ersten Großereignis von den Spielern zu nehmen. Dazu kamen viele Spieler nicht in Bestform zum Team, was sich negativ auswirkte.

"Wir haben es verabsäumt"

"Wir haben es verabsäumt, diese Erfahrung bei Großereignissen noch näher mit den Spielern aufzuarbeiten. Wir haben uns da zu sehr auf jene Spieler mit Champions- und Europa-League-Erfahrung verlassen. Doch ein Turnier dieser Dimension ist doch etwas anderes, das hat zu Stress geführt", stellt Ruttensteiner klar.

Der Druck aufgrund der hohen Erwartungshaltung hätte mehr thematisiert werden müssen. In Zukunft soll mit sportpsychologischer Begleitung dem entgegengewirkt werden.


Ruttensteiner über angebliche Spannungen im Team:


Personell betont Teamchef Marcel Koller, dass einige Spieler sehr wohl mit Verletzungen oder privaten Situationen zu kämpfen hatten. Unter anderem sieht der Schweizer auch in ungeklärten Zukunftsentscheidungen ein Problem:

"Wenn man bei einer Endrunde ins Stadion einläuft, ist das etwas Spezielles. Mir war es wichtig, dass Spieler Vertragsdetails noch vor der EURO in Ordnung bringen. Das war nicht bei allen möglich. Die Erwartungen waren, groß aufzuspielen und sich so noch bei besseren Vereinen interessant zu machen."

Spieler reisten mit Rucksack an 

Ruttensteiner geht hingegen auf die problematische Ausgangssituation mit dem vorhandenen Spielermaterial ein.

"Marcel Koller hat nie darüber gesprochen. Jeder Teamchef in Europa ist davon abhängig, wie die Spieler zum Team kommen. Er hat sich über den Rucksack, mit dem die Spieler kamen, nie beklagt, dadurch war es schwer. Es waren rund acht Spieler, die mit physischen oder mentalen Problemen ins Trainingscamp in der Schweiz eingerückt sind."

Als Beispiele werden Aleksandar Dragovic angeführt, der mit einer Knöchelschwellung und Bewegungseinschränkungen zum Team kam, oder Marc Janko, der fünf Wochen kein Spiel bestreiten konnte und in der Vorbereitung Probleme hatte.

Koller begründet aber auch: "Wir haben gehofft, dass wir die Spieler fit bekommen. Es gab auch keine Alternativen. Wir haben mit den Spielern gesprochen und die wollten natürlich bei einer EM dabei sein."

"Der Blick muss sofort nach vorne gehen"

Abseits der Verletzungs-Problematik reisten andere ohne Spielpraxis an, waren durch Abstiege mental nicht in Bestform und mussten sich dann noch mit der hohen Erwartung in Österreich herumschlagen.

Schlussendlich reichte es nicht, die Rahmenbedingungen so zu schaffen oder zu improvisieren, um an die aus der Qualifikation gewohnten Leistungen anzuschließen.

Für Präsident Windtner geht es darum, die Lehren daraus zu ziehen, warum nicht alles in die richtige Richtung gegangen ist.

"Der Blick muss sofort nach vorne gehen, da wir schon in fünf Wochen gegen Georgien in die WM-Quali starten. Wir stellen uns dieser Challenge."

Koller über den Rücktritt von Christian Fuchs:


Kommentare