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Fußball als Terror-Ziel belastet auch ÖFB-Spieler

Mulmiges Gefühl? Angstfrei? ÖFB-Teamspieler verarbeiten Terrorangst unterschiedlich.

Fußball als Terror-Ziel belastet auch ÖFB-Spieler

Prinzipiell sollte Fußball in Tagen wie diesen zur Randnotiz werden.

Wenn allerdings die Vorliebe für das runde Leder ausgenützt wird, um Großveranstaltungen zum Ziel terroristischer Anschläge oder Drohungen zu machen, steht das sportliche Kräftemessen dann unfreiwillig doch wieder im Fokus.

So geschehen vor wenigen Tagen in Paris, so geschehen am Dienstag in Hannover (Alles zur Absage GER-NED) – zeitgleich mit dem Auftritt des ÖFB-Teams gegen die Schweiz in Wien.

Ein mulmiges Gefühl machte sich breit. „Leider ist das eine Tragödie für den Fußball“, merkte Abwehrchef Aleksandar Dragovic an.

„Es hat uns natürlich alle getroffen“

Nach der 1:2-Niederlage im Ernst-Happel-Stadion gaben einige ÖFB-Spieler an, schon im Vorfeld von der Absage des Spiels Deutschland gegen Niederlande erfahren zu haben. Andere wiederum erhielten die Informationen erst nach dem Schlusspfiff.

„Es hat uns natürlich alle getroffen. Die Menschheit ist betroffen und der Sport natürlich auch“, gab Marko Arnautovic zu.

Die Sicherheitsvorkehrungen waren nach den jüngsten Vorfällen enorm. Die Spieler wurden auf mögliche Szenarien eingeschworen.

„Wir hatten am Montag eine kurze Einweisung, was Sicherheit und Organisation betrifft“, erzählte Torhüter Ramazan Özcan.

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Marko Arnautovic fühlte sich deshalb relativ sicher, zum Glück kamen auch in Hannover alle Beteiligten mit dem Schrecken davon: „Seit das passiert ist, sind die Sicherheitsmaßnahmen extrem. Hätte es keine Kontrollen gegeben, wäre es einfach losgegangen und es wäre vielleicht etwas passiert.“

„Ganz ausschalten kann man das nicht“

Geschlossen merkten Marcel Kollers Spieler an, dass die volle Konzentration dem Fußball, dem Job, der Aufgabe auf dem Platz gelten müsse – trotz aller Ablenkungen.

Dass die Vorkommnisse jedoch eine mentale Belastung bedeuten, klang bei dem einen oder anderen klarerweise durch.

„Wir sind menschlich natürlich sehr betroffen. Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Familien“, so Özcan weiter.

Marcel Sabitzer meinte: „Ganz ausschalten kann man das nicht. Man hört jetzt aus Deutschland, das am Wochenende möglicherweise die ganze Runde abgesagt wird. Von dem her ist es schon ein Wahnsinn, was da abgeht.“

Laut DFB-Interimspräsident Dr. Reinhard Rauball soll die deutsche Bundesliga nach aktuellem Stand jedoch planmäßig über die Bühne gehen.

„Gemeinsamkeit, Mitgefühl, Mut und keine Angst“

ÖFB-Teamchef Koller hatte gemischte Gefühle, ließ sich aber durch das Wissen über die Vorfälle in Österreichs Nachbarland jedoch nicht aus der Fassung bringen.

„Natürlich macht man sich Gedanken, wenn man von so einer Absage hört. Aber es hat mich nicht abgelenkt.“

Zusammenhalt stellt in Phasen wie dieser einen ganz wichtigen Faktor dar. Diesen bewiesen nicht nur die 27.600 Fans im Stadion beim Ertönen der „Marsellaise“, sondern auch die Spieler in ganz Europa.

„Die größte Stärke des Sports ist es, Gemeinsamkeit, Mitgefühl und trotzdem Mut und keine Angst zu symbolisieren“, sah Julian Baumgartlinger eine Chance, ein Zeichen zu setzen.

Verunsicherung macht sich breit

Der Mainzer ist einer von mehreren Akteuren, die unmittelbar nach dem Länderspiel die Rückreise nach Deutschland antraten. Verunsicherung ist auf jeden Fall vorhanden, auch im Hinblick auf die EURO 2016 – ausgerechnet in Frankreich.

„Man hat es schon im Hinterkopf, aber bis dahin sind es noch sieben Monate“, merkte Leipzigs Sabitzer in Bezug auf die EM an. Auch sein Job in Deutschland macht ihn nachdenklich: „Es ist schon blöd, wie das in den letzten Tagen gelaufen ist. Noch dazu ist Hannover nicht so weit weg von Leipzig. Aber im Endeffekt muss ich jetzt dorthin. Wir werden sehen, wie es sich entwickelt.

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Stuttgart-Legionär Florian Klein stellte klar: „Wenn man immer denken muss, dass man in Gefahr ist, wäre es unmöglich.“

Das unterstrich die Sichtweise einiger Spieler, die Kapitän Christian Fuchs zum Ausdruck brachte: „Ich denke, dass es das falsche Zeichen wäre, wenn man sich jetzt einschüchtern lässt.“

„Immer positiv in den Tag gehen“

In einer etwas deutlicheren Art und Weise drückte es auch Stoke-Legionär Arnautovic aus, der sich die Leidenschaft für das Spiel nicht nehmen lassen will.

„Was wir aus Deutschland gehört haben, war natürlich nichts Schönes. Aber ich habe gesagt: Weiter! Spaß am Leben haben! Weiter Fußball spielen. Die Leute sollen keine Angst zeigen, sondern mit Freude weiterleben.“

Dragovic meinte sogar: „Ich zeige jetzt trotzdem keine Angst, gehe immer positiv in den Tag und versuche, immer das Schönste daraus zu machen.“

Sein Kollege Baumgartlinger erwartet in den kommenden Wochen viel Tohuwabohu rund um die Spiele und Stadien, sendete aber gleichzeitig eine Botschaft aus:

„Wir alle müssen im Fußball den richtigen Weg gehen, Gemeinschaft und Zusammenhalt zeigen, als Weltgemeinschaft zusammenrücken und dann gegen das Problem vorgehen.“

Damit weitere Tragödien vermieden werden können und die Vorliebe für das runde Leder wieder in vollen Zügen ausgelebt werden kann.


Alexander Karper/Peter Altmann/Martin Wechtl/Jakob Faber

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