Marcel Koller baut in der WM-Qualifikation auf eine Truppe, die sich gut kennt.
Mehr als die Hälfte seiner aktuellen Stammelf hat zwischen 2009 und 2011 schon bei der Austria zusammengespielt: Robert Almer, Aleksandar Dragovic, Markus Suttner, Florian Klein, Julian Baumgartlinger und Zlatko Junuzovic.
Der Trainer damals hieß Karl Daxbacher. Eineinhalb Jahre durfte er die Spieler zusammen betreuen. Er kann deswegen als so etwas wie der "heimliche Teamchef" der aktuellen ÖFB-Elf bezeichnet werden.
"Ich habe sie mit Sicherheit nicht alleine groß gemacht, aber es freut mich, dass ich mit dem Großteil der Mannschaft bei der Austria zusammenarbeiten durfte", gibt sich "Sir Karl" selbst bescheiden.
Der aktuelle Coach des SKN St. Pölten spricht in diesem Video über seine Rolle als "Erfinder" der halben ÖFB-Elf. Darunter stellt er "seine" sechs Nationalspieler einzeln vor.
ROBERT ALMER
"Er hat die ideale Tormann-Figur, das habe ich immer schon gesagt", meint Daxbacher über den 1,94 m großen Goalie, der unter ihm hauptsächlich auf der Bank saß. Zwischen 2008 und 2011 machte Almer nur 35 Spiele für die Austria, woraufhin er nach Düsseldorf wechselte. "Er hat es immer schwierig gehabt und war fast nirgends Stammtorhüter. Zum Glück hat Marcel Koller auf ihn gesetzt." Nicht nur deswegen habe er so gut wie gar nichts zu Almers Entwicklung beigetragen. "Das ist in erste Linie die Arbeit des Tormann-Trainers."
ALEKSANDAR DRAGOVIC
Ihn hat Daxbacher 2008 nach seiner Bestellung als Chefcoach bei der zweiten Mannschaft entdeckt und zu den Profis beordert. Kurios: Der 63-Jährige hatte Zweifel, ob der nunmehrige Leverkusen-Verteidiger überhaupt alle Fähigkeiten für die große Karriere in einer Top-Liga mitbringt. "Ich hatte die Befürchtung, dass er als Innenverteidiger im Zweikampf nicht die nötigen Fähigkeiten für höhere Aufgaben mitbringt, aber das hat er durch seine Beharrlichkeit und seinen Ehrgeiz wettgemacht", zollt Daxbacher seinem ehemaligen Schützling Respekt. Die Fähigkeiten für einen Abwehrspieler moderner Prägung hätte er schon damals mitgebracht: "Er hat sich schon mit 17 Jahren durch ein großes Spielverständnis, Ruhe am Ball, technische Fertigkeiten und strategisches Denken ausgezeichnet." Dragovic verließ die Austria als erster Spieler des ÖFB-Sextetts im Jänner 2011 in Richtung Basel.
"Ich hatte die Befürchtung, dass er als Innenverteidiger im Zweikampf nicht die nötigen Fähigkeiten für höhere Aufgaben mitbringt."
MARKUS SUTTNER
Wie Dragovic feierte auch der Ingolstadt-Linksverteidiger unter Daxbacher sein Debüt im Profi-Fußball. Der Coach gab ihm in seinem ersten Austria-Jahr in der 12. Runde am 5. Oktober gegen Kapfenberg erstmals die Chance, woraufhin sich Suttner als Stammspieler etablierte. "Suttner war bei der Austria schon immer ein Hoffnungsträger für die linke Verteidigerposition. Er hat sich kontinuierlich weiterentwickelt", erzählt Daxbacher. Auch der Wechsel vor einem Jahr nach Ingolstadt hätte ihm gut getan. "Damit hat er den richtigen Klub erwischt."
FLORIAN KLEIN
An seiner Entwicklung hatte Daxbacher schon beim LASK in der Saison 2007/08 großen Anteil. Ein Jahr später holte er den Oberösterreicher in die Bundeshaupstadt. Dort erfand er den gelernten Offensiv-Spieler neu und formte ihn zum Außenverteidiger um. "Das war für seine Karriere ganz wichtig. Deswegen hat er nun die vielen Einsätze im Nationalteam", so Daxbacher. Klein wechselte sich damals mit Joachim Standfest als Rechtsverteidiger ab, deshalb wurde er teilweise weiterhin im Mittelfeld eingesetzt.
"Das war für seine Karriere ganz wichtig. Deswegen hat er nun die vielen Einsätze im Nationalteam."
JULIAN BAUMGARTLINGER
Bei seinem Ausbildungsverein 1860 München erhielt der Salzburger keine Chance, deswegen lotste ihn die Austria 2009 nach Wien. Ein Wechsel, der sich als goldrichtig herausstellen sollte. Daxbacher setzte von Beginn an auf ihn, obwohl er Mängel erkannte: "Als er zu uns gekommen ist, hat ihm ein wenig die Passqualität gefehlt. Da hatte er Glück, auf mich zu treffen, weil ich darauf sehr viel Wert lege." Nach zwei Jahren holte ihn Mainz zurück nach Deutschland. Für seinen Ex-Coach ist er der perfekte ÖFB-Kapitän. "Er hat ein unglaubliches Laufvermögen, ist charakterlich top und absolut berechtigt der Kapitän der Nationalmannschaft", so Daxbacher.
"Als er zu uns gekommen ist, hat ihm ein wenig die Passqualität gefehlt. Da hatte er Glück, auf mich zu treffen, weil ich darauf sehr viel Wert lege."
ZLATKO JUNUZOVIC
"Sir Karl" sieht einige Parallelen zu Baumgartlinger. "Sie sind unterschiedliche Spielertypen, aber vom Einsatz und Leistungswillen her ziemlich gleich. Beide geben immer alles." Der aktuelle Bremen-Profi wechselte 2009 von Austria Kärnten zu den "Veilchen". Schon damals hätte ihn seine Laufstärke ausgezeichnet. "Er ist ein Spieler, der den Fußball lebt und am Platz brennt. Am liebsten würde er alle Positionen durchlaufen, um den Ball zu erobern", schwärmt Daxbacher. Unvergessen am Verteilerkreis ist Junos "Schnick Schnack Schnuck"-Freistoß, der 2010 am vorletzten Spieltag beim 1:0 in Salzburg noch einmal Spannung in das Meisterrennen brachte. Letztlich holten sich jedoch die Bullen den Titel.
Jakob Faber