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Das erste Mal ist immer schlecht

Rafa Benitez scheitert wie seine Vorgänger am ersten Clasico. Die Details:

Das erste Mal ist immer schlecht

Die Uhr tickt für Rafa Benitez.

Nach dem 0:4-Debakel in seinem ersten Clasico (Hier gibt's die Highlights!) ist es laut spanischen Medienberichten nur mehr eine Frage der Zeit, bis Real Madrid den Trainer entlässt. Schon länger hieß es, der Spanier hätte den Kontakt zur Mannschaft verloren, die Schmach im wichtigsten Duell des spanischen Klubfußballs brachte das Fass nun zum Überlaufen.

Die jüngere Clasico-Geschichte sprach aber schon vor dem Anpfiff am Samstag gegen den spanischen Cheftrainer. Auch den vorherigen Real-Coaches Carlo Ancelotti, José Mourinho, Manuel Pellegrini und Juande Ramos erging es in ihren Debüts kaum besser.

Als letzter Dirigent des „Weißen Balletts“ konnte Bernd Schuster 2007 bei seinem ersten Clasico-Auftritt punkten. Die verheerende Tordifferenz bei Reals Trainerpremieren seitdem: Real Madrid 1, FC Barcelona 14.

LAOLA1 blickt auf die vorherigen vier verpatzten Debüts zurück:

Juande Ramos: 13.12.2008, FC Barcelona 2:0 Real Madrid

Tore: Eto’o (83.), Messi (91.)

Die Ära von Juande Ramos bei Real ist wohl nur eingefleischten Fans noch genau in Erinnerung. Der Spanier übernahm das Traineramt am 9. Dezember 2008, nachdem der Deutsche Bernd Schuster entlassen wurde. „Vorhang auf“ hieß es für den Spanier auf der größtmöglichen Bühne: Der Tabellenführer aus Barcelona lud ins Camp Nou, die Madrilenen waren mit neun Punkten Rückstand nur Fünfter. Dementsprechend klar waren die Rollen verteilt, Spaniens Ministerpräsident Jose Louis Zapatero – ein bekennender Barca-Fan – tippte auf ein 5:1. So gesehen lässt sich der Endstand von 2:0 mit einem Augenzwinkern beinahe als Real-Erfolg bezeichnen. Nachdem Iker Casillas einen Elfmeter von Samuel Eto’o parierte (70.), sah es schon fast nach einem Remis aus – der Kameruner traf nach einer Vorlage von Carles Puyol aber in Minute 83 zur Führung, Lionel Messis Lupfer in der Nachspielzeit war der Schlusspunkt und besiegelte die vierte Real-Niederlage in fünf Ligaspielen. Die Hauptstädter beendeten die Saison unter Ramos zwar noch als Vizemeister, sein Vertrag wurde dennoch nicht verlängert.

Manuel Pellegrini: 30.11.2009, Real Madrid 0:1 FC Barcelona

Tor: Ibrahimovic (56.)

Groß waren die Erwartungen, als Manuel Pellegrini im Sommer 2009 ein mit 250 Millionen Euro teuren Neuzugängen verstärktes „Weißes Ballett“ übernahm. Ronaldo, Kaka, Karim Benzema – sie alle hatten Startschwierigkeiten: Real holte zwar Sieg um Sieg und ging deshalb als Tabellenführer in den ersten Clasico unter Pellegrinis Ägide, spielte dabei aber keinen sonderlich ansehnlichen Fußball. Im Spitzenduell – Barca fehlte vor dem Spiel nur ein Zähler – lief es genau umgekehrt. Real spielte gut, die drei Punkte gingen aber nach Katalonien. Ein satter Volleyschuss von Barca-Neuzugang Zlatan Ibrahimovic sorgte für das einzige Tor des Spiels, für die „Königlichen“ ließ unter anderem Ronaldo Großchancen aus. Unterm Strich stand ein verhältnismäßig versöhnliches Trainerdebüt für Pellegrini, die „Marca“ schrieb gar: „Die Niederlage schmeckte nach Sieg.“

José Mourinho: 29.11.2010, FC Barcelona 5:0 Real Madrid

Tore: Xavi (10.), Pedro (18.), Villa (55., 58.), Jeffrén (92.)

„The Special One“ war schon vor seinem ersten Clasico eine Hassfigur für den FC Barcelona. Wegen seiner Barca-Vergangenheit als Dolmetscher und Assistenztrainer von Sir Bobby Robson von den katalanischen Fans als „El Traductor“ („Der Übersetzer“) verhöhnt, mauerte er sich im Champions-League-Halbfinale 2009/2010 mit Inter Mailand zum Aufstieg gegen den Topfavoriten. Seine Provokationen in Richtung der Zuseher taten damals ihr Übriges, Mourinho kam als „Public Enemy“ ins Camp Nou. Und musste es schwer geschlagen wieder verlassen:  Barca kombinierte sich unwiderstehlich zum höchsten Clasico-Sieg seit 1994, das hilflose Real fiel nur durch Härteattacken auf: Schiedsrichter Iturralde Gonzalez zückte zwölf Mal Gelb und in der Nachspielzeit Rot, als Sergio Ramos Lionel Messi übel foulte und danach Carles Puyol wegstieß.

Carlo Ancelotti: 26.10.2013, FC Barcelona 2:1 Real Madrid

Tore: Neymar (18.), Sanchez (78.) bzw. Jesé (88.)

Am österreichischen Nationalfeiertag bestritt Carlo Ancelotti seine Clasico-Feuertaufe. Auch die Superstars Neymar und Gareth Bale hatten ihre ersten Auftritte im großen Kracher des spanischen Fußballs. Vor dem Spiel war die Rekordjagd des in Überform agierenden Cristiano Ronaldo das große Thema, Matchwinner war aber Barca-Neuzugang Neymar. Dieser stach seinen walisischen Kontrahenten Bale mit einer herausragenden Leistung (je ein Tor und Assist) aus und wurde von der Sportzeitung „As“ daraufhin zum „echten 100-Millionen-Mann“ gekrönt. Während Barca-Coach Tata Martino seinen ersten Clasico gewann, musste sich Ancelotti wegen seiner Taktik mit Sergio Ramos als defensiven Mittelfeldspieler als „italienischen Angsthasen“ bezeichnen lassen.

Diese kleine Clasico-Zeitreise beweist: Das Spiel der Spiele ist für Neulinge auf dem Trainer-Thron der „Königlichen“ kein leichtes Pflaster. Aber noch kein Real-Trainer hatte nach dem Initiationsritus der ersten Niederlage einen derart schweren Stand wie Benitez, Pellegrinis Niederlage wurde gar positiv gesehen.

Benitez hingegen muss akut um seinen Job bangen. Der Radiosender „Cadena Cope“ will zwar wissen, dass die Führungsetage des Klubs dem Trainer noch die Stange hält und sich am Dienstag oder Mittwoch öffentlich zu dem Spanier bekennen will, von der für gewöhnlich gut informierten „Marca“ kommen aber andere Töne. Die in Madrid sitzende Zeitung schreibt, das Urteil über Benitez wäre gefällt.

Als Kandidat für die Nachfolge bringt das Blatt Zinedine Zidane in Stellung, dieser ließ sich am Sonntag aber zu keinem Dolchstoß hinreißen. „Benitez ist der Trainer und die Dinge sind gut so“, sagte der Trainer von Reals B-Team.

Wie und wann auch immer die Benitez-Saga endet: Die Niederlage im Clasico sollte man ihm wohl nicht zu schwer anlasten. Immerhin erwischte es einen gewissen José Mourinho damals noch einen Tick schlimmer, und der brachte Real ja noch gewisse Erfolge.

 

Lust auf das ewige Duell bekommen? Hier gibt's den kompletten Clasico vom Samstag im Re-Live:


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