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Warum Rapid auf Barcas Gnade hoffen sollte

EL-Gegner Valencia versinkt im Chaos. Wie kann Krise verlängert werden?

Warum Rapid auf Barcas Gnade hoffen sollte

Derzeit läuft alles für Rapid.

Als den Hütteldorfern am 14. Dezember der FC Valencia für das Europa-League-Sechzehntelfinale zugelost wurde, sprach man noch von einem der schwerstmöglichen Gegner.

Mittlerweile muss diese Meinung wohl relativiert werden. Zwölf Liga-Partien in Folge konnte Valencia nicht gewinnen. Die letzten drei Pflichtspiele wurden allesamt verloren, darunter das desaströse 0:7 gegen den FC Barcelona im Copa-Halbfinale.

Freilich ist der spanische Traditionsklub im Duell mit dem österreichischen Bundesligisten noch immer der glasklare Favorit. Doch die Valencianer sind am Boden. Im Management herrscht Chaos. Sogar die Abstiegsangst geht um.

Was muss passieren, damit die Krise anhält?

Je schlechter die Vorzeichen für Valencia stehen, umso besser für Rapid. Einziger Wermutstropfen für die Hütteldorfer Fans: Noch bleibt den Fledermäusen etwas mehr als eine Woche Zeit, um ihre Krise bis zum EL-Hinspiel am 18. Februar zu überwinden.

Was muss also passieren, damit das Tief auch in den nächsten Wochen anhält? Ganz einfach: Es darf sich nichts ändern. Ein Trainereffekt bei Valencia würde für Rapid beispielsweise zum schlechtmöglichsten Zeitpunkt kommen. 

Grün-weiße Anhänger sollten deswegen darauf hoffen, dass Barca im Copa-Halbfinal-Rückspiel (heute, ab 21 Uhr, im LIVE-Video) Gnade walten lässt und auf ein erneutes Tor-Festival verzichtet. Denn anonsten ist Gary Neville wohl endgültig seinen Job los.

"Gary, vete ya!"

Der Valencia-Coach hat maßgeblichen Anteil am aktuellen Negativ-Lauf. Anfang Dezember übernahm die Manchester-United-Legende den Trainerposten vom unbeliebten Nuno Santo. Seitdem konnte Valencia kein einziges Liga-Spiel gewinnen. Aus fünf Punkten Rückstand auf einen CL-Platz sind magere vier Zähler Vorsprung auf die Abstiegsränge geworden.

Die erste Cheftrainer-Station des in England als TV-Experten gefeierten Neville droht total in die Hose zu gehen. „Gary, vete ya!“, rufen ihm viele Fans zu. Sie fordern damit seinen Rauswurf.

Der 40-Jährige wird kritisiert, dass seit seiner Übernahme kein Konzept zu erkennen sei. Der von Neville zum Stammspieler und Ersatzkapitän beförderte Stürmer Alvaro Negredo vergibt in verletzungsbedingter Abwesenheit von Superstar Paco Alcacer Chance um Chance. Dazu zeigt sich auch die Defensive rund um DFB-Teamspieler Shkodran Mustafi ungewöhnlich unsicher.

Benitez als Neville-Ersatz?

Sportdirektor Suso Garcia Pitarch soll sich schon wegen möglicher Nachfolger erkundigt haben. Von einem Treffen mit dem ehemaligen Sevilla- und Tottenham-Trainer Juande Ramos ist die Rede. Auch Rafa Benitez, der ehemalige Meistermacher der Fledermäuse, wird mit dem Klub in Verbindung gebracht.

Nichstdestoweniger gibt sich Neville kämpferisch. Vor dem Copa-Rückspiel gegen Barcelona erklärt der wortgewandte Trainer: „In dieser Phase wollen die Fans keine Worte hören, sogar ich kann meine eigenen Wörter nicht mehr hören. Ich will in dieser Partie einfach eine positive Mentalität meiner Mannschaft sehen."

An einen Rücktritt denkt der ehemalige TV-Experte nicht. Neville glaubt weiterhin an seine Fähigkeiten als Coach, wie sein selbstbewusstes Auftreten bei der Pressekonferenz nach dem 0:1 gegen Betis zeigt: 

Nur der Eigentümer kann Neville feuern

Rückendeckung bekommt der zweifache Champions-League-Sieger von keinem Geringerem als dem Eigentümer des Klubs. Peter Lim ist wohl der einzige Grund, warum Neville überhaupt als Valencia-Coach engagiert wurde.

Der Milliardär aus Singapur, ein glühender ManUnited-Fan, kennt den 85-fachen englischen Nationalspieler schon lange. Gemeinsam besitzen sie den englischen Siebtligisten Salford City. Anfang Dezember bat Lim seinen Geschäftspartner, bei Valencia als Trainer auszuhelfen.

Neville nahm die Herausforderung an. Seitdem genießt er die bedingungslose Unterstützung des Chefs. Bleiben die Erfolgserlebnisse jedoch weiterhin aus, wird auch Lim zum Handeln gezwungen sein.

Der öffentliche Druck wird immer größer. „Valencia braucht einen Wechsel“, sagt die Torhüter-Legende Santiago Canizares. „Aber nur Lim oder Neville können diesen möglich machen. Lim stellt seine Freundschaft zu Neville über das Wohl des Vereins.“

Freunderlwirtschaft

Die Situation ist bezeichnend für das aktuelle Chaos im Klub-Management. Seit Lims Übername im November 2014 machte sich bei den Valencianern sukzessive ein Regime der „Freunderlwirtschaft“ breit.

Im Sommer mussten Präsident Amadeo Salvo und Sportdirektor Rufete nach einem verlorenen Machtkampf gehen. Laut spanischen Medienberichten sprachen sich die beiden klubintern gegen die mächtige Rolle des Spieleragenten Jorge Mendes bei der Auswahl der Neuverpflichtungen aus.

Der portugiesische Berater, der auch Cristiano Ronaldo und Jose Mourinho vertritt, gilt als enger Vertrauter von Lim. Er soll bei den meisten Transfers der „Che“ seine Finger im Spiel gehabt und Provisionen kassiert haben.

All das wird von Valencias neuer Präsidentin Lay Hoon Chan jedoch energisch dementiert. Die ehemalige Finanzdirektorin Lims fungiert als Nachfolgerin des zu kritisch eingestellten Salvo. Einhergehend mit ihrer Bestellung installierte der Eigentümer noch weitere Vertrauenspersonen im Valencia-Vorstand, beispielsweise Ng Ser Miang, seines Zeichens Singapurs Botschafter in Norwegen.

Valencia bleibt Favorit gegen Rapid

Der spanische Traditionsverein erlebt also gerade heftige Umwälzungen. Die Unruhen im Klub könnte zum Vorteil für Rapid werden.

Dazu brauchen die Grün-Weißen in den beiden Europa-League-Duellen aber zwei absolute Top-Leistungen.

Ansonsten könnten ausgerechnet die Hütteldorfer zum Rettungsanker des sinkenden Valencia-Schiffes werden.

 

Jakob Faber

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