Beim FC Bayern sind die Zeiten, in denen alles "super, super" war, vorbei.
Trainer Pep Guardiola will in diesem Jahr Erfolg um jeden Preis und scheut sich auch nicht davor, seine Stars zu kritisieren. "Wir waren gegen Schalke zu langsam", knöpft er sich vor dem Pokal-Halbfinale gegen den SV Werder (Dienstag, 20:30 Uhr) seine Schützlinge vor.
"Wenn David (Alaba) oder Medhi (Benatia) den Ball hatten, haben alle nur geschaut." Passiert das gegen Bremen wieder, heißt es: "Bye, bye, Pokal!"
Guardiola ändert die Taktik
Der 45-Jährige versucht es in diesem Jahr mit einer anderen Strategie. War er bislang das Schutzschild der Mannschaft, das nichts an seine Spieler heranließ und diese um jeden Preis vor den Medien stark redete, so führt er die Truppe inzwischen mit strengerer Hand.
Dem Katalanen ist bewusst, dass die breite Öffentlichkeit seine zu Ende gehende Zeit an der Isar nur dann als Erfolg wertet, wenn er wie sein Vorgänger Jupp Heynckes mit dem Gewinn des Triples "Servus" sagt.
Insofern verwundert es auch nicht, wenn er manchen Stars nur wenig Spielpraxis gewährt. "Es tut mir sehr leid, weil sie es verdienen, zu spielen", meint der Spanier, fügt aber entschlossen an: "Es ist meine Entscheidung."
Götze und Tasci nicht zufrieden
Leidtragende sind etwa Mario Götze, der in den wichtigen Matches meist außen vorgelassen wird, oder auch Serdar Tasci. Der Ex-Nationalspieler wurde von Spartak Moskau ausgeliehen, mit Ausnahme eines 53-minütigen Einsatzes gegen Darmstadt - beim Gegentor durch Sandro Wagner machte er keine gute Figur - blieb dem 28-Jährigen aber bislang nur die Zuschauerrolle.
"Wenn der Trainer so aufstellt, dann muss ich das akzeptieren", wird der Winter-Neuzugang vom "kicker" zitiert. Aussicht auf Besserung gibt es wohl keine, denn Guardiola fehlt das Vertrauen in Tasci.
Anstatt ihn, den gelernten Innenverteidiger, aufgrund großer Personalsorgen aufzubieten, funktionierte er lieber Alaba und Joshua Kimmich um und vertraute diesem Duo in den Schlüsselspielen gegen Juventus Turin.
Werder ist krasser Außenseiter
Alles andere als ein Sieg gegen Werder und ein damit verbundener Einzug ins Pokal-Finale wäre nicht nur für Guardiola, sondern für alle Bayern-Anhänger eine schwere Enttäuschung.
Die Münchner gehen als klarer Favorit in das Duell mit dem Bundesliga-16., den große Abstiegssorgen plagen. Vor Angst wollen die Werderaner deshalb aber keinesfalls erstarren.
"Mainz hat dort auch gewonnen, warum soll nicht ein Wunder passieren?", erklärt SVW-Coach Viktor Skripnik, der in den letzten Wochen heftig in die Kritik geriet und um seinen Job bangen musste.
Ein Sieg in München würde dafür sorgen, dass er wieder deutlich ruhiger schlafen kann. Das will Guardiola allerdings verhindern. "Bis zur letzten Minute um alle Titel zu kämpfen, ist sehr schön", verrät er.
Noch schöner ist es nur, sie auch zu holen. Und genau das hat der Trainer-Fuchs im Sinn. Koste es, was es wolle.