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Alaba: Das neue Herz der Bayern

Auch in Zukunft führt bei den Bayern kein Weg am 23-jährigen Österreicher vorbei:

Alaba: Das neue Herz der Bayern

Die goldenen Jahre der Generation um Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Franck Ribery und Arjen Robben neigen sich dem Ende zu.

Stattdessen versuchen die Bayern gerade eine neue Ära an Identifikationsfiguren einzuleiten. Nicht umsonst wurden die Verträge mit Jerome Boateng, Javi Martinez und Thomas Müller erst vor kurzem verlängert.

Mittendrin statt nur dabei: David Alaba. Auch den ÖFB-Nationalspieler haben die Münchner bereits langfristig gebunden. Sein neuer Kontrakt läuft bis 2021.

Der 23-jährige Wiener nimmt im Zukunftskonzept der FCB-Verantwortlichen eine zentrale Rolle ein. Fraglich bleibt jedoch, auf welcher Position mit Alaba geplant wird. Davon hängt auch die Kaderzusammenstellung der kommenden Jahre ab.

Umso spannender ist die Frage, welches der folgenden drei Szenarien in der Zeit nach Pep Guardiola bei den Bayern eintreffen wird:

Szenario 1: Alaba als Linksverteidiger

Auf dieser Position wurde der 23-Jährige zum Star. Alaba muss weltweit mit niemandem den Vergleich scheuen, für viele ist er sogar die Nummer eins als Linksverteidiger. Was ihn auszeichnet, ist vor allem seine Offensivstärke. Speziell mit Franck Ribery bildete er in den letzten Jahren ein gefürchtetes Duo. Der ÖFB-Legionär vernachlässigt dabei aber nie seine Pflichten in der Rückwärtsbewegung - eine Qualität, die ihn besonders wertvoll macht.

Louis van Gaal hatte Alaba schon als 17-Jährigen links hinten eingesetzt, er prophezeite ihm damals ein große Karriere auf dieser Position. "Er weiß es nur noch nicht", erklärte der Tulpen-General in Anspielung auf Alabas Vorliebe für das zentrale Mittelfeld. Noch immer agiert er hier am stärksten, selbst wenn er unter Pep Guardiola zuletzt häufiger im Abwehrzentrum zum Zug kam.

Mit Juan Bernat haben die Münchner inzwischen einen starken Ersatzmann für Österreichs zweifachen Sportler des Jahres gefunden, auf höchster Ebene muss sich der Spanier allerdings erst noch beweisen. Beide sind erst 23 und haben daher noch viel Entwicklungspotenzial. Plant Carlo Ancelotti Alaba jedoch links in einer Dreier- oder Vierer-Abwehrkette ein, führt kein Weg an ihm vorbei.

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Szenario 2: Alaba als Innenverteidiger

Aus der Not heraus wurde der Innenverteidiger David Alaba in dieser Saison geboren. Aufgrund der angespannten Personalsituation bei den Bayern in der Abwehr - teilweise fielen mit Jerome Boateng, Holger Badstuber, Javi Martinez und Medhi Benatia alle gelernten Innenverteidiger gleichzeitig aus - sah sich Guardiola zum Handeln gezwungen. Was lag da näher, als Multitalent David Alaba kurzerhand umzufunktionieren und als Abwehrchef einzusetzen?

Der ÖFB-Legionär machte seine Sache außergewöhnlich gut und erntete durchwegs gute bis sehr gute Kritiken. "Er kann der beste Innenverteidiger der Welt werden", prophezeite Guardiola in seiner typischen Weise, wenn er über einen seiner Spieler schwärmt. Mit einer Körpergröße von 1,80 Metern scheint Alaba nicht prädestiniert für diese Rolle, zuletzt ließ er jedoch auch deutlich größere Gegenspieler verzweifeln.

Mit Boateng und Martinez haben zwei Topspieler bereits im Dezember ihre Zusammenarbeit mit dem Münchner Fußball-Giganten bis 2021 verlängert, sodass man davon ausgehen kann, dass beide - eine entsprechende Fitness vorausgesetzt - auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen werden. Bei Martinez gilt es abzuwarten, ob Ancelotti ihn bevorzugt in der Abwehr oder als defensiven Mittelfeldspieler einsetzt, vieles deutet jedoch auf Ersteres hin.

Während Benatia bereits als Fehleinkauf abgestempelt wird und als potenzieller Abgang für den Sommer gilt, steht im Falle von Badstuber ein großes Fragezeichen hinter dessen körperlicher Standfestigkeit. Nicht von ungefähr werden zahlreiche Namen wie Aymeric Laporte oder Alessio Romagnoli an der Säbener Straße gehandelt. Alaba hat bewiesen, dass er das Rüstzeug eines Innenverteidigers mitbringt, auf Dauer wird er voraussichtlich aber andernorts seine Klasse ausspielen.

Vertrag bis Spieler
2016 Tom Starke, Serdar Tasci
2017 Ivan Lucic, Holger Badstuber, Rafinha, Xabi Alonso, Mario Götze, Franck Ribery,
Julian Green, Arjen Robben, Kingsley Coman*
2018 Sven Ulreich, Philipp Lahm, Sebastian Rode
2019 Medhi Benatia, Juan Bernat, Arturo Vidal, Thiago, Robert Lewandowski, Manuel Neuer
2020 Joshua Kimmich, Douglas Costa
2021 Jerome Boateng, Javi Martinez, David Alaba, Thomas Müller
*= von Juventus ausgeliehen - mit Kaufoption

Szenario 3: Alaba als zentraler Mittelfeldspieler

Hätte der fünffache Fußballer des Jahres einen Wunsch frei, würde er sich für diese Position entscheiden. Des Öfteren hat der Wiener bereits betont, sich in dieser Rolle, die er auch im ÖFB-Nationalteam ausübt, am wohlsten zu fühlen. Auch Teamchef Marcel Koller bezeichnete es gegenüber LAOLA1 als "schade, dass er (bei den Bayern) immer hinten spielt". Die Gründe dafür sind aber nachvollziehbar.

Nirgendwo sonst müsste sich Alaba größerer Konkurrenz erwehren als im Mittelfeld. Mit Thiago, Xabi Alonso, Mario Götze, Arturo Vidal, Philipp Lahm, Sebastian Rode und Joshua Kimmich gibt es eine ganze Reihe an Spielern, die als Sechster oder Achter in Frage kommen. Kein Wunder, dass Guardiola den Österreicher angesichts dieser Qual der Wahl lieber defensiver agieren lässt. Werfen wir jedoch einen Blick in die Zukunft, könnte sich das schlagartig ändern.

Lahms Karriereende 2018 steht fest, Alonso wird ebenfalls eher früher als später die Schuhe an den Nagel hängen. Götzes Zukunft an der Isar ist mehr als ungewiss, auch Rode ist mit seiner Rolle als Teilzeitarbeiter nicht sonderlich glücklich. Über kurz oder lang besteht daher eine realitische Chance, dass Alaba das Geschehen auf dem Platz noch mehr an sich reißt. Erst am vergangenen Wochenende schickte ihn Guardiola in Stuttgart nominell als zentralen Mittelfeldspieler auf den Platz, nach der Rausnahme des Rot-gefährdeteten Vidal musste er jedoch wieder nach links ausweichen.

Vieles wird von folgenden Fragen abhängen: a) Inwieweit traut Ancelotti Alaba die Rolle als Mittelfeldmotor zu?, b) Sieht er in Bernat einen Spieler, der mittelfristig das Niveau von Alaba erreichen kann? c) Bleibt Götze bzw. wer wird für ihn geholt?

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FAZIT

David Alaba wird in den kommenden Jahren bei den Bayern eine noch wichtigere Rolle einnehmen als ohnehin. Je nachdem, wo Ancelotti ihn am wertvollsten für die Mannschaft betrachtet, werden die Transferplanungen des FCB zu einem wesentlichen Faktor vom 23-Jährigen abhängen. Soll er links bleiben, ist die Position auf Jahre hinweg besetzt. Zieht der Italiener ihn im Abwehrzentrum in Betracht, wird Benatia wohl endgültig überflüssig. Und bekommt er seinen Wunsch erfüllt und darf künftig im Mittelfeld wirbeln, sind die Bayern gezwungen, links hinten zu reagieren.

Neben der spielerischen Komponente kommt eine weitere, nicht minder bedeutende hinzu: Die persönliche. Alaba zählt zu den absoluten Publikumslieblingen am Weißwurst-Äquator, seine Trikots verkaufen sich wie warme Semmeln, sein Wiener Schmäh begeistert Fans und Mitspieler gleichermaßen. Es mag hochtrabend klingen, aber der ÖFB-Legionär könnte so etwas wie das Herz der Bayern-Mannschaft werden. Jung, vereinstreu, immer gut drauf - so etwas kommt gut an. Gemeinsam mit Neuer, Boateng und Müller könnte er über Jahre die Achse des FCB bilden und endgültig zur Identifikationsfigur in München aufsteigen.

 

Christoph Nister / Jakob Faber

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