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Siebenhandl begründet Wechsel zu Würzburg

Jörg Siebenhandl - warum er wechselte, er am Anfang nicht spielen wird und er vor dem Ende stand:

Siebenhandl begründet Wechsel zu Würzburg

Jörg Siebenhandl wollte mehr.

Aus diesem Grund brach der 26-Jährige seine Zelte bei der Admira ab und wechselte in die 2. deutsche Liga zu den Würzburger Kickers. "Bei der Admira wäre ich im nächsten Jahr wahrscheinlich angestanden und es wäre nicht mehr viel gegangen", beschreibt der Torhüter im Gespräch mit LAOLA1 seine Beweggründe.

"In Würzburg bin ich erst am Anfang, ich muss mich hineinkämpfen und es gibt viel Luft nach oben. Ich kann mit dem Verein weiter kommen, die Optionen sind größer."

Dennoch wird Siebenhandl zu Beginn der Meisterschaft nicht erste Wahl sein. Der 39-jährige Routinier Robert Wulnikowski steht beim Liga-Start zwischen den Pfosten.

Warum das so ist, er sich trotzdem keine Sorgen macht, welche Rolle das Nationalteam in seinen Überlegungen spielt, wie knapp er vor zwei Jahren vor dem Karriere-Ende stand und was er über die Terrorattacke in Würzburg denkt, verrät Jörg Siebenhandl im LAOLA1-Interview:

LAOLA1: Du bist seit etwas mehr einer Woche in Würzburg, was sind deine ersten Eindrücke?

Jörg Siebenhandl: Würzburg ist eine sehr schöne Stadt. Ich bin noch nicht viel hinausgekommen, wir haben relativ oft Training. Ich sitze gerade im Hotel und kann im zwölften Stock über die ganze Stadt blicken, das ist schon toll. Es wird anders trainiert als ich das zuletzt kannte – körperlich deutlich intensiver. Ich kann es aber noch nicht abschließend beurteilen, weil die Meisterschaft ja noch nicht begonnen hat. Was ich aber schon sagen kann: In Deutschland wird körperbetonter gespielt.


In seinem letzten Spiel für die Admira zeigte Siebenhandl nochmals auf:
(Artikel wird unterhalb fortgesetzt)


LAOLA1: Apropos Meisterschaft: An diesem Wochenende startet die zweite Liga – wirst du am Sonntag bei Eintracht Braunschweig schon spielen?

Siebenhandl: Generell bin ich absolut bereit und brenne auf meinen ersten Einsatz für die Kickers. Realistisch betrachtet bin ich erst einige Tage in Würzburg und weiß, dass ich geduldig bleiben muss. Daher werde ich mich täglich im Training anbieten und darauf hinarbeiten, dass meine Chance kommt. Wenn sich diese Möglichkeit bietet, will ich sie natürlich nutzen.

LAOLA1: Eine Ablösesumme von über 500.000 Euro für einen Tormann ist aber auch für einen deutschen Zweitligist viel Geld. Denkst du nicht, dass du als Nummer eins geholt würdest?

Siebenhandl: Auch wenn ich diese Zahl so nicht bestätigen kann, ist ein ablösepflichtiger Wechsel sicherlich eine Anerkennung meiner bisherigen Leistungen. Der Verein dokumentiert damit, dass er von mir überzeugt ist und mir zutraut, die Nummer eins zu werden. Ich muss einfach Gas geben im Training, denn am Ende entscheidet einzig und alleine die Leistung auf dem Rasen über spielen oder nicht spielen. Genau darauf werde ich mich fokussieren.

LAOLA1: War dir schnell klar, dass du das Angebot von Würzburg annehmen willst?

Siebenhandl: Ich habe mich mit den Verantwortlichen getroffen und mir ihre Visionen angehört. Wir haben zwei bis drei Stunden geplaudert, der Plan des Vereins wurde mir aufgezeigt.  Die Entwicklung der letzten beiden Jahre hat gezeigt, wozu der Verein imstande ist und man spürt, dass alle Beteiligten sich immer weiterentwickeln wollen und sich mit dem Erreichten nicht zufrieden geben. Jetzt geht es erstmal darum, sich an die neue Liga zu gewöhnen und zu stabilisieren. Dann sehen wir weiter.

LAOLA1: Also warst du sofort überzeugt?

Siebenhandl: Naja, meine Situation bei der Admira war hervorragend. Ich habe immer gespielt, hatte ein tolles Standing im Verein und hatte richtig Spaß, in der Europa League zu spielen. Da kommt man schon ins Grübeln. Mir wurde aber schnell klar, dass das der nächste Schritt für mich sein könnte und ich dadurch bessere Optionen habe, noch weiter nach oben zu kommen. Das war letztlich neben den angenehmen Gesprächen mit den Würzburger Verantwortlichen ausschlaggebend.

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LAOLA1: Jetzt gibt es einige Leute, die sich fragen, warum du von der österreichischen Bundesliga mitsamt Chance auf die Europa League in die zweite deutsche Liga wechselst. Wie erklärst du diesen Leuten den Transfer?

Siebenhandl: Man muss immer zwischen kurz- und langfristig unterscheiden. Kurzfristig ist die Europa-League-Quali eine tolle Sache und man kann internationale Erfahrung sammeln. Die dritte Runde hätten wir vielleicht noch überstanden, spätestens im Play-Off wäre es dann richtig schwer geworden. Man kann nie sagen, wie lange das anhält. Bei der Admira wäre ich im nächsten Jahr wahrscheinlich angestanden und es wäre nicht mehr viel gegangen. Wir haben relativ viel erreicht – vielleicht kann man das bestätigen, mehr wird aber schwer. Der Meistertitel ist mit der Admira nicht sehr wahrscheinlich, das war mir klar. In Würzburg bin ich erst am Anfang, ich muss mich hineinkämpfen und es gibt viel Luft nach oben. Ich kann mit dem Verein weiter kommen, die Optionen sind einfach größer. Die Frage ist zudem, wie oft die Chance überhaupt kommt, nach Deutschland zu wechseln.

LAOLA1: Hat auch das Nationalteam eine Rolle in deinen Überlegungen gespielt?

Siebenhandl: Das ist schwer zu sagen, eigentlich nicht wirklich. Auf längere Sicht ist die Chance sicherlich höher, wenn man im Ausland spielt. Kurzfristig war es für den Wechsel aber absolut nicht entscheidend, da ich derzeit sowieso keine Rolle im Nationalteam spiele. Ich muss mich jetzt einmal darauf konzentrieren, hier im Training zu überzeugen und meine Chance zu suchen. Alles andere liegt dann ohnehin nicht in meiner Hand.

LAOLA1: Vor ein paar Wochen gab es die Gerüchte um einen Wechsel zu Sturm Graz. Die gebotene Ablöse war dann zu niedrig und es hat sich zerschlagen. Wie knapp warst du vor dem Transfer?

Siebenhandl: Das Thema Graz ist medial zur Genüge thematisiert worden. Dass es Optionen für mich - unter anderem auch Gespräche mit Sturm - gab, ist ein offenes Geheimnis. Ich bin jetzt aber nicht in Graz, sondern in Würzburg und damit rundum zufrieden.

LAOLA1: Vor genau zwei Jahren, im Sommer 2014, bist du ohne Verein da gestanden. 24 Monate später wechselst du um über 500.000 Euro in die zweite deutsche Liga. Irgendwie verrückt oder?

Siebenhandl: Wie bereits gesagt: Die Zahl kann ich nicht bestätigen und werde ich auch nicht kommentieren. Das ist nicht meine Aufgabe. Ich glaube, dass ich mir diesen nächsten Karriereschritt verdient habe. Ich habe in Wr. Neustadt meine Leistung gebracht und aufgezeigt, bevor es das schwere Verhältnis mit dem Trainer gab, aus dem ich meine Lehren gezogen habe. Ich wusste immer, dass ich die Qualität habe, meine Leistungen von Wr. Neustadt zu wiederholen oder sogar noch besser zu sein. Bei der Admira habe ich die Chance bekommen, wofür ich sehr dankbar bin. Dort konnte ich wieder an meine zuvor gezeigten Leistungen anschließen und in weiterer Folge mein spielerisches Niveau auch noch ausbauen. Die Spielanlage war wie geschaffen für mich, mit Tormanntrainer Walter Franta hat alles perfekt funktioniert. All das erleichtert mir meinen Start in Würzburg.

LAOLA1: Findest du es unfair, dass dir ein Interview so lange vorgehalten wurde?

Siebenhandl: Es wurde schon übertrieben, das hätte man anders aus der Welt schaffen können. Es war kein richtiges Verhalten von mir, die Reaktion war aber einfach überzogen. Mittlerweile ist das Ganze aber ohnehin völlig uninteressant für mich.

"Ich glaube, dass ich mir diesen nächsten Karriereschritt verdient habe."

LAOLA1: Als du 2014 arbeitslos warst, hast du jemals gezweifelt, dass es noch klappt?

Siebenhandl: Jein. Es war eine harte Zeit, ich war aber überzeugt, noch einmal hineinzukommen. Ich habe davor einen so guten Eindruck hinterlassen, dass ich wusste, ich bekomme noch eine Chance. Zu diesem Zeitpunkt waren einfach alle Vereine besetzt. Ich habe mir gesagt, dass ich mir ein Jahr Zeit gebe. Wenn ich bis Sommer 2015 nichts gefunden hätte, hätte ich das Profi-Kapitel beendet. Ich habe gehofft, dass früher oder später jemand einen Goalie brauchen wird. Glücklicherweise ist die Admira dann schon vor der Winterpause auf mich zugekommen.

LAOLA1: Was hast du aus den ganzen Ups und Downs gelernt?

Siebenhandl: Man muss immer die Ruhe bewahren und weiterarbeiten. Es war eine Zeit lang wirklich schwer, auch anfangs bei der Admira. Ich konnte einfach nicht so spielen wie früher. Das war schwer für den Kopf. Du weißt, dass du es drauf hast, kannst es aber nicht abrufen. Das kam erst mit der Zeit. Ich habe gemerkt, dass ich mich nicht unter Druck setzen darf. Ich habe mit den Grundlagen begonnen und mich dann gesteigert. Es funktioniert nicht von null auf hundert, man muss sich alles langsam erarbeiten. Das habe ich gelernt. Auch diese Erfahrung ist eine enorme Hilfe für meinen Start hier in Würzburg.

LAOLA1: Abschließend noch ein anderes Thema: Vor kurzem kam es in Würzburg zu einer Terrorattacke, als ein Mann im Zug mit einer Axt Leute angriff. Merkt man davon noch irgendetwas?

Siebenhandl: Ich war noch nicht viel in der Stadt. In der Mannschaft ist es eher nur ein kleines Thema, hin und wieder wird es angesprochen. Es kann ohnehin überall passieren, für mich war das in Würzburg eher ein Einzeltäter. Das steht für mich nicht in einem großen Zusammenhang mit anderen schrecklichen Dingen. Es darf nicht überhand nehmen, dass Trittbrettfahrer ihr Einzelschicksal mit anderen verbinden wollen. Genau das wäre ein Fehler. Man muss bedenken, dass das Einzeltäter sind und nicht alles unter dem großen Ganzen „Terror“ verallgemeinern.

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