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Schutz für Prosenik, Sorgen um Personaldecke

Warum Hofmann Prosenik nach Pfiffen verteidigte. Rapids Personaldecke wird immer dünner.

Schutz für Prosenik, Sorgen um Personaldecke

Rapid pfeift personell aus dem letzten Loch.

Wenn die Wiener im abschließenden Gruppenspiel der Europa League daheim auf Dinamo Minsk treffen, muss Trainer Zoran Barisic schon abwägen, wen er ins Rennen schickt.

Denn aus personeller Sicht sind es wahrlich keine einfachen Wochen für die Hütteldorfer. Dabei hat man gegen die Weißrussen noch viel vor.

„Es wäre eine richtig tolle Geschichte und ein großer Erfolg, wenn wir noch Gruppensieger werden würden. Wir wollen unseren Teil dazu beitragen, dass Villarreal in Pilsen gewinnen muss“, hofft Kapitän Steffen Hofmann auf die Krönung der eindrucksvollen Saison.

Kein Geburtstags-Einsatz von Schobesberger

Nicht dabei sein wird Philipp Schobesberger. Diese Kunde ereilte die Grün-Weißen am Mittwoch-Nachmittag.

Der Flankenflitzer bleibt wohl von einer langen Verletzungspause verschont, zumindest ein Einsatz gegen RB Salzburg am Sonntag ist noch offen.

Der Oberösterreicher feiert am Spieltag seinen 22. Geburtstag, ist aber aufgrund einer Rissquetschwunde am Rist, die genäht werden muss, zum Zuschauen verdammt.

Und das ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, an dem das Lazarett der Hütteldorfer ohnehin aus allen Nähten platzt.

„Schaubs Ausfall schmerzt extrem“

Erst kürzlich wurde die monatelange Pause von Louis Schaub bekannt. Ein herber Schlag – nicht nur für den Youngster selbst, sondern auch den Verein.

„Sein Ausfall schmerzt extrem – aber auch bei allen anderen, die uns verletzt nicht zur Verfügung stehen“, meint Barisic. „Die Mannschaft hat das Fehlen einiger Spieler im Herbst aber schon mehrmals kompensieren können.

Zu den Langzeitverletzten zählen unter anderem seit kurzem Jan Novota, Christopher Dibon sowie seit längerem Thomas Schrammel und Andreas Kuen.

Kleine Wehwechen müssen weggesteckt werden. Ein Fragezeichen steht auch noch hinter einem Einsatz von Stefan Stangl, der weiterhin an Wadenproblemen leidet.

„Wir wissen noch nicht, ob es bei ihm geht und ob er beide ausstehenden Spiele, nur eines oder gar keines bestreiten kann“, muss der Chefbetreuer abwarten.

Was die Öffentlichkeit nicht wusste

Die Personaldecke wird dünn. Deshalb sorgte man vorsichtshalber bereits intern vor und beförderte vier Spieler von den Amateuren.

Maximilian Wöber saß als Innenverteidiger-Ersatz bereits gegen die Admira und Ried auf der Ersatzbank. Er trainiert wie Mittelfeldspieler Tamas Szanto schon schon einige Tage mit. Dazu kommen neu noch ebenfalls die Mittelfeld-Akteure Albin Gashi und Ceyhun Tüccar.

Fehlende Leistungsträger sollen für Barisic nicht als Ausrede herhalten, spielen für ihn aber keine unwesentliche Rolle in Bezug auf die schwankenden Leistungen.

„Im Sommer waren wir noch frischer, jetzt haben die meisten sehr viele Spiele in den Beinen. Sehr oft mussten angeschlagene Spieler spielen, was die Öffentlichkeit gar nicht wusste“, verrät der Coach.

Schutz für Prosenik nach Pfiffen

Einer, der zuletzt regelmäßig Spielzeit bekam und sich in der angespannten Stürmer-Situation als Angreifer Nummer eins etablierte, stand unfreiwillig im Mittelpunkt: Philipp Prosenik.

Der 22-Jährige wurde bei seinen Auswechslungen gegen Altach und Ried mit Pfiffen von den Zuschauerrängen verabschiedet. Ein absolutes „No-Go“, auf welches Kapitän Hofmann postwendend auf Facebook reagierte:

Gratulation an meine Kollegen zum gestrigen Sieg! Leider ist ein Mitspieler, der alle Rapid-Tugenden (Einsatz,...

Posted by Steffen Hofmann on Sonntag, 6. Dezember 2015

Mit etwas Abstand nahm er nun erstmals dazu Stellung, warum er Prosenik über Social Media zu Hilfe geeilt war.

„Mich hat es einfach gestört. Wir sind schon oft ausgepfiffen worden, wir haben es auch schon oft verdient oder wir konnten es verstehen, wenn es so war. Aber gerade Philipp zeigte in diesem oder in jedem Spiel, in dem er auf dem Platz stand, was ein Rapid-Spieler zeigen soll - unbedingten Einsatz und unbedingten Siegeswillen. Er rackert für das Team und ist immer für uns da“, begründet Hofmann.

„Wenn er dann ausgepfiffen wird, weil er als Stürmer im Moment – laut denjenigen – zu wenige Tore geschossen hat oder er in der einen oder anderen Situation nicht das Optimum herausgeholt hat, dann macht das keinen Sinn.“

„Deshalb ist Hofmann der wahre Kapitän“

Das persönliche Gespräch mit dem Hünen suchte Barisic‘ verlängerter Arm auf dem Spielfeld nicht, aber er meint: „Er steckt das schon weg. Aber mir geht es eigentlich ums Prinzip.“

Ein klares Ausrufezeichen des Kapitäns und ein weiterer Beweis für die Geschlossenheit innerhalb der Mannschaft. Und was sagt der Trainer dazu?

"Ich finde das Posting von Steffen überragend. Damit hat er gezeigt, dass er der wahre Kapitän ist, der sich schützend vor seine Mitspieler stellt, wenn es notwendig ist, und dies auch in der Öffentlichkeit kundtut. Das macht deutlich, dass er ein richtig guter Kapitän für unser Team ist."

Barisic über Hofmanns Aktion

Vor rund 33.000 Besuchern (31.100 Tickets waren Mittwoch zu Mittag verkauft) könnte Prosenik den Beweis antreten, dass er zu Unrecht als Buhmann auserkoren wurde. Allerdings stehen an vorderster Front noch andere Alternativen zur Verfügung. In der Abwehr und im Mittelfeld wird es auf dem Weg Richtung Gruppensieg hingegen eng.


Alexander Karper

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