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Eiszeit zwischen Klopp und BVB

Von Freundschaft wollen der Liverpool-Coach und der BVB (vorerst) nichts wissen:

Eiszeit zwischen Klopp und BVB

Wenn am Donnerstagabend der FC Liverpool bei Borussia Dortmund im Viertelfinal-Hinspiel der Europa League gastiert, werden alle Augen auf Jürgen Klopp gerichtet sein.

Der Hype um seine Person kennt keine Grenzen, sogar eine eigene "Kloppo-Cam" wird rund um die Uhr auf den 48-Jährigen gerichtet sein.

Klopp gegen den BVB - für viele ist es das erklärte Traum-Duell, wenn der Charismat mit seinem neuen Arbeitgeber auf jenen Klub trifft, den er in seinen sieben Amtsjahren von einem Mitläufer zu einer europäischen Top-Mannschaft geformt hat.

Für Deutschlands zweifachen "Trainer des Jahres" (2011, 2012) wie auch für die BVB-Bosse ist es ein emotional aufgeladenes Gipfeltreffen, dem medial unglaubliche Präsenz beigemessen wird. Ein Umstand, der den Beteiligten nur bedingt behagt.

Klopp: "Ich hasse den Hype"

"Ich freue mich, aber ich hasse den Hype um meine Person", meint Klopp, der aufgrund seiner Popularität längst auch gefragtes Werbegesicht ist. Er will gar nicht verleugnen, dass die Rückkehr in den Signal Iduna Park "speziell werden wird", er war schließlich sieben Jahre extrem glücklich im Ruhrpott. "Das muss man nicht wegdiskutieren, im Gegenteil."

Für die Schwarz-Gelben, die er zu zwei Meisterschaften, einem Pokalsieg sowie ins Finale der Champions League (2013, 1:2 gegen den FC Bayern) geführt hat, hegt er weiterhin starke Gefühle, doch die bleiben vorerst außen vor. "Ich werde bei Toren auch jubeln", erklärt Klopp - und meint damit Treffer seiner "Reds", für die er seit Herbst an der Seitenlinie steht. 

Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke schlägt in der "Welt" in dieselbe Kerbe und hat keine Lust auf "Kloppo-Mania". "Mir ist wichtig zu sagen: Der BVB trifft auf den FC Liverpool, nicht auf Jürgen Klopp. Es sind auch nicht die Spiele Thomas Tuchel gegen Klopp, sondern die zweier großer europäischer Klubs."

Watzke: Eiszeit statt Freundschaft

Watzke und Klopp: Eine Männer-Freundschaft liegt vorerst auf Eis

Für den 59-Jährigen zählt einzig und alleine: "Wie können wir sie schlagen?" Statt Freundschaft regiert bis zum Abpfiff des Rückspiels Eiszeit. "Jetzt ruht die Freundschaft. Bis die Spiele vorbei sind, ist sie komplett auf Eis gelegt." Er habe keine Zeit für Umarmungen. "Du brauchst Schärfe und ein gewisses Maß an Aggressivität."

Daher hat er auch eine besondere Bitte an die Fans des BVB. "Ich würde mir wünschen, dass unsere Fans ihre Zuneigung und ihren Respekt gegenüber Jürgen nach dem Spiel bekunden, aber nicht vorher und während des Spiels. Denn da müssen wir alle wie eine Wand zusammenstehen, um den großen FC Liverpool in die Schranken zu weisen."

Es sind ehrfürchtig klingende Worte gegenüber dem englischen Traditionsklub. Man könnte meinen, er wolle die Favoritenrolle an die Engländer abdrücken. Da hat er die Rechnung aber nicht mit dem Wirt aka Klopp gemacht, der in puncto Eloquenz keinen Gegner zu fürchten braucht.

BVB ist "haushoher Favorit"

"Wir wissen alle, wie unfassbar schwer dieses Los ist, wie unfassbar stark Borussia Dortmund ist, dass sie der haushohe Favorit in diesem Wettbewerb sind", verwundert die verbale Retourkutsche nicht im Geringsten. Der BVB könne sich gerne anders artikulieren, "aber sie werden es selber auch wissen". Nichtsdestotrotz will der Reds-Coach mit seiner Truppe das Abenteuer Europa League nicht so schnell aufgeben.

"Wir würden auch ganz gerne noch ein bisschen länger mitspielen", hegt er die Hoffnung, der "top top Truppe", die er bis letzten Sommer trainierte, ein Bein stellen zu können. Klar sei, dass die Deutschen in ihrer Entwicklung mehrere Schritte voraus sind. "Sie sind eingespielt und haben einen tollen Lauf", urteilt Klopp, wenn um 21:05 Uhr der Anpfiff ertönt, habe das aber keine Relevanz mehr.

Insofern verwundert es nicht, dass beide Parteien die Wohlfühl-Atmosphäre verdrängen wollen, oder wie Watzke es ausdrückt: "Wir sollten im Wettkampf- und nicht im Umarmungsmodus sein." Zeit für Zärtlichkeiten gibt es auch nach den beiden Spielen noch genug. Die Kameras werden sie definitiv einfangen.

Christoph Nister


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