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So hatten das ÖFB-Team Ronaldo im Griff

Österreich stand gut, dennoch gab es große Probleme. Taktik-Analyse:

So hatten das ÖFB-Team Ronaldo im Griff

Das Österreich aus der EM-Qualifikation hätte diese Partie ganz anders angelegt – mit hohem Pressing und Selbstbewusstsein im Spielaufbau. Man wäre den Portugiesen auf Augenhöhe begegnet.

Diese Mannschaft ist jedoch irgendwo auf dem Weg zwischen Stockholm und Mallemort spurlos verschwunden.

Stattdessen musste Marcel Koller die Taktik an die Formkrise und die Ausfälle anpassen. „Die Frage vor dem Spiel war: Wer ist in Form? Wie können wir über die Runden kommen? Nur darauf ist es angekommen“, sagte der Teamchef. Also baute er am eigenen Strafraum mit einem 4-4-2-System zwei Mauern auf.

Diese bröckelten während der Partie zwar immer stärker ab, hielten dank einer gehörigen Portion Glück aber letztlich durch. So errang Österreich ein tapferes 0:0 gegen Portugal.

Ronaldo im Griff

Der Gegner von der iberischen Halbinsel überraschte gegen das ÖFB-Team mit einem neuen System. Statt dem 4-4-2 aus dem ersten Gruppenspiel gegen Island kehrte Trainer Fernando Santos zum üblichen 4-3-3 zurück.

Vorne tauschten die drei Altstars Cristiano Ronaldo, Nani und Quaresma munter die offensiven Positionen. Dahinter sorgten die beiden Achter Andre Gomes und Joao Moutinho für zusätzlichen Druck.

Österreichs diesmal kompakt stehende Viererketten hatte diese qualitativ hochklassig besetzte Angriffsmaschinerie grundsätzlich gut im Griff. Martin Harnik und David Alaba leiteten das Spiel als vorderste Pressing-Akteure nach außen. Deswegen und aufgrund der hervorragenden Defensiv-Arbeit der beiden Sechser war das Zentrum für Portugal praktisch verschlossen.

Rechte Seite als Schwachstelle

Brenzlig wurde es dafür einige Male über die rechte Seite des ÖFB-Teams. Dies lag einerseits am teilweise schwachen Zweikampfverhalten von Florian Klein und Marcel Sabitzer. Andererseits wurden die beiden Deutschland-Legionäre von Harnik in der vordersten Linie aber auch weniger unterstützt als die linke Seite von Alaba.

Denn der für seine Leistung hart kritisierte Bayern-Star ließ sich immer wieder ins Mittelfeld fallen, sobald sich im Defensiv-Verbund der Österreicher Löcher auftaten. Harnik dagegen, der gegen den Ball zumeist halbrechts agierte, positionierte sich als Stürmer konstant vor der Mittelfeldkette, um bei Konterangriffen anspielbar zu sein.


Apropos Konter: Diese funktionierten bei der Koller-Elf überhaupt nicht. Dafür verantwortlich war zum einen die erneut schwache Passquote der Österreicher. Vor allem Alaba, als Zehner eigentlich die entscheidende Figur für das offensive Umschalten, enttäuschte mit teilweise haarsträubenden Fehlern, wie dieses VIDEO zeigt.

Keine Verbindung zwischen Abwehr und Angriff

Zudem mangelte es im Offensivspiel aber erneut an den richtigen Abständen zwischen den Mannschafteilen. Arnautovic, Sabitzer, Alaba und Harnik warteten viel zu oft gemeinsam vorne an der Mittellinie auf den langen Ball, anstatt über eine gestaffelte Stellung den spielerischen Weg nach vorne zu suchen.

So fehlte es an der Verbindung zwischen Angriff und Abwehr. Besonders in der zweiten Hälfte waren Konter Mangelware.

Erschwerend hinzu kam das giftige Pressing der Portugiesen. Das Santos-Team stellte die ÖFB-Abwehr mit teilweise vier Leuten zu. Neben Nani, Quaresma und Ronaldo rückte auch Moutinho mit auf, um das Forechecking zu unterstützen.

Die Österreicher ließen sich dadurch verunsichern, suchten den riskanten Weg über die Außenverteidiger, anstatt das Spiel über das Zentrum gefestigt aufzubauen. Baumgartlinger, der tiefere der beiden Sechser, hätte dafür von Ilsanker und Alaba besser unterstützt werden müssen.

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Fehlende Entlastung

Da der österreichische Spielaufbau komplett in die Hose ging, fehlte es über die ganzen 90 Minuten an Entlastung. So konnten die Portugiesen den Angriffsdruck konstant hoch halten. Die Zitterpartie nahm kein Ende, sie kulminierte im verschossenen Elfer von Ronaldo.

Letztlich konnte Österreich dank Glück und des gut aufgelegten Robert Almer das Remis aber doch über die Zeit retten. Die Chancen auf den Achtelfinal-Aufstieg sind intakt.

Gegen Island wartet nun ein komplett anderes Spiel. Es wäre an der Zeit, dass das spurlos verschwundene ÖFB-Team aus der EM-Quali nun wieder auftaucht.

Jakob Faber


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