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Taktik-Vorschau: Warum Ungarn dem ÖFB-Team liegt

Taktik-Vorschau auf den EURO-Kracher: So schlägt Österreich die Ungarn:

Taktik-Vorschau: Warum Ungarn dem ÖFB-Team liegt

In Österreich herrscht vor dem EURO-Auftakt gegen Ungarn eine gefährliche Euphorie. Bisweilen gewinnt man den Eindruck, das ÖFB-Team würde die Ungarn sowieso vom Platz schießen.

Einzig die Mannschaft selbst tut gut daran, sich von dieser Leichtsinnigkeit nicht anstecken zu lassen. Immer wieder warnen Marcel Koller und seine Jungs vor dem Gegner.

Zweifellos ist diese Bescheidenheit der richtige Weg, um sich konzentriert auf die Partie vorzubereiten. Ein Blick auf die Fakten verrät jedoch, dass tatsächlich viel für einen Sieg Österreichs spricht.

Nicht nur qualitativ scheint Österreichs Kader besser besetzt, auch taktisch könnten die Ungarn den ÖFB-Kickern durchaus entgegen kommen.

Wo Ungarn schwächelt, trumpft das ÖFB-Team auf

Denn defensiv scheint die Mannschaft des deutschen Teamchefs Bernd Storck am ehesten auf der rechten Seite verwundbar. Genau auf dieser Flanke operiert bei Österreich mit dem Dreieck aus Christian Fuchs, David Alaba und Marko Arnautovic die gefährlichste Offensiv-Waffe. Ein Vorteil, der entscheidend sein könnte.

Schon gegen die Niederlande konzentrierte sich das Angriffsspiel der Österreicher auffällig gezielt auf diese Seite – möglicherweise ein Test für den wichtigen Auftakt. Gegner Ungarn offenbarte dort nämlich schon öfter Schwächen.

In zwei der letzten drei Testspiele kassierten die Magyaren einen Treffer nach einem Angriff über diese Seite. Beide Male, bei Götzes 1:0 für Deutschland und dem Mandzukic-Tor beim 1:1 gegen Kroatien, zeigte Balazs Dzsudzsak defensive Nachlässigkeiten.

Zudem rückt auch sein Hintermann, Rechtsverteidiger Attila Fiola, bei Angriffen gerne mit auf. Deswegen könnte das ÖFB-Team dort offene Räume vorfinden.

Ungarns Defensiv-Strategie

Diese werden die Österreicher bitter nötig haben. Denn die Koller-Elf erwartet ein Geduldsspiel, sofern kein schnelles Tor fällt. Schon gegen Deutschland verteidigte Ungarn teilweise mit einer Sechserkette. Dem ÖFB-Team könnte dasselbe blühen.

Grund dafür ist die starke Mannorientierung im Defensiv-Block der Ungarn. Gegen das DFB-Team ließen sich die Flügelspieler von den deutschen Außenverteidigern bis in die Viererkette nach hinten drängen.

Auch die zentralen Mittelfeldspieler versuchen innerhalb der Raumdeckung nah am Gegenspieler dran zu sein. Gut möglich, dass die Ungarn das 4-2-3-1-System der Österreicher einfach spiegeln, um im 4-1-4-1 mit zwei Männern Druck auf die Sechser ausüben können.

Diese Defensiv-Strategie kann zwar sehr giftig, könnte jedoch gleichzeitig für die Koller-Elf von Vorteil sein. Denn aufgrund der starken Orientierung am Gegenspieler lassen sich die Ungarn leicht aus der Position ziehen. Rotieren Julian Baumgartliner, Zlatko Junuzovic und Alaba im zentralen Mittelfeld ordentlich, sorgt dies möglicherweise für Löcher beim Gegner.

Wie das funktionieren kann, zeigten Mesut Özil und Thomas Müller im Freundschaftsspiel gegen Ungarn vor:

Konter als probates Mittel

Auf Junuzovic wird nicht nur dabei, sondern auch im Konterspiel eine zentrale Rolle zukommen. Die ungarische Innenverteidigung zieht sich bei schnellen Gegenangriffen voreilig zurück und eröffnet damit weite Räume vor der Abwehr, die – wenn überhaupt – nur durch Sechser Adam Nagy abgesichert werden.

Genau in diesen Gegenden des Platzes muss sich Junuzovic bei Konterangriffen der Österreicher anbieten und das Spiel schnell machen – beispielsweise mit Steilpässen auf Arnautovic, der die Räume hinter dem aufrückenden Rechtsverteidiger Fiola nutzen könnte.

Deswegen wird es für Österreich trotz der zu erwarteten Dominanz auch auf das Umschaltspiel ankommen. Zumal das ÖFB-Team gegen den Ball möglicherweise nicht allzu viel Risiko nehmen wird.

Kein heftiges Fore-Checking nötig

Denn gegen die nicht gerade spielstarke ungarische Abwehr wird es vor allem darauf ankommen, die Passwege ins Mittelfeld dicht zu machen und auf Fehlpässe zu lauern, um anschließend direkt schnelle Gegenangriffe zu fahren.

Zwar lässt sich Ungarns Sechser-Talent Nagy immer wieder zwischen die Innenverteidiger fallen, um beim Herausspielen mitzuhelfen. Gefährliche Vertikalpässe sieht man von ihm aber kaum, vielmehr spielt der Ferencvaros-Profi, der mit Spitzenklubs in Verbindung gebracht wird, lieber in die Breite als nach vorne.

Als Schwachstelle im Spielaufbau hat Koller wahrscheinlich Adam Lang ausgemacht. Der Innenverteidiger kommt als Rechtsfuß halblinks in der Abwehr zum Einsatz. Beim Herausspielen mit seinem schwächeren Bein tut er sich enorm schwer. Gut möglich, dass die Österreicher ihn deswegen gezielt so anpressen, dass er mit links den Pass spielen muss. So scheint die Chance auf eine Balleroberung groß.

VIDEO: WARUM UNGARN DER WOLFSBERGER AC DER EURO IST:

 

Dzsudzsak macht den Robben

In der Defensive wird es für die Österreicher darauf ankommen, vor allem an den Seiten sauber zu arbeiten. Die Ungarn suchen im 4-2-3-1-System vor allem dort den Weg nach vorne, insbesondere wenn Laszlo Kleinheisler mit den beiden Flügeln das Kombinationsspiel sucht.

Der Teamkollege von Zlatko Junuzovic ist ein sehr unangenehmer Gegner. Mit seinen Läufen reißt er immer wieder Löcher auf, dazu verfügt er über einen ausgezeichneten Distanzschuss, vor dem sich Robert Almer hüten muss.

Dasselbe gilt auch für Starspieler Dzsudzsak. Der Bursaspor-Dribbler zieht gerne von links zur Mitte, um dann von der Strafraumgrenze abzuschließen – ähnlich wie man es von Arjen Robben kennt.

Auch Flanken nutzen die Ungarn immer wieder als probates Mittel. Hannover-Legionär Adam Szalai fungiert im Sturmzentrum als Zielspieler. Von hinten kann jedoch auch Box-to-Box-Mittelfeldspieler Adam Pinter nachstoßen.

Vor den ungarischen Konterangriffen muss sich Österreich jedenfalls in Acht nehmen. Sonst gibt es für viele Fans zum EURO-Auftakt ein böses Erwachen aus dem Euphorie-Traum.

 

Jakob Faber

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