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Junuzovic ist nervös wie in seiner Anfangszeit

Zlatko Junuzovic fiebert EM-Ankick entgegen. Für ihn schließt sich ein Kreis. EURO als Sprungbrett?

Junuzovic ist nervös wie in seiner Anfangszeit

Zlatko Junuzovic brennt bereits darauf, dass die EURO 2016 auch für Österreich endlich losgeht.

"Jeder verspürt schon dieses Kribbeln, diese Anspannung. Wenn ich ehrlich bin, habe ich diese Nervosität vor solch einem Spiel schon lange nicht mehr gespürt, das ist wie in meiner Anfangszeit. Deswegen freue ich mich schon extrem darauf. Erfahrung hin oder her, solch ein Turnier ist ein ganz großes Highlight. Das will man auch so miterleben", schwärmt der Bremen-Legionär in einer kleinen Medienrunde.

Mit dieser positiven Anspannung steht Junuzovic tendenziell nicht alleine da. Eine Erfahrung gehört ihm im ÖFB-Aufgebot jedoch exklusiv, nämlich jene mit EM-Auftakt-Gegner Ungarn.

In vergangenen Zeiten gehörte regelmäßiges Kräftemessen mit dem Nachbarland zum guten Länderspiel-Ton. Inzwischen liegt das letzte direkte Aufeinandertreffen jedoch bereits knapp zehn Jahre zurück.

Erstes Länderspiel von Beginn an gegen Ungarn

Am 16. August 2006 verlor Österreich in Graz mit 1:2. Junuzovic, damals 18 Jahre alt, bestritt sein zweites Länderspiel, das erste von Beginn an. Ansonsten stand kein ÖFB-Teilnehmer an der EURO 2016 auf dem Platz.

Die damalige Aufstellung lautete übrigens wie folgt: Payer - Standfest, Stranzl, Feldhofer, Pogatetz - Ivanschitz, Scharner, Aufhauser, Leitgeb - Kuljic, Junuzovic. Als Wechselspieler kamen Macho, Katzer, Mörz, Ertl, Prager und Wallner (nach 45 Minuten für Junuzovic) auf das Feld. Lang, lang ist's her.

"Damals war ich noch extrem jung. Ich habe beim GAK gespielt, ein halbes Jahr davor habe ich gegen Kanada mein Debüt in der Nationalmannschaft gegeben. Leider hat es dann nicht für die EM 2008 gereicht. Aber an das Spiel gegen Ungarn kann ich mich gut erinnern. Ich hoffe, dass jetzt ein anderes Ergebnis herauskommt", grinst Junuzovic.

Den Unterschied zwischen der damaligen Mannschaft zur heutigen könne man mit jenem zwischen Tag und Nacht vergleichen: "Damals hatten wir mehr Routine und eine eher ältere Mannschaft, und vor allem nicht so viele Legionäre wie jetzt. Aber gut, so viele Legionäre wie jetzt hatten wir im Nationalteam ohnehin noch nie."

"Bitteres" Verpassen der Heim-EURO

Ein Jahrzehnt später steht der U20-WM-Held von 2007 mit 28 Jahren endlich vor seiner ersten Turnier-Teilnahme im Erwachsenen-Bereich. So gesehen schließt sich für die Offensivkraft mit einiger Verzögerung ein Kreis.

Denn das Verpassen der Heim-EURO 2008 schmerzte durchaus: "Das war damals schon bitter, weil ich genau zu dieser Zeit nicht meine beste Phase hatte. Der GAK ging in Konkurs, ich bin zu Austria Kärnten gewechselt. Ich war unter Teamchef Hickersberger eigentlich sehr lange immer dabei, bis kurz vor der EURO. Das war schon enttäuschend, denn ich war noch sehr jung und wäre bei einer Heim-EURO natürlich gerne dabei gewesen. Umso besser, dass ich jetzt doch noch ein Turnier miterleben kann."

Junuzovic ist übrigens nicht die einzige Brücke zum bisher letzten Aufeinandertreffen mit Ungarn. Beim Kontrahenten steht der eine oder andere Akteur von damals noch im Kader, unter anderem Torhüter-Legende Gabor Kiraly.

Der inzwischen 40-Jährige ringt Österreichs Nummer 10 Respekt ab: "Er ist irgendwie Kult! Ich habe ihn immer schon in der deutschen Bundesliga mitverfolgt, auch in meinen ganz jungen Jahren. Er spielt ja schon ewig, zumindest seit ich Bundesliga schaue, mit seiner Schlabberhose. Es ist super, dass er immer noch dabei ist."

"Kleinheisler ist sehr lästig" 

Der logischte Anknüpfungspunkt zwischen Junuzovic und Ungarn spielt jedoch mit ihm in Bremen. Im Jänner heuerte Laszlo Kleinheisler in der Hansestadt an und tastet sich seither langsam an das Bundesliga-Niveau heran. Bisher reichte es zu sechs Einsätzen.

Sein rot-weiß-roter Vereinskollege ist voll des Lobes über jenen Mann, der auf Seiten der Ungarn ebenfalls die Rolle als Zehner ausfüllt: "Kleinheisler ist extrem dynamisch. Er gibt in jeder Aktion 100 Prozent, manchmal ein bisschen zu wild. Aber da müssen unsere zentralen Mittelfeldspieler, vor allem Jules, schon aufpassen, denn gerade solche Spieler können ungut sein, denn der ist sehr lästig, immer überall da. Der gibt nie auf. Ich glaube aber, dass sowieso alle aufgezuckert und motiviert sein werden."

Als Schlüsselkraft der Magyaren hat jedoch auch Junuzovic Balazs Dzsudzsak identifiziert: "Er ist der Kapitän und so oder so der überragende Mann bei ihnen, individuell sehr stark. Er kann viele Positionen spielen."

Den Hinweis, dass die Rollenverteilung zwischen Kleinheisler (Reservist) und ihm (Führungsspieler) bei Werder symbolisch für die unterschiedliche Qualität der Kader von Österreich und Ungarn stünde, lässt Junuzovic so nicht gelten:

"Bei uns kann man vielleicht mehr Spieler als Stammkräfte bezeichnen, trotzdem macht das nicht den ganz großen Unterschied für dieses Spiel, weil die Ungarn auch ihre Qualitäten haben. Wie ich bei Laszlo schon gesagt habe: Auch er hat Qualität, ist technisch versiert, gibt immer 100 Prozent. Schlussendlich entscheiden oft Kleinigkeiten. Auf diesem Niveau ist das so."

"Ich habe nie gesagt, dass ich die EURO für irgendwas nützen will"

Als Argument für diese These sieht der 28-Jährige die ersten Turnierspiele, in denen es beinahe ausnahmlos sehr eng zugegangen ist: "Jeder kann gegen jeden gewinnen, jedes Spiel ist auf Messers Schneide. In so einem Turnier ist es schwer, im vorhinein einen Favoriten zu erkennen oder zu sagen: Ganz klare Geschichte, die werden diesen Gegner wegschießen. Das passiert nicht. Meist entscheidet nur ein Tor Unterschied. Man sagt ja, dass in einem Turnier alles passieren kann."

Auch deshalb ist solch ein Großereignis eine "überragende Bühne", wie es Marko Arnautovic beschrieben hat. Junuzovic, der nach der EM bekanntlich ein heißer Transfer-Kandidat ist, schiebt das Sprungbrett EURO jedoch beiseite:

"Eigene Zukunft hin oder her, ich habe nie gesagt, dass ich die EURO für irgendwas nützen will. Ich will mit Österreich erfolgreich sein, Spiele gewinnen und natürlich auch meine Leistung zeigen und der Mannschaft helfen."

Setzt er diese Vorhaben in die Tat um, ist erstens dem ÖFB-Team geholfen und passiert zweitens die Sache mit der Auslage beinahe von selbst.

Junuzovic und Baumgartlinger sind heiß auf das Ungarn-Spiel:


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