Nach seinem Totalausfall beim 0:0 gegen Portugal fragt sich Fußball-Österreich: Was ist mit David Alaba los?
Julian Baumgartlinger nimmt seinen bereits nach 65 Minuten ausgewechselten Mittelfeld-Kollegen in Schutz und glaubt nicht, dass der Druck bei der EURO zu groß für den Bayern-Star ist:
"Er kennt das. Den Druck macht er sich selbst, weil er ein großer, ehrgeiziger Sportler ist. Dann muss man ihm selbst teilweise sagen; 'Junge, du brauchst nicht alles zerreißen.'"
"So wie er sich gegen Portugal in den Dienst der Mannschaft gestellt hat, beweist, dass er auch andere Sachen in den Vordergrund stellt", so der zukünftige Leverkusen-Profi weiter.
Miserable Passquote
Während Baumgartlinger wie schon gegen Ungarn auf EM-Niveau agierte, hinkt Alaba weiterhin seiner Form hinterher. Gegen die Iberer ersetzte er den verletzten Zlatko Junuzovic auf der Zehner-Position und lieferte dabei eine miserbale Leistung ab, gerade für seine Ansprüche.
Eine Passquote von 52,63 Prozent (10 angekommene Pässe, 9 Fehlpässe) ist eines für gewöhnlich extrem passsicheren Ausnahmekönners wie dem 23-Jährigen nicht würdig. Eine Zweikampfquote von 27 Prozent ist ebenfalls nicht aller Ehren wert.
Teamchef Marcel Koller reagierte, nahm seinen Superstar bereits nach 65 Minuten vom Feld und brachte stattdessen Shootingstar Alessandro Schöpf.
"Glücklich war ich nicht über die Auswechslung", verlautbarte Alaba gegenüber der "ARD" - eines seiner wenigen Interviews an diesem Abend. Denn die Mixed Zone durchquerte er zwar nicht gruß-, dafür jedoch kommentarlos. Der Frust stand ihm dabei ins Gesicht geschrieben.
David Alabas Szenen im Spiel gegen Portugal:
"Er hat wirklich das Beste draus gemacht"
Koller attestierte dem Wiener trotz allem, dass er seine Sache gut gemacht habe und wegen der Auswechsung "nicht trotzig" sein solle.
Auch Baumgartlinger wies mehrfach auf die mannschaftsdienliche Herangehensweise Alabas hin und hatte weitere aufbauende Worte für seinen "Nebenmann", der diesmal eine Etappe weiter vorne agierte, parat:
"Dass er da vorne spielt, war ein taktischer Zug vom Trainer. David hat in der Kette viel gearbeitet, war defensiv sehr präsent und hat uns unterstützt. Wenn man dann im Spielaufbau so wenig Bälle bekommt wie er - und er muss dann immer viel nachlaufen -, war es ein schweres Spiel für ihn. Ich denke trotzdem, er hat wirklich das Beste draus gemacht."
Bereits am Mittwoch gegen Island bietet sich für Alaba die nächste Gelegenheit, EM-Reife unter Beweis zu stellen. Dass der Durchhänger des größten Hoffnungsträgers bis dahin ein Dauer-Thema sein dürfte, liegt auf der Hand.
Peter Altmann/Claus Schlamadinger