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Die drei größten ÖFB-Fragezeichen

Bis zum EM-Ankick hat das ÖFB-Team noch drei dringende Antworten zu liefern:

Die drei größten ÖFB-Fragezeichen

Freundschaftsspiele sind nicht die Sache des ÖFB-Teams.

Die gute Nachricht: Mit dem 0:2 gegen die Niederlande ist der Testspiel-Reigen im Hinblick auf die EURO 2016 abgeschlossen. Die schlechte Nachricht: Die jüngsten Leistungen haben mehr Fragen offen gelassen als beantwortet.

"Jetzt fängt dann Gott sei Dank endlich das Turnier an. Wir freuen uns, wenn wir in Frankreich sind und der Fokus wirklich nur auf dem Turnier liegt. Ich hoffe, dass wir dann auf dem Punkt genau bereit sind", sehnt Zlatko Junuzovic bereits den EM-Ankick herbei.

Wie bereit Österreich wirklich ist, wird sich erst am 14. Juni in Bordeaux gegen Ungarn weisen. Bis dahin gilt es folgende Fragen im Auge zu haben: 

WIE SEHR HAT DAS SELBSTVERTRAUEN GELITTEN?

Das Nationalteam ist in den vergangenen Monaten und Jahren auf der Erfolgswelle geschwommen, entsprechend breit ist die Brust und das Vertrauen ins eigene Können groß. Teamchef Marcel Koller beschwört gebetsmühlenartig, dass man dieses nach den beiden Probeläufen gegen Malta und die Niederlande auch ja nicht verlieren dürfe ("Es gibt keinen Grund zu zweifeln") - ein ungünstigerer Zeitpunkt, um aus dem Flow gerissen zu werden, ist auch kaum vorstellbar. Fakt ist: Der Formaufbau war naturgemäß nicht auf diese beiden Tests ausgerichtet. Zudem sind freundschaftliche Duelle, noch dazu so kurz vor einem Highlight, stets eine Sache für sich. Das dringende Anliegen, sich nicht zu verletzen, spielt wohl zumindest im Unterbewustsein eine Rolle. Fakt ist jedoch auch: Der eine oder andere Schlüsselspieler hinkt seiner Form derzeit hinterher, sei es Marc Janko nach seiner Verletzungspause oder Martin Harnik nach dem Abstieg mit dem VfB Stuttgart. Andere wie Marko Arnautovic oder Julian Baumgartlinger scheinen indessen bereits EM-fit zu sein. Gerade für ein Team wie Österreich, das über eine relativ einzementierte Startelf verfügt, ist es von entscheidender Bedeutung, dass diese Stammkräfte in guter Verfassung sind.

Was zuversichtlich stimmt: An Erfahrung mangelt es gerade den Stars im ÖFB-Dress nicht. Sie wissen, wie man solche Testspiele einzuschätzen hat. Baumgartlinger etwa generiert ein "gutes Gefühl" daraus, dass man gegen die Niederlande trotz Rückstands einfach weiter gemacht und sich zahlreiche Chancen erspielt habe: "Ich habe trotzdem genauso viel Selbstvertrauen wie vorher. Ich denke, meinen Kollegen geht es genauso. Deswegen bin ich nach wie vor positiv gestimmt."


WAS SIND DIE GRÖSSTEN BAUSTELLEN?

Einfach auf den Punkt gebracht, drückten den ÖFB-Schuh in den fünf Testspielen seit der EM-Qualifikation zwei dringliche Probleme. Einerseits machte man zu wenig Tore aus der oftmals klaren spielerischen Überlegenheit, im Gegenzug kassierte man zu viele vermeidbare Gegentore. Punkt Nummer eins fiel bisweilen nicht so ins Gewicht, weil das Nationalteam in den vergangenen Jahren nie leer ausging. In den 23 Länderspielen seit dem 0:3 in Deutschland am 6. September 2013 erzielte man stets zumindest ein Tor. Bis zum Niederlande-Spiel. Doch die Kaltschnäuzigkeit aus der Qualifikation ließ man zuletzt etwas vermissen. "Die Entschlossenheit vor dem Tor ist auf jeden Fall ein großer Punkt", weiß Zlatko Junuzovic, der gegen die "Elftal" selbst aus aussichtsreicher Position vergab. "Die Chancen waren da, das hat jeder gesehen. Aber es begleitet uns ein bisschen durch die letzten Freundschaftsspiele, dass wir in den wichtigen Momenten leider nicht die Tore machen, dafür aus kleinen Unachtsamkeiten Tore kassieren", moniert Baumgartlinger und leitet damit zu Problemfeld Nummer zwei über. Das 0:1 gegen die "Oranjes" war zwar kein Slapstick-Gegentor, wie zuletzt häufiger beobachtet, aber dennoch mehr als unnötig. "Wir waren bei unseren Gegentreffern meistens selbst schuld", verdeutlicht auch Koller. Baumgartlinger warnt: "Solche kleinen Unachtsamkeiten können jedes Spiel entscheiden, auch dann bei der EURO. Wir müssen schauen, dass wir die verhindern."

Was zuversichtlich stimmt: In der Qualifikation agierte Österreich im Ernstfall meist hochkonzentriert. In zehn Partien kassierte man nur fünf Gegentreffer - drei davon, nachdem die Endrunden-Teilnahme bereits fixiert war (jener zum 4:1 in Schweden und die beiden beim 3:2 in Montenegro). In der Gegenrichtung war und ist man gefährlicher unterwegs. Die lange Serie an Spielen mit zumindest einem Treffer unterstreicht dies und auch gegen Holland funktionierte die Offensiv-Maschinerie - bis auf den Endzweck. Wichtig wäre, dass mit Janko die Torgarantie in den folgenden zehn Tagen ihren Rhythmus findet.


KANN DAS ÖFB-TEAM IM ERNSTFALL AUF DEN PUNKT DA SEIN?

Auch während der EM-Qualifikation feierte das ÖFB-Team bei Freundschaftsspielen nicht rauschende Fußball-Feste, zumindest was das Ergebnis betrifft. Man denke an das 1:2 gegen Brasilien oder das 1:1 gegen Bosnien. Das Wissen, schon x-fach bewiesen zu haben, auf den Punkt da sein zu können, ist zumindest kein schlechtes. Gleichzeitig weiß Aleksandar Dragovic: "Es besteht kein Grund zur Sorge, aber es muss natürlich mehr kommen." EURO-Form geht anders, weswegen den Trainings-Tagen in Mallemort entscheidende Bedeutung zukommen wird. Almer meinte nach dem Niederlande-Spiel, dass es vielleicht auch ganz gut war zu sehen, dass nicht immer alles perfekt läuft. Dennoch versichert der Keeper. "Wir wissen schon ganz gut, woran wir arbeiten und in welchen Bereichen wir uns noch steigern müssen." Holland habe gezeigt, dass man bei der EURO auf der Hut sein "und wirklich mit 100 oder 120 Prozent auf dem Platz stehen" müsse. Es sind also noch Hausaufgaben zu erledigen bis zum Ungarn-Spiel, diese sind für Baumgartlinger jedoch lösbar: "Es ist nicht so, dass es grobe taktische Fehler wären oder in der Abstimmung so viel nicht passt, dass man sagen könnte, man hat noch so viel Arbeit bis zur EM. Von dem her würde ich es nicht überbewerten." Aber der Feinschliff muss in der Trainingswoche in Frankreich definitiv noch her.

Was zuversichtlich stimmt: Bis zum Beweis des Gegenteils ist Vertrauen in diese Mannschaft angebracht. Diesen Kredit hat sie sich mit ihren Erfolgen erspielt und auch verdient, selbst wenn aufgrund der letzten Partien deutliche Warnsignale da sind und das Ungarn-Spiel das denkbar ungünstigste Timing für weitere Schlendrian-Tendenzen wäre. An der Qualität sollte es jedoch nicht scheitern, und der bedingungslose Glaube in die eigenen Stärken sowie der Blick in den Rückspiegel könnten Flügel verleihen. Almer glaubt jedenfalls felsenfest daran, dass die ÖFB-Elf den Schalter umlegen kann: "In der Qualifikation haben wir gegen Moldawien zu Hause auch nur 1:0 gewonnen, das war auch nicht das überragende Spiel. Auswärts in Schweden haben wir das Ding dann eindrucksvoll klar gemacht. Ich glaube nicht, dass es irgendeinen Grund gibt, etwas zu hinterfragen."

Peter Altmann/Jakob Faber

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