An Jerome Boateng lag es nicht, dass Deutschland gegen Polen nicht über ein 0:0 in der EURO-Gruppe C hinauskam.
Der Bayern-Verteidiger lieferte eine überragende Leistung, rettete mehrfach gegen Milik und Co. und wurde nach dem Spiel als "Man of the Match" ausgezeichnet. Seine Teamkollegen konnten das hohe Niveau des 27-Jährigen nicht halten, was diesem missfiel.
"Wir können froh sein, dass wir 0:0 gespielt haben. Vorne müssen wir auch mal zum Abschluss kommen, wir haben kein Duell gewonnen."
Boateng spricht Klartext
Boateng attackierte unverhohlen die Offensive um Mesut Özil, Toni Kroos und Thomas Müller. Auch Mario Götze, der erneut von Beginn an eine Chance bekam, konnte sich nur selten in Szene setzen.
"Wir kommen nicht in die Lücken rein", befand der Abwehr-Hüne. "Das müssen wir verbessern, sonst kommen wir nicht weit." Mit der Defensivleistung war Boateng indes zufrieden.
"Wir haben uns als Mannschaft gut, vor allem besser als gegen die Ukraine, verhalten", stellte er fest.
Löw ist nicht zufrieden
Auch Bundestrainer Joachim Löw war schon mal glücklicher nach einem Länderspiel. "Grundsätzlich bin ich mit dem Remis nicht zufrieden, aber wir müssen mit dem Punkt nun mal leben." Der Anspruch sei es, die Gruppe zu gewinnen, das wolle man trotz des Rückschlags in die Tat umsetzen. Dafür ist im abschließenden Gruppenspiel gegen Nordirland (Dienstag, 18 Uhr) aber eine deutliche Leistungssteigerung notwendig.
Zur schwachen Offensivleistung meinte er: "Vorne war die letzte Aktion vor dem Tor nicht gut, das müssen wir besser machen. Wir haben heute kaum Chancen herausgespielt, wir haben wenig Lösungen gehabt, mal durchzukombinieren."
Das verflixte zweite Spiel
Wirklich Sorgen machen müssen sich die Deutschen wohl nicht. Einerseits, weil der Aufstieg in die K.o.-Phase trotz des Remis so gut wie sicher ist. Andererseits, weil der DFB traditionell im zweiten Spiel Probleme hat.
Blickt man auf die letzten zehn Turniere zurück (inklusive 2016), hält der vierfache Weltmeister und dreifache Europameister bei einer bescheidenen Bilanz von nur zwei Siegen, fünf Remis und drei Niederlagen.
Auch vor zwei Jahren in Brasilien kam man gegen Ghana nicht über ein 2:2-Remis hinaus. Am Ende feierte man den vierten Stern auf der Brust.
Hummels: "Hatten Glück"
Innenverteidiger-Kollege Mats Hummels, der nach 26-tägiger Verletzungspause sein Comeback in einem Pflichtspiel feierte und eine solide Leistung zeigte, stimmte zu, wählte dabei aber sanftere Töne.
"In der zweiten Halbzeit hatten wir zweimal schon Glück", sprach er die Topmöglichkeiten von Arkadiusz Milik an, der - zur Freude des DFB - im Abschluss schwächelte.
"Polen ist ein unangenehmer Gegner", hob der Noch-BVB-und-bald-Bayern-Star hervor. "Heute hat ein bisschen die Präzision gefehlt."