Am Dienstag startet das Halbfinale der UEFA Champions League mit dem Derby zwischen Real Madrid und Atletico Madrid (20:45 Uhr LIVE im LAOLA1-Ticker).
Atletico hat 2014, 2015 und 2016 in der CL gegen die "Königlichen" verloren und sinnt auf Rache, Real hingegen will nicht nur neuerlich ins Endspiel einziehen, sondern auch den Fluch der Champions League beenden.
Seit Einführung dieses Bewerbs 1992 gelang keinem Klub die erfolgreiche Titelverteidigung.
Vier Teams waren per Finaleinzug am nächsten.
Ein Titelverteidiger war gar nicht dabei
In den Anfängen des Bewerbs waren drei Teams hauchdünn an der Titelverteidigung gescheitert.
Mit Milan, Ajax und Juventus standen drei Champions 1995, 1996 und 1997 wieder im Finale, unterlagen aber jeweils.
Später schaffte es nur Manchester United als Sieger im nächsten Jahr ins Finale - unterlag 2009 aber auch.
Nur einmal schaffte es ein Titelverteidiger gar nicht in die K.o.-Phase der "Königsklasse" - Chelsea 2012/13.
Der erste Champions-League-Sieger überhaupt durfte in Folge eines Bestechungsskandals in der Folgesaison des Triumphs gar nicht antreten.
Real Madrid will in jedem Fall nach 25 Jahren diesen Fluch beenden.
Der Titelverteidiger-Fluch in der Champions League:
Saison | Titelverteidiger | Als Titelverteidiger... |
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2016/17 | Real Madrid | ...im Halbfinale gegen Atletico |
2015/16 | FC Barcelona | ...im Viertelfinale gegen Atletico ausgeschieden |
2014/15 | Real Madrid | ...im Halbfinale gegen Juventus ausgeschieden |
2013/14 | Bayern München | ...im Halbfinale gegen Real ausgeschieden |
2012/13 | FC Chelsea | ...in der Gruppenphase ausgeschieden |
2011/12 | FC Barcelona | ...im Halbfinale gegen Chelsea ausgeschieden |
2010/11 | Inter Mailand | ...im Viertelfinale gegen Schalke ausgeschieden |
2009/10 | FC Barcelona | ...im Halbfinale gegen Inter ausgeschieden |
2008/09 | Manchester United | ...im Finale 0:2 gegen Barcelona unterlegen |
2007/08 | AC Mailand | ...im Achtelfinale gegen Arsenal ausgeschieden |
2006/07 | FC Barcelona | ...im Achtelfinale gegen Liverpool ausgeschieden |
2005/06 | FC Liverpool | ...im Achtelfinale gegen Benfica ausgeschieden |
2004/05 | FC Porto | ...im Achtelfinale gegen Inter ausgeschieden |
2003/04 | AC Mailand | ...im Viertelfinale gegen LaCoruna ausgeschieden |
2002/03 | Real Madrid | ...im Halbfinale gegen Juventus ausgeschieden |
2001/02 | Bayern München | ...im Viertelfinale gegen Real ausgeschieden |
2000/01 | Real Madrid | ...im Halbfinale gegen Bayern ausgeschieden |
1999/00 | Manchester United | ...im Viertelfinale gegen Real ausgeschieden |
1998/99 | Real Madrid | ...im Viertelfinale gegen Dynamo Kiew ausgeschieden |
1997/98 | Borussia Dortmund | ...im Halbfinale gegen Real ausgeschieden |
1996/97 | Juventus Turin | ...im Finale Dortmund mit 1:3 unterlegen |
1995/96 | Ajax Amsterdam | ...im Finale Juventus mit 3:5 n.E. unterlegen |
1994/95 | AC Mailand | ...im Finale Ajax mi 0:1 unterlegen |
1993/94 | Olympique Marseille | ...wegen Sperre (Bestechungsskandal) nicht dabei |
Torres hat keine Angst
"Vergangenheit ist Vergangenheit. Das zählt nichts mehr", betonte Real-Trainer Zinedine Zidane am Montag. Der Franzose sieht sein Team nicht in der Favoritenrolle. "Die Chancen stehen 50:50 wie in jedem K.o-Duell", meinte der 44-Jährige.
Im Atletico-Lager sieht man das etwas anders. "Real ist Favorit, aber wir können das schaffen, was keiner Atletico-Generation vor uns gelungen ist und haben keine Angst", sagte Stürmer Fernando Torres.
Auch für ihn sind die vergangenen Duelle längst abgehakt. "Das spielt keine Rolle mehr", so der 33-Jährige. Fakt ist, dass Real deutlicher routinierter ist in der "Königsklasse". Der Klub hält mit zwölf Halbfinal-Teilnahmen sowie sieben in Folge gleich zwei Bewerbs-Bestmarken. Atletico steht dagegen erst zum dritten Mal in der Vorschlussrunde.
Beide Teams haben mit Abwehrsorgen eine Gemeinsamkeit. Atletico-Coach Diego Simeone hat nur vier Abwehrleute zur Verfügung. Nach Juanfran und Sime Vrsaljko verletzte sich beim 5:0-Ligasieg bei Las Palmas auch noch Jose Maria Gimenez.
"Madrid ist ein Sieb"
Deshalb soll am Dienstag zunächst der etatmäßige Innenverteidiger Stefan Savic bei den "Colchoneros" (Matrazenmacher) außen spielen.
Den "Königlichen" bereitet wiederum die eigene Abwehrschwäche Sorgen.
"Madrid ist ein Sieb", titelte die Sportzeitung "Mundo Deportivo" am Montag. Das treibe Zidane, der weiter auf Pepe und Gareth Bale verzichten muss, zum Wahnsinn. Real hat diese Saison in 51 Pflichtbegegnungen bereits 65 Treffer kassiert. Nur neunmal konnte zu Null gespielt werden.
In der Champions League gab es zwar noch keine Niederlage, bisher aber immer mindestens ein Gegentor.
Der 100er Klub in der Champions League:
"Marcelo in der Form seines Lebens"
Marcelo symbolisiert das "reale" Problem am besten. Der linke Verteidiger ist vorne meistens hui, hinten aber nicht selten pfui. Mit seinem Tor in der 86. Minute rettete der Brasilianer am Samstag beim 2:1 gegen Valencia die im Liga-Titelkampf gegen Barcelona wichtigen drei Punkte.
Die meisten Medien stimmen überein: Trotz eines Ronaldo, der Bayern München mit fünf Toren im Viertelfinale praktisch im Alleingang aus dem Wettbewerb schoss, sind die Außenverteidiger Marcelo und Dani Carvajal mit die besten Sturmwaffen. "Marcelo ist extrem wichtig für die Mannschaft und in der Form seines Lebens", lobte auch Zidane.
Am Dienstag soll er vor allem dafür sorgen, dass Real, das in den jüngsten 58 Pflichtspielen immer getroffen hat, keinen Gegentreffer kassiert. "Für uns ist es immer das Wichtigste ein Tor mehr als der Gegner zu erzielen. Morgen werden wir aber darauf schauen, auch zu Null zu spielen", erklärte Zidane. Das ist nur allzu verständlich, könnte doch ein Gegentor gegen die abwehrstarke Simeone-Truppe, die in der Liga mit nur 25 Gegentoren die beste Hintermannschaft stellt, verheerende Folgen haben.
Real hat Lauf gegen spanische Teams
Im Bernabeu kreuzten die beiden Rivalen erst kürzlich die Klingen, am 8. April gab es im zweiten Ligaduell ein 1:1-Remis, nachdem Real im Herbst auswärts mit 3:0 gewonnen hatte. "Atletico ist eines jener Teams, das uns in den letzten Jahren das Leben schwer gemacht hat, sie kämpfen leidenschaftlich und geben nie auf", rechnete Zidane einmal mehr mit harter Gegenwehr. Das unterstrich auch Rechtsverteidiger Carvajal: "Die letzten Derbys waren sehr ausgeglichen, Kleinigkeiten haben den Unterschied ausgemacht. Zu Hause zu gewinnen, ist für uns der Schlüssel zum Erfolg."
Real ist im Europacup gegen spanische Teams sieben Spiele unbesiegt. Für zumindest einen Teilerfolg Atleticos spricht die Auswärtsstärke. In der Fremde gab es zuletzt in Pflichtspielen 15-mal keine Niederlage. Die Champions League (Finale am 3. Juni in Cardiff) ist Atleticos letzte Chance, diese Saison zu Titelehren zu kommen. In der Liga ist der Meisterzug mit zehn Punkten Rückstand auf den Lokalrivalen und Barcelona bereits abgefahren, im Cup haben beide Madrider Clubs den Finaleinzug verpasst.
Real Madrid - Atletico Madrid
Madrid, Estadio Santiago Bernabeu, 20.45 Uhr/live Sky, SR Atkinson/ENG
Real: Navas - Carvajal, Ramos, Varane, Marcelo - Kroos, Casemiro, Modric - Isco - Benzema, C. Ronaldo
Ersatz: Casilla - Danilo, N. Fernandez, Asensio, Kovacic, J. Rodriguez, Morata, Vazquez
Es fehlen: Pepe (Rippenbruch), Bale (Wadenverletzung)
Atletico: Oblak - Hernandez, Savic, Godin, Filipe Luis - Niguez, Koke, Gabi, Carrasco/Gaitan - Griezmann, Gameiro
Ersatz: Moya - A. Rodriguez, Thomas, Tiago, Correa, Torres, Cerci
Es fehlen: Vrsaljko (Knieverletzung), Juanfran (Kniesehne), Gimenez (Adduktorenprobleme), A. Fernandez (im Aufbautraining nach Kreuzbandriss)
Fraglich: Carrasco (Schulterprobleme)
Rückspiel am 10. Mai (20.45 Uhr/live ORF eins und Sky) in Madrid.
Der Aufsteiger trifft im Finale am 3. Juni in Cardiff auf den Sieger aus AS Monaco gegen Juventus Turin (Hinspiel Mittwoch, 20.45 Uhr, live ORF eins und Sky).