Ist das Glück tatsächlich nur ein Vogerl?
Ist im Titelkampf auch ein 0:0 in Altach in Ordnung sofern die Leistung stimmt?
Und was muss passieren, dass sich Rapid wirklich einmal über verschenkte Punkte ärgert?
Wenn man die Begründungen für das torlose Remis in Vorarlberg hört, drängen sich diese Fragen auf. Denn eigentlich war eh alles okay.
Traurig, unglücklich, aber stolz auf die Leistung
„Wir haben irrsinnig gut Fußball gespielt, ein Powerplay aufgezogen, unglaublich viele Torchancen gehabt. Wir hatten aber im Abschluss irrsinnig viel Pech“, fand Trainer Zoran Barisic fast nur lobende Worte.
Zwar sind die Hütteldorfer im Jahr 2016 weiterhin ungeschlagen, erstmals nach fünf Siegen musste man jedoch Punkte abgeben.
Ausgerechnet gegen den kriselnden Vorletzten Altach, auf ungeliebtem Terrain. Denn im zehnten Spiel im Schnabelholz setzte es das zweite Remis bei fünf Niederlagen und nur drei Siegen.
„Wir sind sehr unglücklich, nur einen Punkt zu entführen. Ich bin irrsinnig traurig, weil die Mannschaft ein sehr gutes Spiel abgeliefert hat“, so Barisic weiter.
„Eigentlich können wir mit dem Punkt nicht leben“
Vor allem in der ersten halben Stunde rollten die Angriffe auf das gegnerische Tor, zahlreiche Chancen blieben jedoch ungenützt.
Stangl und Jelic ließen die besten Möglichkeiten aus. In weiterer Folge wandte sich Altach vom mutigen 4-2-4 ab und machte die Räume enger.
Und trotzdem fand Rapid Top-Chancen vor – etwa durch Kainz oder zwei Mal durch Jelic, der alleine vor dem Tor scheiterte.
„Natürlich ist es zu wenig! Ich glaube, wir sind in dieser Saison noch nie zu so vielen Torchancen gekommen. Da müssen wir uns selber hinterfragen, wie viele wir da vergeben“, stimmte zumindest Stefan Stangl kritischere Töne an und ergänzte: „Eigentlich können wir mit dem Punkt nicht leben.“
„Offensiver kann man gar nicht auftreten“
Ausgerechnet Jelic, der im Frühjahr schon vier Saisontore erzielte, wurde schlussendlich zum Sargnagel. Wieder einmal ging die Chancenverwertung nicht mit Rapids gutem Kombinationsspiel einher.
„Offensiver kann man gar nicht mehr auftreten – auswärts auch noch dazu“, versuchte sich Barisic zu rechtfertigen und wollte keinem den Schwarzen Peter zuschieben.
Seiner Meinung nach habe Altach „irrsinnig viel Glück gehabt“, und einen Torhüter, der Rapid den letzten Nerv zog.
| Altach | Rapid |
---|---|---|
Ballbesitz | 39,3% | 60,7 % |
Zweikämpfe | 41,00% | 59,00% |
Torschüsse | 7 | 15 |
Torschüsse außerhalb Strafraum | 3 | 5 |
Torschüsse innerhalb Strafraum | 4 | 10 |
Kopfballchancen | 1 | 2 |
Eckbälle | 3 | 8 |
Abseits | 1 | 5 |
Fouls | 20 | 12 |
Dabei war Martin Kobras nur der Ersatz für den schwer verletzten Stammtorhüter Andreas Lukse (doppelter Bänderriss im rechten Sprunggelenk).
Altach-Keeper Kobras und „der Tag seines Lebens“
Nicht nur für Kapitän Hannes Aigner war Kobras der „Man of the Match“. Auch Barisic zollte dem Schlussmann auf seine Art und Weise Respekt.
„Es war ein Tormann auf der anderen Seite, der wieder einmal gegen Rapid den Tag seines Lebens gehabt hat, den er nicht so schnell wieder haben wird.“
Für Mario Sonnleitner nur eine logische Konsequenz in diesem Spiel: „Natürlich hat der Altach-Goalie dadurch Luft gekriegt, wenn er die ersten Hundertprozentigen hält. Dann wächst er über sich hinaus.“
Aber im Endeffekt ist ja alles nicht so schlimm, wenn man den Grün-Weißen Glauben schenken darf. Schließlich habe man den Gegner an die Wand gespielt und eine tolle Leistung gezeigt – dies wird im Kampf um den Titel jedoch kaum berücksichtigt werden.
"Tolle Leistungen" reichen nicht zum Titel
Die eben erst eroberte Tabellenführung ist nach einem Spieltag schon wieder dahin. Durch den Punkt beim Vorletzten liegt man nun punktemäßig gleichauf, jedoch mit dem schlechteren Torverhältnis hinter RB Salzburg.
„Man kann doch optimistisch sein. So dominant in Altach aufzutreten, schaffen nicht viele Bundesliga-Vereine. Es wird für jeden Gegner schwerer und schwerer gegen uns zu spielen. Irgendwann hoffe ich, dass das Glück zurück auf unsere Seite kommt“, so der Ausblick des Trainers.
Während Thanos Petsos mit einem guten Gefühl die Heimreise antrat („Das bringt uns jetzt nicht aus der Ruhe“), war sich auch Mario Sonnleitner sicher: „Wir haben noch genug Chancen und sind immer noch punktegleich mit Salzburg.“
Das wird Barisic nur erzählt bekommen, denn dieser schaut angeblich nicht auf die Tabelle und will von einem Zweikampf nichts wissen. Für ihn zählt viel mehr die Leistung.
Gute Leistungen über die Saison hinweg kann man sich am Ende allerdings nicht in den Trophäenschrank stellen – das sollte Rapid bewusst sein.
Alexander Karper