Sturm Graz hadert nach dem 0:0 im Schlager gegen Red Bull Salzburg einmal mehr mit der dürftigen Chancenauswertung.
"Was man kritisieren kann, ist, dass wir noch zielstrebiger und vielleicht auch noch ein bisschen geiler auf Tore sein müssen und nicht nur auf das Fußballspielen", moniert Marko Stankovic.
Inklusive des Cup-Ausscheidens gegen Salzburg erzielten die Steirer bei der Nullnummer gegen die "Bullen" bereits zum vierten Mal in den vergangenen fünf Pflichtspielen keinen Treffer.
29 Tore in 25 Runden
So erfreulich eine Partie ohne Gegentor gegen den entthronten Tabellenführer ist, stand bei den "Blackies" damit auch einmal mehr auf der falschen Seite des Ergebnisses die Null.
Die mangelhafte Torausbeute ist ein Problem, das sich bei der Elf von Trainer Franco Foda wie ein roter Faden durch diese Saison zieht.
Dass der SK Sturm der Spielzeit 2015/16 schlichtweg zu wenige Tore schießt, ist keine Neuigkeit. 29 Treffer in 25 Runden sind angesichts der schwarz-weißen Ambitionen viel zu wenig.
Auch gegen Salzburg wäre mehr drinnen gewesen. Man denke nur an den Matchball von Donis Avdijaj in der Schlussphase oder das dominante Auftreten in der ersten halben Stunde, das man nicht in Zählbares ummünzte.
"Die ersten 30 Minuten waren bis jetzt die besten in dieser Saison"
So kritisch man die Spielweise der Grazer bisweilen hinterfragen kann, gegen den amtierenden Double-Gewinner war die spielerische Darbietung weitestgehend in Ordnung.
"Gerade die ersten 30 Minuten waren bis jetzt die besten in dieser Saison", findet Stankovic, "wir haben extrem hohes Tempo gespielt und hatten viel Ballbesitz. Wenn man sich das Spiel anschaut, wissen wir, dass wir trotz allem sicher auf einem sehr guten Weg sind."
In der Anfangsphase hatte Sturm phasenweise rund 80 Prozent Ballbesitz - ein beachtlicher Wert gegen Salzburg.
Doch das Wichtigste fehlte letztlich: die Tore - und um die geht es nunmal im Fußball.
"Wir müssen konkreter werden, sprich auch einmal schießen, wenn wir im letzten Drittel sind und nicht probieren, uns durchzukombinieren. Das ist zwar alles schön und wie man sieht, macht uns das Fußballspielen richtig Spaß, aber wenn man ein Tor schießt, macht es noch mehr Spaß. Da muss man ab und zu auch einmal aus der Distanz schießen", fordert Stankovic.
Dem einzigen Torgaranten fehlt die Konstanz
Nicht dass Sturm dies gegen Salzburg nicht probiert hätte: Elf der insgesamt 15 Torschüsse wurden von außerhalb des Strafraums abgefeuert - allesamt vergeblich.
Der erste Reflex im Zuge einer Torflaute ist zumeist, die Angreifer in Frage zu stellen. Dies greift ein wenig zu kurz. Immerhin ist Roman Kienast mit seinen acht Saison-Treffern so etwas wie der einzige verlässliche Torgarant.
Konstanz ist in dieser Spielzeit jedoch kein Markenzeichen des Routiniers, der immer wieder mit körperlichen Problemchen zu kämpfen hatte. Sechs dieser acht Tore schoss der 31-Jährige nämlich während eines Vier-Spiele-Laufs zu Mitte der Herbst-Saison.
Läuft Kienast, der mit seinem umstrittenen Siegtreffer in Ried das einzige Grazer Tor seit dem 2:2 beim Frühjahrs-Auftakt am 6. Februar in Altach erzielte, jedoch seiner Form hinterher, ziehen dunkle Wolken über die Durchschlagskraft Sturms vor dem gegnerischen Tor auf.
Interne Schützenliste bietet trauriges Bild
Denn gerade die zweite Reihe hinter dem Stoß-Stürmer versprüht in dieser Spielzeit so gut wie keine Torgefahr.
Ein Blick auf die Sturm-interne Torschützenliste bietet ein eher trauriges Bild. Am ehesten erfüllt noch Youngster Sascha Horvath mit drei Treffern die Erwartungen. Angesichts des Winter-Abgangs von Josip Tadic ist der 19-Jährige derzeit mit dieser Ausbeute die Nummer zwei in der internen Wertung.
Name | Tore |
---|---|
Roman Kienast | 8 |
Josip Tadic | 4 |
Sascha Horvath | 3 |
Thorsten Schick | 2 |
Donis Avdijaj | 2 |
Anel Hadzic | 2 |
Marko Stankovic | 2 |
Andreas Gruber | 1 |
Daniel Offenbacher | 1 |
Michael Madl | 1 |
Simon Piesinger | 1 |
Bright Edomwonyi | 1 |
Charalampos Lykogiannis | 1 |
Die Offensivkräfte Stankovic und Avdijaj (je zwei Tore) können lange Verletzungspausen ins Treffen führen.
Der Rest? Tore sind mehr die Ausnahme als die Regel.
Dobras: "Es muss besser werden"
Dies gilt etwa auch für Kristijan Dobras. Der Sommer-Neuzugang wartet immer noch auf seinen Premieren-Treffer in der Bundesliga für die "Blackies".
"Meine Torausbeute ist nicht gut und das weiß ich auch! Diesbezüglich bin ich unzufrieden mit mir. Es muss einfach besser werden. Spiele gewinnt man, wenn man Tore schießt", betont der 23-Jährige.
Gegen Salzburg stand der Flügelflitzer sinnbildlich für die Grazer Problematik. Er versprühte Spielfreude, legte in der ersten Halbzeit die gerade für einen Offensivspieler sensationelle Passquote von 100 Prozent hin, erst sein 29. Passversuch in dieser Partie landete erstmals beim Gegner. Zwei Torschüsse und drei Torschuss-Vorlagen gingen auf sein Konto. Bezüglich Torjubel ist jedoch weiter Geduld gefragt.
Seine persönliche Tendenz sieht Dobras jedoch nach einem verpatzten Start ins Frühjahr in die richtige Richtung gehen: "Zu Beginn der Rückrunde war es schwer. Die Vorbereitung ist nicht so gut gewesen, deswegen war ich zwei Mal nicht im Kader. Jetzt habe ich wieder zwei Mal von Anfang an gespielt. Der Pfeil geht nach oben."
Gesucht: Piesingers Ausbeute aus der Vorsaison
Neben Avdijaj und Stankovic sind Spieler wie Dobras, Thorsten Schick oder Andreas Gruber, der sich für diese Saison fünf bis zehn Tore vorgenommen hatte, gefordert, ihre persönliche Bilanz nach oben zu schrauben.
In der Vorsaison gab es etwa mit Simon Piesinger einen Akteur, der abseits der Stürmer Marco Djuricin (Herbst) und Roman Kienast (Frühjahr) für regelmäßige und oftmals wichtige Tore sorgte. Insgesamt neun Mal netzte der Mittelfeldspieler, der derzeit wegen eines Kreuzbandrisses außer Gefecht ist.
"Momentan fehlt das und daran gilt es zu arbeiten", weiß Stankovic.
Ein Schuss mehr Egoismus?
Doch wie entwickelt man die fehlende Geilheit auf Tore, die der Routinier ortet? Es gibt leichter zu lösende Rätsel. Vielleicht wäre in der richtigen Dosis ein Schuss mehr Egoismus gefragt.
Stankovic: "Mir kommt vor, dass wir alle sehr uneigennützig agieren. Ab und zu muss man schauen, dass man ein bisschen mehr an sicht denkt und selbst den Abschluss sucht. Man muss die richtige Mischung finden und wissen, wann man das macht, aber wir können einmal ansprechen, dass es überhaupt kein Problem ist, wenn man vielleicht einmal den besser Postierten nicht sieht."
So lange die Null nicht zu oft auf der falschen Seite des Ergebnisses steht, ist jedes Mittel recht.