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"Salzburg keine Übermacht mehr"

Und trotzdem gewinnt Sturm unter Foda beim Meister nicht. Zeidler unzufrieden:

Es ist längst ein Running Gag, der für Franco Foda längst nicht so lustig ist.

Der Deutsche gewann als Sturm-Trainer in 15 Spielen noch kein einziges Mal in Salzburg (0-2-13), Darko Milanic etwa gewann dort zwei Mal in drei Spielen. Also doch irgendwie lustig.

Zumindest grinste auch Foda nach dem 1:3 seiner Mannschaft am Sonntag im Schlager der 16. Runde: „Wieder einmal sitze ich hier und wieder einmal haben wir hier nicht gewinnen können.“

Der 49-Jährige konnte auch deswegen grinsen, weil seine Mannschaft ein sehr gutes Spiel beim Meister ablieferte. Foda: „Ich bin dennoch sehr zufrieden, wir haben hier sehr gut gespielt, Salzburg war aber im letzten Drittel cleverer. Wir hätten nach drei Minuten in Führung gehen müssen.“

Sturms negative Bilanz gegen Top-Teams

Roman Kienast, zuletzt Sturms Torjäger vom Dienst, brachte aus kurzer Distanz den Ball nicht aufs Tor. Im ersten Moment sah es so aus, als würde ihn der Stürmer per Kopf auf Anel Hadzic ablegen.

„Ich habe ihn nicht abgelegt, ich habe ihn einfach schlecht erwischt“, gab Kienast unumwunden zu.

Ob des Auftretens der Gäste war das Ergebnis ernüchternd, wie der 31-Jährige auch zugab : „Wir haben eine super Leistung abgeliefert, aber am Ende haben wir verloren und sind enttäuscht.“

Bitter für Sturm, dass sie die Partien gegen die Top-Teams Austria, Salzburg und Rapid zu selten für sich entscheiden können. In dieser Spielzeit halten sie bei einer 1-1-3-Bilanz, gaben gegen Rapid zu Hause etwa ein 2:0 noch aus der Hand. Auch in der Red-Bull-Arena war deutlich mehr drin.

Kienast: „Salzburg ist nicht mehr die Übermacht, so wie in den vergangenen Jahren.“ Das protokollierte auch Michael Madl: „Wir haben gespürt, dass wir das Spiel gewinnen können.“

Es lag nicht am Schiedsrichter

Hat Sturm aber nicht. Und das lag auch nicht am Schweizer Schiedsrichter Alain Bieri, der zum ersten Mal seit Oktober 2012 (Sturm-Austria 1:1, Anm.) wieder in Österreich pfiff und zwar nicht so umstritten wie damals besprochen wurde (gab Elfer nach fairem Suttner-Tackling), aber auch streitbar. 

Foda: „Hinteregger muss die Rote Karte sehen, das habe ich zwei Mal gesehen, auf der anderen Seite habe ich auch gehört, es hätte Elfmeter gegen uns geben müssen. Das habe ich nicht gesehen.“

Der Sturm-Trainer bezog sich auf Hintereggers Duell mit Edomwonyi. In der ersten Hälfte blieb die Pfeife bei einem ähnlichen Duell mit Valon Berisha und Marvin Potzmann allerdings auch stumm.

Nach dem 1:0 für Salzburg war indes die halbe Bank fuchsteufelswild auf den Assistenten. Es hatte nach Abseits gerochen, doch die Wiederholung zeigte, dass Lukas Spendlhofer (bei allen drei Gegentoren involviert) und Charalampos Lykogiannis (später 1. Tor) das Abseits aufgehoben hatten.

Aufregung rund um 1:0

Foda zur Aufregung: „Da habe ich mich über eine Szene davor aufgeregt, als Salzburg den Ball in die Spitze gespielt hat und ein Spieler im Abseits war. Wir haben einen Befreiungsschlag gemacht, da hätte er aber Abseits pfeifen müssen. Darüber habe ich mich geärgert. Nicht wegen der Szene.“

Die Grazer verloren den Ball bei eigenem Angriff und so konnte Martin Hinteregger bei seinem Startelf-Comeback (wie auch beim 2:1) den Treffer einleiten. Am Schiedsrichter lag es wohl nicht.

Madl: „Ich glaube, der Schiedsrichter hat keine Schuld, dass es so ausgegangen ist.“ Schwegler: „Es waren beidseitig unglückliche Situationen dabei, aber am Ende nicht spielentscheidend.“

Schlüsselspieler stechen heraus

Spielentscheidend waren Salzburgs Naby Keita und Jonatan Soriano, die gemeinsam drei Tore erzielt haben und mit ihrer Klasse herausstechen konnten. „Vielleicht ist 3:1 zu viel, aber wir haben die drei Punkte“, hielt der Kapitän, der nun alleiniger Führender der Torschützenliste (11) ist, fest. 

Nach dem Ausgleich, der einmal mehr nach einer Standard-Situation fiel, tauschten sich Soriano und sein Trainer Peter Zeidler an der Seitenlinie aus. In weiterer Folge wechselte der Deutsche aus, zumal auch Valon Berisha angeschlagen nicht mehr weiterspielen konnte. Aber nicht nur deswegen.

„Wir haben umgestellt, hatten im zentralen Mittelfeld keine Kontrolle, deswegen ist Yasin Pehlivan reingenommen und Keita auf die linke Seite gegangen. Glücklicherweise bekam dieser nach einer herrlichen Kombination über Hinteregger und Soriano den Ball. Das Tor war glücklich, trotzdem sind wir natürlich froh. Wir müssen aber auch besser spielen, das ist ganz klar“, erklärte Zeidler.

„Wir hatten Probleme, ins Spiel zu finden, das hat sich dann gezogen, so dass wir keinen Druck auf den Ball ausüben konnten, hatten zu große Abstände, keine Kontrolle und der Gegner hat den Raum mit gutem Passspiel genutzt und war immer gefährlich. Der Ausgleich war mit Fortlauf logisch.“

Salzburg Sturm
Ballbesitz 51,1% 48,9%
Zweikämpfe 41,3% 58,7%
Eckbälle 5 2
Torschüsse 14 12
Torschüsse außerhalb Strafraum 5 4
Torschüsse innerhalb Strafraum 9 8
Kopfballchancen 0 3
Abseits 3 6
Fouls 17 7

Lag es an der Länderspiel-Pause?

Eine Erklärung für die magere Kost hatte der Salzburg-Trainer parat: die Länderspiel-Pause. 

„Ein Teil der Erklärung ist sicher Singapur und Kambodscha für Minamino, Namibia für Keita. Das hat uns nicht geholfen, aber das soll keine Ausrede sein. Graz hat das auch sehr gut gemacht." 

Nach der letzten Länderspiel-Pause gewann Salzburg gegen die Admira 8:0.

„Da hat es in der ersten halben Stunde auch nicht nach einem 8:0 ausgesehen“, erwiderte Zeidler, der mit dem Abwehr-Verhalten unzufrieden war: „Die Defensiv-Mentalität hat nicht gepasst.“ 

General Manager Jochen Sauer: „Offensiv war es in Ordnung, in der Gesamt-Rückwärtsbewegung der Mannschaft haben wir noch Verbesserungsbedarf. Graz hat es teilweise sehr gut gemacht.“ 

Zeidlers Fazit: „Es war ein glücklicher, ein wichtiger Sieg. Ich bin aber mit wichtigen Teilbereichen unseres Fußballspiels nicht zufrieden. Trotzdem haben wir gegen Sturm Graz gewonnen. Und das war in jüngerer Vergangenheit auch nicht immer so“, verwies Zeidler auf die beiden Milanic-Siege.

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Vierkampf oder nicht?

Salzburg hat gewonnen und rückt auf einen Punkt an Leader Austria heran. Sturm hat acht Punkte Rückstand. Foda sieht seine Mannschaft noch nicht bereit für den Kampf um die Meisterschaft.

„Die Liga ist ausgeglichener. Das ist schön. Die Mannschaft, die am konstantesten punktet, wird am Ende Meister. Das wird zwischen Austria, Salzburg und Rapid ausgemacht. Ich denke, diese Mannschaften sind noch einen Tick besser als wir, vor allem in den entscheidenden Momenten.“

Zusatz: „Wir werden dran arbeiten, auch gegen die Top-Mannschaften dann Spiele zu gewinnen.“

Sauer glaubt indes an den Vierkampf: „Es ist damit zu rechnen. Denn die drei Hauptkonkurrenten spielen deutlich stabiler und besser. Das wird sicher bis zum Schluss eine enge Kiste werden.“

Bernhard Kastler

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