plus-video

Canadis Rapid-Debüt: Das erste Mal tat noch weh

Erste Startelf, erster Kapitän, erste Entscheidungen - so lief Damir Canadis Rapid-Debüt:

Canadis Rapid-Debüt: Das erste Mal tat noch weh

Das Trainer-Debüt von Damir Canadi ist missglückt.

Der 46-jährige Wiener musste sich bei seinem ersten Pflichtspiel-Auftritt in neuer Funktion mit seinen Schützlingen einer starken Salzburger Mannschaft mit 1:2 geschlagen geben.

„Von der Leidenschaft, der Einstellung und dem Siegeswillen waren wir nicht bereit. Wenn das zusammenpasst, hat man unter dem Strich Erfolg. Da war der Gegner definitiv besser“, stellte der Chefbetreuer nach dem Schlusspfiff klar.

Trotzdem stand der neue Mann im Fokus.

Mit welchen Entscheidungen wollte er versuchen, Rapid wieder aus der Krise zu führen?

LAOLA1 fasste das erste Mal von Canadi auf Rapids Trainerbank zusammen:

  • Canadis erste Startaufstellung:

Rapids Neo-Trainer kündigte an, innerhalb weniger Tage nicht alles über den Haufen werfen zu können, was sich die Grün-Weißen mühevoll über dreieinhalb Jahre aufgebaut haben. Trotzdem sparte er bei der Aufstellung zumindest nominell nicht mit Überraschungen. Die Torhüter-Frage wurde mit Richard Strebinger beantwortet. Canadi wollte sich die Meinung von Tormanntrainer Helge Payer einholen, dem 23-Jährigen gehört bei Rapid die Zukunft. Auf der Bank durfte Youngster Paul Gartler Platz nehmen, Jan Novota stand – auch aufgrund des Österreicher-Topfs – nicht im Kader. In der Abwehr war die größte Überraschung, dass Christoph Schösswendter nur auf der Bank begann, zuletzt hatte er schon trotz getapten Bänderrisses im Sprunggelenk spielen müssen. Somit bildeten Mario Sonnleitner und Max Hofmann die Innenverteidigung. Diese Entscheidung begründete Canadi folgendermaßen: „Aufgrund der Wendigkeit des Gegners, da ist es für große Verteidiger oft problematisch, wenn die Angreifer einlaufen und so eine Technik zur Verfügung haben. Da hätte es Schössi sicher schwieriger gehabt. Sonnleitner und Max Hofmann kennen ihre Abläufe, weil sie in den letzten Jahren oft miteinander gespielt haben. Ich hingegen muss die Spieler noch besser kennenlernen und sehen, was besser zueinanderpasst. Auf den Außenpositionen in der Viererkette kehrte Mario Pavelic rechts nach überstandener Verletzung zurück und verdrängte Manuel Thurnwald, links war Thomas Schrammel erste Wahl. Im defensiven Mittelfeld wurde Srdjan Grahovac aus der Startelf gehievt, Tamas Szanto und Ivan Mocinic gehörten zu Canadis erster Wahl. Letzterer wurde nach dem Schlusspfiff jedoch durchaus kritisch beäugt, allerdings nicht als einziger. Davor agierten sehr flexibel Louis Schaub, Thomas Murg und Joelinton, bis zu seiner frühen Auswechslung. Als einzig wahre Spitze wurde Giorgi Kvilitaia auserkoren.


Sonnleitner außer sich: "Der wü mi umbringen"


  • Canadis erster Kader:

Die Verletztenliste ließ bei der Kader-Nominierung keine großen Sprünge zu. Und trotzdem vermisste man einen Namen besonders: Arnor Ingvi Traustason. Der Isländer war nicht einmal im Kader. Schon im Vorfeld ließ Canadi wissen, dass er gewisse Spieler noch gar nicht zu Gesicht bekam und nach ihren Länderspiel-Einsätzen kaum bewerten kann. Dazu zählt auch Traustason, den er namentlich erwähnte. Er war schlussendlich der einzige der neun Legionäre, die es abgesehen von Verletzungen bzw. des Österreicher-Topfs nicht den Kader schafften. Die anderen waren Novota und Steffen Hofmann. An Traustasons Stelle hingegen durfte Tomi sein Comeback im Kader feiern. Einer, den Canadi bereits aus Altach kennt, und der wie Sonnleitner zuletzt ebenfalls schwere Zeiten ohne Chance auf Einsätze durchlebte. Auch die jungen Maximilian Wöber und Philipp Malicsek fanden Berücksichtigung. Auch weil Canadi ankündigte, jungen Österreichern eher eine Chance zu geben, wenn die Legionäre nicht um einiges besser sind.



  • Canadis erster Kapitän:

Damit setzte Canadi ein wahres Ausrufezeichen! Mario Sonnleitner, unter Vorgänger Mike Büskens und Sportdirektor Andreas Müller ausgebootet und monatelang ignoriert, trug in Canadis erstem Aufgebot die Kapitänsschleife. Ein klares Zeichen dafür, dass zuletzt nicht die sportlichen Gründe entscheidend für die Zuschauerrolle des Steirers waren? Dass er mit seinen 30 Jahren nicht nur zu den Routiniers im Team, sondern auch zu den Leistungsträgern über viele Jahre zählte, fand in Canadis Bewertung Berücksichtigung. Im Vorfeld der Partie kündigte der Wiener schon an, dass Steffen Hofmann weiter der Kapitän sein wird, doch dessen verletzungsbedingte Abwesenheit könnte noch länger dauern. Auch dessen Vertreter unter Büskens, Stefan Schwab und Christopher Dibon, fehlen noch. Max Hofmann wurde hingegen der um sieben Jahre ältere Nebenmann vorgezogen. Für den Vorauer spricht auf jeden Fall seine Erfahrung, seine verbale Offenherzigkeit auf dem Platz und der Respekt, der ihm von allen jungen Kaderspielern entgegen gebracht wird. Dass er aufgrund der fehlenden Spielpraxis in letzter Zeit aber noch Luft nach oben hat, stellte er beim 0:1 unter Beweis, als ihn Munas Dabbur elegant aussteigen ließ. Ebenfalls bei seiner Hitzköpfigkeit kurz vor Schluss. Das energische Einschalten in diese unübersichtliche Situation hat ihm den Einstieg mit Rot bei Canadi nicht gerade erleichtert. Die Hände haben dort nichts zu suchen, das wird sich der Trainer noch genau anschauen, bis er über Sanktionen nachdenkt. Fakt ist, dass Sonnleitner eine neue Chance bekommt.

Bild 1 von 72
Bild 2 von 72
Bild 3 von 72
Bild 4 von 72
Bild 5 von 72
Bild 6 von 72
Bild 7 von 72
Bild 8 von 72
Bild 9 von 72
Bild 10 von 72
Bild 11 von 72
Bild 12 von 72
Bild 13 von 72
Bild 14 von 72
Bild 15 von 72
Bild 16 von 72
Bild 17 von 72
Bild 18 von 72
Bild 19 von 72
Bild 20 von 72
Bild 21 von 72
Bild 22 von 72
Bild 23 von 72
Bild 24 von 72
Bild 25 von 72
Bild 26 von 72
Bild 27 von 72
Bild 28 von 72
Bild 29 von 72
Bild 30 von 72
Bild 31 von 72
Bild 32 von 72
Bild 33 von 72
Bild 34 von 72
Bild 35 von 72
Bild 36 von 72
Bild 37 von 72
Bild 38 von 72
Bild 39 von 72
Bild 40 von 72
Bild 41 von 72
Bild 42 von 72
Bild 43 von 72
Bild 44 von 72
Bild 45 von 72
Bild 46 von 72
Bild 47 von 72
Bild 48 von 72
Bild 49 von 72
Bild 50 von 72
Bild 51 von 72
Bild 52 von 72
Bild 53 von 72
Bild 54 von 72
Bild 55 von 72
Bild 56 von 72
Bild 57 von 72
Bild 58 von 72
Bild 59 von 72
Bild 60 von 72
Bild 61 von 72
Bild 62 von 72
Bild 63 von 72
Bild 64 von 72
Bild 65 von 72
Bild 66 von 72
Bild 67 von 72
Bild 68 von 72
Bild 69 von 72
Bild 70 von 72
Bild 71 von 72
Bild 72 von 72

  • Canadis erstes Durchgreifen:

Ein Wechsel nach 32 Minuten, der nicht verletzungsbedingt ist? Das kommt nicht alle Tage vor. Mit Joelinton traf es den 19-jährigen Brasilianer, der es nicht fassen konnte, als seine Nummer nach gerade einmal einer halben Stunde aufschien. Canadi griff durch, setzte damit einen Impuls. Denn zu sehen war von Rapids Nummer 34 bis dahin wenig. In einer für ihn ungewohnten Ausrichtung konnte er nicht das abrufen, was der Neo-Trainer von ihm verlangte. Canadi begründete die frühe Auswechslung folgendermaßen: „Wir haben dann auf 4-3-3 umgestellt, um die Mitte besser zu schließen. Der Gegner war dort viel zu mächtig, wir hatten keine Chance auf Ballbesitz. Die Salzburger sind über uns drübergelaufen und wir haben Gelbe Karten riskieren müssen. Das musste ich stärken.“ Joelinton traf es diesmal. Mit der Einwechslung von Srdjan Grahovac wurde es seiner Meinung nach besser. Rapid bekam mehr Zugriff und den Raum in der Zentrale besser unter Kontrolle. Rund um die 60. Minute hätte Malicsek für neuen Schwung sorgen sollen und stand schon an der Seitenlinie bereit. Das verletzte Ausscheiden von Murg ließ Canadi seine Entscheidung jedoch überdenken. Malicsek musste sich weiter aufwärmen, Tomi bekam seine Chance (und verwandelte auch den Elfmeter zum 1:2 eiskalt). Wenig später dann der zweite Versuch: Malicsek kam, Mocinic musste runter.

  • Canadis Taktik und Einfluss auf die Spieler:

4-2-3-1 oder 4-1-4-1? Canadi ließ die Übergänge zwischen den Systemen verschwimmen. So agierte Joelinton anfangs ziemlich flexibel als eine Art Freigeist, tauchte einmal links, einmal rechts und dann wieder als Unterstützung für Kvilitaia an vorderster Front auf. Das sorgte durchaus für Abstimmungsschwierigkeiten in der Defensivbewegung, große Löcher klafften auf. Erst durch seine Herausnahme wurde das Erscheinungsbild klarer, es wurde weniger rotiert, gab es eine genauere Zuordnung im neu installierten 4-3-3. Für Canadi war diese Umstellung durchaus notwendig, da man sich so besser positionieren konnte und dem Gegner ein wenig an Schwung nahm. Der Trainer holte sich nach und nach immer wieder Spieler an die Seitenlinie und gab ihnen spezifische Anweisungen, wie etwa Kvilitaia oder Schaub. Dabei zeigte er genau an, wo sie sich hinbewegen sollten, wie es nach der taktischen Veränderung weitergeht, usw. Canadi versuchte auf das Team einzuwirken, nicht lautstark, aber gestenreich. Kopfschütteln über die Leistung seiner Mannschaft war ebenso dabei wie aufmunternder Applaus. Eines ist dem neuen Trainer nach den ersten 90 Minuten jedoch klar: „Es haben viele Dinge gefehlt, um in Salzburg etwas mitzunehmen.“ Und: „Ich denke nicht, dass wir nicht wollten. Aber natürlich ist viel Luft nach oben. Ich muss sie unterstützen, wir müssen uns in den Winter reinretten, über die Arbeit und Spiele verbessern. Ich hatte auch das Gefühl, dass wir am letzten Zacken sind. Ich werde mir das Video noch einmal in Ruhe anschauen.“ Verbesserungen sind definitiv notwendig. Doch viel Zeit bleibt nicht. Schon am Donnerstag steht das Europa-League-Auswärtsspiel bei KRC Genk an. Canadi sieht es jedoch als Chance: „Da haben wir gleich die Chance, es besser zu machen.“


Alexander Karper

VIDEO: LAOLA1 analysiert den Schlager in Salzburg

Kommentare