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Schöttel: "Bei Rapid ist es nichts Anderes"

Peter Schöttel zieht nach halbem Jahr als Grödig-Trainer erste Bilanz und spricht über die Neuen:

Schöttel:

Peter Schöttel wohnte sein Leben lang in Wien. Bis ihn im Sommer der Lockruf aus Salzburg ereilte.

Nicht von Red Bull, sondern vom SV Grödig.

Als Abstiegskandidat Nummer eins in die Saison gestartet überwintert der 48-Jährige mit seiner Mannschaft als Achter. Der Vorsprung auf Schlusslicht Wolfsberg beträgt aktuell vier Punkte.

Beim Interview-Termin im Trainingslager im türkischen Side spricht der Trainer über das Arbeiten beim Underdog vom Untersberg, zieht Vergleiche mit Rapid und spricht über seine Neuzugänge.

LAOLA1: Wie lebt es sich in Salzburg?

Peter Schöttel: (grinst) Es gefällt mir immer noch gut. Ich bin froh, dass ich im Sommer dieses Angebot angenommen habe. Es ist die erwartet schwierige Herausforderung, aber es macht immer noch sehr viel Spaß. Es ist sicher anders als in Wien, meine Erwartungen sind aber fast übertroffen geworden. Es ist eine wunderschöne Gegend und die Leute sind sehr offen und nett zu mir. Und mit meiner Mannschaft habe ich größtenteils auch eine riesige Freude.



LAOLA1: Welche sportliche Bilanz ziehen Sie?

Schöttel: Unterm Strich war es ganz okay, aber wir hätten es uns für das Frühjahr wesentlich leichter machen können. Wenn ich daran erinnere, dass wir teilweise Führungen mit zwei Toren noch aus der Hand gegeben haben, dann tut uns das noch immer weh. Aber man hat gesehen, wir sind konkurrenzfähig, brauchen uns vor niemanden verstecken und haben gegen jeden gepunktet sowie Tore erzielt. Die Punkteanzahl ist okay, wir sind mittendrin, Mannschaften wie WAC und Ried haben noch größere Probleme. Dass die Entscheidung über den Abstieg aber erst im Frühjahr fallen würde, war uns im Vorhinein klar. Unser großes Ziel ist natürlich die Klasse zu halten.

Der Verein hat es erneut geschafft, einen Spieler zu einem größeren Verein zu bringen und hat finanziell davon profitiert. Das ist der Weg, den wir gehen wollen, wir wollen Sprungbrett sein und deswegen werden wir auch nicht darüber jammern

LAOLA1: Sie haben als erstes Ziel die Stabilität in der Defensive ausgerufen.

Schöttel: Da haben wir noch Luft nach oben. Als ehemaliger Verteidiger wünsche ich mir einfach, dass wir da noch konsequenter sind, konzentrierter bleiben und weniger leichtsinnig sind. Eines unser großen Themen ist, wie wir Standard-Situationen verteidigen. Es ist kein Geheimnis, dass wir eines der kleinsten Teams in der Liga sind. Da haben wir unsere Probleme und wollen die in den Griff bekommen. Wenn das gelingt, können wir mit unserer Qualität in der Offensive bestehen.

LAOLA1: Wie sehr schmerzt aber diesbezüglich der Abgang von Lucas Venuto?

Schöttel: Sehr, aber er hat uns auch nicht ganz unvorbereitet getroffen. Lucas hat eine überragende Hinrunde gespielt, wir sind davon ausgegangen, dass das andere bemerken. Der Verein hat es erneut geschafft, einen Spieler zu einem größeren Verein zu bringen und hat finanziell davon profitiert. Das ist der Weg, den wir gehen wollen, wir wollen Sprungbrett sein und deswegen werden wir auch nicht darüber jammern, sondern schauen, dass uns das im Frühjahr mit einem anderen Spieler auch wieder gelingt. Wir haben uns auf dieser Position mit Reagy Ofosu gut verstärkt. Was wir bislang gesehen haben, sind wir sehr zufrieden. Wie es in der Meisterschaft sein wird, wird man sehen.

LAOLA1: Welche Qualitäten bringt er, aber auchder andere Neuzugang, Valentin Grubeck, mit?

Schöttel: Reagy ist nicht nur sehr schnell, er ist auch ein ausgezeichneter Fußballer, der sehr gut ausgebildet ist. Er ist technisch sehr gut, mit einer außergewöhnlichen Schnelligkeit gesegnet, kann ganz vorne spielen und über die Seiten kommen. Für uns gibt es nur ein zeitliches Problem, weil es bis zum ersten Pflichtspiel nicht mehr lange dauert und da bleibt weniger Zeit, dass er sich mit den Mitspielern genau abstimmen kann. Valentin Grubeck ist ein schlauer Fußballer, er kann Bälle sehr gut sichern und hat ein Auge für die Mitspieler. Beide haben sich bislang sehr gut präsentiert.

LAOLA1: Matthias Maak gilt als Kandidat bei Sturm. Könnte er den Verein noch verlassen?

Schöttel: Stand jetzt ist mir nichts bekannt. Er ist mein Abwehrchef, ich hatte ihn schon in Wiener Neustadt und er hat sich gut entwickelt. Ich lese auch im Internet bestimmte Geschichten, habe den Namen gelesen, aber im Moment ist mir nicht bekannt, dass es konkretes Interesse von Sturm gibt.

Wir sind der kleinste Verein und haben die geringste Lobby , das ist klar. Wir müssen daher unsere Hausaufgaben machen, auch was die Zuschauerzahlen betreffen. Da müssen wir uns einfach steigern.

LAOLA1: Sie haben ein halbes Jahr mit Christian Haas zusammengearbeitet. Wie ist Ihr Eindruck?

Schöttel: Wir sind zwar zwei ganz unterschiedliche Typen, aber es passt richtig gut zusammen. Wir verstehen uns sehr gut. Er ist sehr engagiert, jeder weiß, dass Grödig von ihm vorangetrieben wird. Er motiviert alle mit seiner Art und stellt jedes Jahr eine konkurrenzfähige Mannschaft zusammen.

LAOLA1: Grödig ist trotz niedrigstem Zuschauerschnitt eines der besseren Heimteams. Warum?

Schöttel: Wir fühlen uns in unserem Stadion einfach wohl und die Gegner offensichtlich nicht, haben wohl auch immer wieder Probleme mit der Umstellung. Weil es ein kleines Stadion ist, mit nur drei Tribünen und auf der vierten Seite der Untersberg reinschaut. Wir trauen uns zu Hause mehr zu, obwohl wir auswärts nicht anders spielen. Wir brauchen auch die Punkte zu Hause, wollen aber ebenso im Frühjahr auswärts mehr Zähler mitnehmen. Das ist ein weiteres Ziel.



LAOLA1: Kann der Verein trotz mangelndem Interesse langfristig in der Liga gehalten werden?

Schöttel: Wir sind der kleinste Verein und wir haben die geringste Lobby in der Liga, das ist klar. Wir müssen daher unsere Hausaufgaben machen, auch was die Zuschauerzahlen betreffen. Da müssen wir uns einfach steigern. Ich denke, es ist ein sympathischer Weg, den der Verein geht, nämlich offen zu sagen: Wir wollen die Spieler gar nicht lange halten, sondern Sprungbrett sein.

LAOLA1: Macht das aber als Trainer auch Spaß, so zu arbeiten?

Schöttel: Mir gefällt der Weg, sonst wäre ich nicht hier. Es ist der Lauf der Dinge, dass wir Spieler bekommen, die das als Plattform sehen. Ein Verein wie dieser ist eine Chance für die vielen sehr gut ausgebildeten Fußballer. Es ist auch auf einem anderen Level bei Rapid nichts Anderes. Dort sind eben die besten österreichischen Spieler und die wollen von dort den Sprung ins Ausland schaffen.

In Österreich kann man von guten Gehältern sprechen, aber wenn ein deutscher Zweitligist kommt, geht es um das Dreifache. Oder es kommt ein englischer Zweitligist und man verdient vielleicht das Zehnfache.

LAOLA1: Sie kennen die Gehälter bei Grödig und Rapid. Ist das Ausland deutlich lukrativer?

Schöttel: Also die Burschen, die hier spielen, verdienen wahrlich keine Häuser, aber sie bekommen ein gutes Gehalt. Natürlich sind es bei Salzburg, Rapid, Austria, Sturm wieder andere Dimensionen. In Österreich kann man von guten Gehältern sprechen, aber wenn ein deutscher Zweitligist kommt, geht es um das Dreifache. Oder es kommt ein englischer Zweitligist und man verdient vielleicht das Zehnfache. Es ist schwierig mitzuhalten und man sollte Verständnis haben. Es geht nicht immer nur ums Geld, aber bei solchen Unterschieden ist es auch normal, dass man wechseln will.

Das Interview führte Bernhard Kastler

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