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"Sind Truppe, die sich nie zerfleischen würde"

Sagt Ried-Kapitän Thomas Gebauer über die aktuelle Situation beim Schlusslicht.

Zehn Punkte aus 15 Spielen.

Ein Torverhältnis von -15 (13:28).

Tabellenschlusslicht der Bundesliga.

Die SV Ried hat schon bessere Zeiten erlebt – jedoch auch schon ähnlich schwierige.

„Wir hatten immer wieder schwierige Phasen. Man hat nie sagen können, dass wir um einen gesicherten Mittelfeldplatz spielen werden. Es gab also immer Auf und Abs“, blickt Thomas Gebauer auf vergangene Saisonen zurück.

Seit bald zehn Jahren hütet der Augsburger mittlerweile den Kasten der Innviertler. Daher kann der Wikinger-Kapitän die aktuelle Misere des Klubs gut einschätzen.

Im LAOLA1-Interview spricht der 33-Jährige über den Negativlauf, die Fehleranalyse und seine Zukunft.

LAOLA1: Wie gelegen bzw. ungelegen ist euch die Länderspielpause gekommen?

Thomas Gebauer: In den letzten Spielen konnten wir leider nicht viel punkten. Wir hatten Zeit, um uns zu sammeln, damit wir den Turnaround schaffen. Anderseits ist es nicht angenehm, wenn du zwei Wochen lang auf die Tabelle blickst und als Letzter geführt wirst. Das ist für die mentale Schiene nicht unbedingt förderlich. Wir wissen, dass wir in einer schwierigen Phase stecken. Da müssen wir so schnell wie möglich wieder rauskommen.

LAOLA1: Was ist frustrierender: Der Tabellenplatz oder die Tatsache, dass trotz zum Teil ganz guten Leistungen nichts Zählbares herausgesprungen ist?

Gebauer: Zweiteres natürlich. Der Tabellenplatz ist nur eine Folge, dass wir nicht richtig punkten. Und das zieht sich seit Saisonbeginn. Uns ist bewusst, dass uns diese Situation bis zum Schluss blüht. Wir müssen alles dafür tun, um so viele Punkte wie möglich zu sammeln. Wenn ich an die Spiele gegen Salzburg oder die Heimspiele denke, wo wir mindestens ebenbürtig waren, ist es für den Kopf sehr bitter, dass man mit leeren Händen dasteht. Das nagt mehr, als der letzte Platz in der Tabelle.

LAOLA1: Wie schaut eure Fehleranalyse aus. Woran mangelt es derzeit?

Gebauer: Es gibt keinen speziellen Grund, warum wir da hinten drinstehen. Es ist eine Verkettung von vielen Kleinigkeiten. Die ändern sich von Spiel zu Spiel. Am Anfang des Jahres bekamen wir sehr viele Gegentore. Man kann keine Spiele gewinnen, wenn du dir immer drei, vier Treffer einfängst. Dann gab es eine Phase, wo wir wenige Tore bekommen haben, aber dafür vorne wenig präsent waren und kaum Gefahr ausgestrahlt haben. Die Balance hat nicht gepasst. Bei uns wird sehr viel analysiert und geredet. Jeder Spieler macht sich Gedanken warum, wieso, weshalb. Doch wir müssen positiv nach vorne schauen und das richtige Gleichgewicht zwischen Defensive und Offensive finden. Ich bin aber überzeugt, dass wir heuer noch unsere Punkte holen und dann nach einer guten Vorbereitung im Frühjahr vom letzten Platz wegkommen. Denn die Mannschaft funktioniert. Wir sind ein eingeschworenes Team. Das ist in Ried immer der Fall. Mit dem Zusammenhalt und der Ruhe, die wir nach außen ausstrahlen, können wir in die richtige Bahn kommen.

LAOLA1: Ihr hattet seit Juni 2014 drei verschiedene Trainer. Wie mühsam ist es, sich innerhalb kürzester Zeit immer wieder neu aufzustellen?

Gebauer: Neuerungen brauchen immer Zeit. Und man muss sich die Zeit dafür nehmen. Im Sport ist es halt so, dass vieles auch erfolgsabhängig ist. Sobald kein Erfolg da ist, wird es mühsamer. Die Umstellung auf eine neue Philosophie oder ein neues Spielsystem ist nicht so schlimm. Wir haben uns als Mannschaft gefunden, müssen aber auch das Quäntchen Glück erzwingen. Wir sind ebenbürtig, aber den Rest müssen wir uns erarbeiten, damit das Spiel auf unsere Seite kippt und nicht durch eine Kleinigkeit verloren geht.

LAOLA1: Nach der Rückkehr von Paul Gludovatz gab es in den ersten vier Spielen unter seiner Regie zwei Siege, ein Remis und nur eine Niederlage. Es schien, als wäre das Tief überwunden. Dann folgte die Last-Minute-Niederlage daheim gegen Rapid. Seither holte Ried nur noch zwei Punkte. War das Match ein weiterer negativer Knackpunkt?

Gebauer: Es sind eben die angesprochenen Kleinigkeiten, die in unserer Situation ausschlaggebend sein können. Wir hatten gegen Rapid in der 80. Minute die Riesenchance, das Spiel zu gewinnen. Dann bekommen wir in der Nachspielzeit ein Tor und gehen trotz einer sehr guten Leistung als Verlierer vom Platz. Rapid war damals die Mannschaft der Stunde, also ja, das war natürlich ein Knackpunkt. Dennoch hätten wir in Folge die Spiele gegen Mattersburg oder Admira positiv gestalten müssen. Vielleicht wären die Partien mit einem Sieg gegen Rapid leichter von der Hand gegangen. Aber nur das eine Spiel als Grund für den Negativlauf zu nennen, wäre zu wenig. Wir sind wegen der Leistung gegen Rapid etwas gelobt worden, doch wir haben nichts Zählbares mitgenommen. Vielleicht haben dadurch die ein, zwei Prozent Bissigkeit gefehlt. Wir haben die Rechnung präsentiert bekommen, wissen, dass wir in jedem Spiel alles geben müssen.

Wir dürfen uns auf keinen Fall auseinander dividieren lassen. Das ist in Ried aber generell recht einfach, weil wir eine Truppe sind, die sich nie zerfleischen würde.

Thomas Gebauer

LAOLA1: Du feierst im Sommer dein 10-jähriges Ried-Jubiläum. Ist es aktuell die schwierigste Phase, in der sich die Wikinger befinden?

Gebauer: Wir hatten immer wieder schwierige Phasen. Man hat nie sagen können, dass wir um einen gesicherten Mittelfeldplatz spielen werden. Wir waren letzte Saison nach dem ersten Viertel Letzter, waren auch gleich in meinem ersten Jahr 2005 zu Beginn lange Zeit Letzter. Damals sind wir aber noch Vizemeister geworden. Es gab also immer Auf und Abs. Derzeit müssen wir eben kämpfen. Doch ich weiß, dass alle im Verein gestärkt und gefestigt sind, um das zu schaffen. Wir müssen das selber regeln. Der Verein ist bodenständig, jeder Angestellte arbeitet hart, um die Wende zu schaffen. Das war die letzten Jahre so und wird auch dieses Jahr so sein. Momentan zögert sich das Ganze ein wenig heraus, auch, wegen anderen Mannschaften wie etwa der Admira, die einen Lauf hat. Deswegen schaut unsere Situation nicht rosig aus. Doch wir werden die Situation meistern und von da hinten wegkommen.

LAOLA1: Bist du als Kapitän und langjähriger Spieler des Vereins mehr gefordert, um den Klub wieder auf den richtigen Weg zu führen?

Gebauer: Es wird von jedem einzelnen viel verlangt, weil wir es nur gemeinsam schaffen können. Aber klar versuche ich, gerade unseren jüngeren Spieler aufzuzeigen, dass es solche Situationen hier schon gegeben hat. Ich sehe mich als Führungsspieler, daher muss ich im Sinne der Mannschaft, was den Zusammenhalt betrifft, mehr leisten. Wir dürfen uns auf keinen Fall auseinander dividieren lassen. Das ist in Ried aber generell recht einfach, weil wir eine Truppe sind, die sich nie zerfleischen würde.

LAOAL1: Dein Vertrag läuft mit Saisonende aus. Weißt du schon wie es mit dir in Ried weitergeht, oder hängt das auch von der sportlichen Entwicklung ab?

Gebauer: Mein Hauptaugenmerk liegt auf unserer sportlichen Situation. Alles andere wird man sehen. Ich werde mich zu gegebener Zeit mit dem Verein zusammensetzen. Ried bleibt aber immer mein erster Ansprechpartner. Ich fühle mich hier superwohl und möchte so lange wie möglich in Ried spielen.

Das Gespräch führte Martin Wechtl

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