“Wir wollen eine klare Reaktion sehen”, forderte Franz Wohlfahrt nach sechs sieglosen Spielen in Serie vor dem Gastspiel in Mattersburg.
Wohl selten zuvor wurde dem FAK-Sportdirektor in seiner Funktion so Folge geleistet wie in diesem Fall.
Mit 9:0 stellten die Veilchen kurzerhand den vor zwölf Jahren selbst in Bregenz aufgestellten Bundesliga-Rekord für einen Auswärts-Erfolg ein.
Fink: „Das war alles irgendwie irreal“
„Das war alles schon irgendwie irreal“, konnte Coach Thorsten Fink den historischen Kantersieg seiner Truppe selbst kaum glauben.
Wobei der Deutsche weiß, dass es auch für einen 9:0-Triumph am Ende nur drei Punkte gibt. „Am Ende gewinne ich natürlich lieber neun Mal mit 1:0. Trotzdem kann die Mannschaft viel Selbstvertrauen aus dieser Partie mitnehmen.“
Wichtiger Sieg im Kampf um Platz drei
Für die Austria geht es schließlich noch um Platz drei und die damit verbundene Qualifikation für die Europa League. Und hierfür könnten am Ende der Saison einige Treffer entscheidend sein.
Fink: „Im Kampf gegen Sturm Graz ist der Sieg in dieser Höhe sehr wichtig, da wir etwas für die Tordifferenz getan haben.“
Dank dem 9:0 haben die Wiener nun gegenüber den zudem mit fünf Punkten zurückliegenden Steirern mit vier Toren die Nase vorne. Sturm spielt allerdings erst am Sonntag bei Rapid (ab 16:30 Uhr im LAOLA1-Ticker).
Mattersburg | Austria | |
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Ballbesitz | 28,6% | 71,4% |
Zweikämpfe | 52,5% | 47,5% |
Torschüsse | 8 | 24 |
Torschüsse außerhalb Strafraum | 3 | 9 |
Torschüsse innerhalb Strafraum | 5 | 15 |
Kopfballchancen | 2 | 3 |
Eckbälle | 5 | 10 |
Flanken | 7 | 23 |
Abseits | 0 | 1 |
Fouls | 6 | 13 |
Glück bei Windbichlers Stangenschuss
Fink freute sich aber nicht nur über die neun Treffer: „Für uns war es auch sehr wichtig, hier zu Null zu gewinnen. Deshalb war Almers Parade kurz vor Schlusspfiff ebenfalls sehr wichtig für ihn und uns“, hofft der Deutsche, dass sein Stamm-Goalie nach seiner langen Verletzungszeit wieder mehr an Sicherheit gewinnt.
Wobei der ÖFB-Teamtorhüter in der ersten Halbzeit eigentlich schon geschlagen war: Der von Windbichler abgefälschte Ball landete allerdings zum Glück für die Austria nur an der Stange.
„Wir waren schon vorher auf Siegkurs, aber der Gegner hätte bei dieser Aktion eigentlich das 1:2 machen müssen. Aber wenn man das Tor nicht macht… so ist das dann im Fußball“, spielt Fink auf die folgenden turbulenten Szenen an.
Vastic über „Schlüsselszene“
Im anschließenden Konter wurde Lary Kayode von Manuel Prietl im Mattersburger Strafraum unsanft von den Beinen geholt. Schiedsrichter Markus Hameter entschied auf Elfmeter und Torraub.
"Ich kenne Kuster so eigentlich gar nicht. Er muss ein Blackout gehabt haben."
Der darüber empörte SVM-Goalie Markus Kuster klopfte dem Unparteiischen derart mit der Faust auf die Schulter, dass auch dieser den vorzeitigen Weg in die Kabine antreten musste. Gorgon verwertete den Elfmeter schließlich gegen den eingewechselten Ersatz-Torhüter Thomas Borenitsch.
„Was soll ich sagen? Das war natürlich die Schlüsselszene und sehr bitter für uns“, stellte SVM-Coach Ivica Vastic nach der Partie fest. Die Entscheidungen Hameters stellte er aber nicht in Frage.
„Das war schon korrekt. Ich muss Kuster selbst fragen, was er sich dabei gedacht hat. Das war sicher nicht in Ordnung von ihm“, hatte er für den unnötig emotionalen Ausbruch seines erst 22 Jahre alten Schlussmanns kein Verständnis.
Schiedsrichter Hameter nimmt Entschuldigung an
Überrascht zeigte sich auch Hameter von der Attacke: „Ich kenne Kuster so eigentlich gar nicht. Er muss ein Blackout gehabt haben.“
Die Situation sei laut Schiedsrichter eskaliert. Entscheidend für den Ausschluss war für Hameter vor allem „die Aggressivität in dieser Situation. Zum Schluss hat er mich sogar mit dem Kopf gestoßen. Es war mir nicht möglich, von ihm wegzukommen.“
Nachtragend zeigt sich der Niederösterreicher deshalb aber nicht: “Er hat sich nach der Partie bei mir entschuldigt. Das akzeptiere ich auch so.“
Muss Mattersburg noch zittern?
Die Abstiegsgefahr scheint mit neun Punkten Vorsprung auf Schlusslicht Grödig vor den letzten vier Runden zwar gebannt, in der Tabelle könnte es nun allerdings noch etwas weiter abwärts gehen. Schließlich muss der Tabellen-Siebente nach dem mentalen Tiefschlag auch noch einen gewaltigen Aderlass beim Spielermaterial hinnehmen.
Neben den bevorstehenden Sperren für Prietl und Kuster mussten nämlich im Spiel gegen die Austria nach nur 15 Spielminuten Michael Perlak und Patrick Farkas verletzt ausgetauscht werden. „Die größte Sorge bereitet mit die Knieverletzung von Farkas“, bangt Vastic um seinen Kapitän. „Da wissen wir noch nichts Genaues.“
Zudem bedeutet ein derartiges Debakel natürlich auch einen mentalen Tiefschlag für die ganze Mannschaft. Sky-Experte Toni Pfeffer, beim historischen 0:9 des ÖFB-Teams in Valencia auf dem Feld, weiß aus eigener leidvoller Erfahrung: „Nach solchen Spielen stellst du dir automatisch die Sinnfrage.“
Derartiges will Vastic freilich vermeiden. Der Coach verweist auf den unglücklichen Spielverlauf - "Bei zwei Verletzungen nach 15 Minuten und zwei roten Karten in Hälfte eins hat man nicht mehr viele Möglichkeiten, etwas zu verändern“ – und hofft auf mehr Spielglück beim nächstwöchigen Gastspiel in Wolfsberg.