Thorsten Fink hat mit der Wiener Austria das Saisonziel erreicht – er ist Dritter geworden und hat sich somit für den Europacup qualifiziert.
Der Vertrag des Deutschen läuft auch noch bis Sommer 2017. Ausstiegsklauseln sind in seinem Kontrakt keine verankert.
Eigentlich wäre also alles klar. Das ist es aber nicht. Schon seit einiger Zeit gibt es Gerüchte, wonach der Trainer die Veilchen verlassen will. Nach dem letzten Saisonspiel des FAK bringt der 48-Jährige kein klares Bekenntnis zu seinem aktuellen Arbeitgeber über die Lippen.
"Habe bis jetzt mit niemandem gesprochen"
Fink soll bei einigen deutschen Klubs im Gespräch sein und auch Trabzonspor zeigt Interesse. Er sagt dazu: „Ich habe mit niemandem gesprochen, wollte mich voll auf die Meisterschaft konzentrieren. Ich habe jemanden, der das für mich macht, wenn etwas ist – er hat mir nichts gesagt. Wenn etwas kommt, fühlt man sich als Trainer geehrt. Jetzt müssen wir schauen, was passiert. Aber bis jetzt habe ich noch mit keinem Verein gesprochen.“
Laut „Sky“ hat der Coach die Verantwortlichen bei der Austria um eine Auflösung seines Vertrags gebeten.
AG-Vorstand Markus Kraetschmer will das nicht bestätigen. Er erklärt: „Wir haben in dieser Woche begonnen, Analysegespräche zu führen. Wir haben auch vereinbart, dass wir uns nächste Woche zusammensetzen. Er will wissen, wohin die Ausrichtung des Vereins geht, aber die ist eigentlich relativ klar.“
„Wir haben mit der Europa-League-Quali den ersten Schritt getan, werden jetzt einen ordentlichen Kader auf die Beine stellen, damit wir im nächsten Jahr den nächsten Schritt machen können. Und diesen Schritt wollen wir gemeinsam mit Thorsten Fink machen. Ich bin überzeugt, dass wir den Weg gemeinsam gehen“, so Kraetschmer.
"Für wenig Geld kriegen wir nichts Besonderes"
Es hat den Anschein, als ob Fink große Bedenken hat, in der kommenden Saison den Ansprüchen gerecht zu werden. Die Voraussetzungen sind schwierig, zumal die Übersiedlung ins Ernst-Happel-Stadion den Veilchen ihren Heimvorteil raubt.
Fink meint: „Natürlich brauche ich eine Mannschaft, die ganz oben mitspielt. Das verlangen die Fans und die Medien, und dem muss ich gerecht werden. Wenn ich das schaffen soll, brauchen wir auch die Mannschaft, die das schaffen kann. Zaubern kann ja keiner, oder?“
Der Deutsche weiter: „Ich wünsche mir, dass wir unseren Top-Torjäger Alexander Gorgon ersetzen können – das wird schwierig. Es ist klar, dass wir die Mannschaft punktuell verstärken müssen, sonst können wir mit Salzburg und Rapid nicht mithalten. Auch Rapid holt Spieler für zwei Millionen. Red Bull hat mit Munas Dabbur einen Top-Mann gekauft. So etwas werden wir nicht schaffen. Man muss gut schauen, um so etwas Ähnliches zu finden, aber für wenig Geld werden wir nichts Besonderes kriegen.“
Doch damit nicht genug der Sorgen: „Ich habe das Gefühl, dass man eine Zeitlang hier überhaupt nicht zufrieden war. Nächstes Jahr wird es noch schlimmer – da wird Doppelbelastung bestehen. Man hat es ja gesehen: Als Rapid in der Europa League war, haben sie Punkte verloren, nach jedem Spiel. Meinen Sie, uns geht es nächstes Jahr anders? Das kann genauso passieren. Wenn wir Fünfter sind oder in der Europa-League-Quali ausscheiden, weiß ich nicht, was passiert.“
Ein Trainer voller Tatendrang und Vorfreude auf sein zweites Vertragsjahr klingt anders…
Harald Prantl