Admira im Europacup? Daran hätten vor der Saison die kühnsten Optimisten nicht geglaubt.
„Sensationell, das ist unglaublich! Wir sind als Fixabsteiger in den Europacup gekommen – so etwas habe ich noch selten gehört. Einfach nur grandios!“, jubelte Ersatz-Kapitän Daniel Toth nach dem fixierten vierten Tabellenrang.
Auch Cheftrainer Ernst Baumeister schwebte auf Wolke sieben. „Wir sind als Fixabsteiger Vierter geworden und stehen im Cup-Finale – was wollen wir mehr? Das ist eh schon überdrüber."
„Ich habe mich auf meine Veilchen verlassen können“
Die Südstädter nützten gleich ihre erste Chance über den Liga-Weg, um sich ihr Ticket für die Europa League zu sichern – trotz einer 1:3-Niederlage gegen Rapid.
Am liebsten hätte sich das Überraschungsteam dieser Saison selbst belohnt, am Ende war man über die Schützenhilfe der Austria gegen den direkten Konkurrenten Sturm Graz (3:0) aber durchaus froh.
„Ich habe beim einen oder anderen den Eindruck gehabt, dass er mit dem Druck in dieser Situation nicht ganz umgehen konnte. Es hat trotzdem gereicht. Ich habe mich auf meine Veilchen verlassen können“, scherzte Baumeister, dessen Austria-Feuer insgeheim noch immer lodert.
Als das Ergebnis aus der Generali-Arena im Stadion durchgesagt wurde, waren Spieler und Fans nicht mehr zu halten und verwandelten den grünen Rasen in eine Party-Zone.
„Wir haben die ganze Fußball-Welt in Österreich überrascht“
Mit dem vierten Endrang hatte man es den Kritikern endgültig gezeigt. Plötzlich international vertreten zu sein, bedeutete gleichzeitig auch ein wenig Genugtuung.
„Wir haben wirklich die ganze Fußball-Welt in Österreich überrascht – und uns selber sicherlich auch. Das war so nicht zu erwarten. Im Herbst hat das ganz anders ausgeschaut. Zum Saisonstart sind wir – vielleicht auch zu Recht – von ein paar ganz hinten reingesteckt worden. Aber wir haben uns extrem gut weiterentwickelt und im letzten Dreiviertel-Jahr sehr ansehnlichen Fußball gezeigt – wir sind am Saisonende zu Recht auf Platz vier“, fühlte sich der verletzte Kapitän Christoph Schößwendter im Gespräch mit LAOLA1 bestätigt.
Für den bisherigen Abwehrchef steht ein Abschied wie im Märchen bevor. Denn sein Wechsel zu Bundesliga-Konkurrent SK Rapid Wien ist schon seit längerem in Stein gemeiselt.
„Es ist immer ein bisschen blöd, wenn man das so sagt. Aber es ist ein guter Zeitpunkt, um sich zu verabschieden. Mit einer Saison, die alles gekrönt hat, auch bei mir. Es ist mir nicht leicht gefallen, aber ich freue mich nach dem Cup-Spiel mal riesig auf den Urlaub und dann auf eine hoffentlich geile Zeit bei Rapid.“
Wie 2012 – nur ganz anders
Bis zum Cup-Finale am Donnerstag gegen RB Salzburg zählt aber nur die Admira. Dieser gratulierte selbst der Ex-Spieler und jetzige Brentford-Legionär Konstantin Kerschbaumer live vor Ort.
Erinnerungen wurden wach, an 2012. Als sich die Niederösterreicher in der ersten Saison nach dem Wiederaufstieg in die Bundesliga just für den Europacup qualifizierten.
Admira | Rapid | |
---|---|---|
Ballbesitz | 60.3% | 39,7% |
Zweikämpfe | 55.36% | 44,64% |
Torschüsse | 11 | 14 |
Torschüsse außerhalb Strafraum | 7 | 6 |
Torschüsse innerhalb Strafraum | 4 | 8 |
Kopfballchancen | 1 | 3 |
Eckbälle | 0 | 4 |
Flanken | 11 | 14 |
Abseits | 1 | 6 |
Fouls | 7 | 23 |
Hört man sich im Lager der Südstädter um, gibt es aber keine allzu großen Parallelen zum damaligen Höhenflug.
„Von der Mannschaft her kann man es gar nicht vergleichen. Da haben wir viele arrivierte Spieler gehabt, Jezek und Co. waren doch Klasse-Spieler. Jetzt sind wir eher ein junger, eingeschweißter Haufen, wo viele jung gescheiterte Spieler richtig aufleben. Deshalb ist der Erfolg noch höher einzustufen wie damals. Obwohl es damals auch nicht zu erwarten war. Aber heuer hat ja nicht einmal irgendjemand daran geglaubt“, erinnert sich Toth zurück.
Mit fixierter Europacup-Teilnahme ins ÖFB-Cup-Finale
Deshalb versucht auch Trainer Oliver Lederer die Situation richtig einzuschätzen.
„Das war definitiv eine geile Saison. Wir können sehr stolz auf uns und den ganzen Klub sein. Was wir unter diesen Voraussetzungen erreicht haben, ist gar nicht hoch genug einzuschätzen.“
Trotz der Jubelstürme über das Erreichte lässt keiner der Beteiligten das noch anzustrebende Ziel außer Augen. Schließlich wäre der Triumph im ÖFB-Cup-Finale das Höchste der Gefühle – noch dazu gegen RB Salzburg.
Sollte das Kunststück tatsächlich gelingen, würde man sogar erst in der dritten statt der ersten Qualifikationsrunde der Europa League einsteigen.
„Es war unser großes Ziel, schon mit der fixen Europacup-Teilnahme hinzufahren. Das nimmt sehr viel Stress von der Truppe. Dementsprechend erhoffe ich mir auch, dass wir mit vollem Herzen und voller Überzeugung gegen Red Bull antreten. Wir trauen uns alles zu, sind uns auch bewusst, dass die Aufgabe sehr schwierig ist. Aber wir sind vorbereitet“, blickt Lederer auf den Showdown in Klagenfurt.
„Das wäre die Krönung“
Geht es nach dem künftig zum Cheftrainer aufsteigenden Ex-Rapidler, nimmt man die Anfahrt nicht in Kauf, „nur um eine Runde am See zu drehen.“
Der Glaube an die Sensation ist vorhanden, und dieser kann bekanntlich Berge versetzen, wie man am Beispiel Admira in dieser Saison nur zu gut sehen konnte.
„Es gibt noch ein Zuckerl zu holen. Ein Titel ist ein Titel, das hat von uns noch keiner erreicht. Da werden wir alles reinhauen“, gibt Toth die Marschroute vor.
Und auch Chefbetreuer Baumeister meint: „Das wäre die Krönung für eine super Saison.“ Schließlich werden sich die Kritiker hüten, die Admira ein weiteres Mal von vornherein als chancenlos einzustufen. Diese Saison war der beste Beweis dafür, dass Totgesagte länger leben.
Alexander Karper