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"Heute ist einfach alles aufgegangen"

"Ihre ganze Karriere lang war ihr der zweite Platz gut genug, nur heute nicht", scherzte Benjamin Karl.

„Ja, er hat recht", gab Claudia Riegler zu. „Ich habe schon Silber und Bronze, ich wollte die Goldene."

Die 41-Jährige hat die Chance genutzt und sich bei der Heim-WM im Lachtal zur Weltmeisterin gekrönt.

Im LAOLA1-Interview spricht die Salzburgerin über ihre Gefühle nach dem Triumph, den Sinn der Nicht-Nominierung im Slalom und ein mögliches Karriere-Ende.

 

LAOLA1: Claudia Riegler Weltmeisterin. Wie klingt das?

Claudia Riegler: Das hört sich super an. Ich habe es noch nicht ganz realisiert, ich hoffe, das kommt noch. Es ist jetzt schon schön, aber ich glaube, es wird noch schöner, wenn es mir dann richtig bewusst wird. Es ist schon geil!

LAOLA1: Es hat den Eindruck gemacht, als hättest du dich vom ersten Lauf weg sehr wohl auf der Strecke gefühlt.

Riegler: Der Hang taugt mir voll, die Verantwortlichen haben eine super Arbeit geleistet. Ich habe gewusst, wenn ich mich gut fokussieren kann, dann ist viel drin. Das habe ich wirklich vom ersten bis zum letzten Lauf geschafft. Heute war für mich klar, dass ich volles Risiko gehen will und das ist aufgegangen.

LAOLA1: Was hast du dir gedacht, als du gehört hast, dass du im Achtelfinale gegen Julia Dujmovits fahren musst?

Riegler: Ich war froh darüber, denn es ist immer gefährlich, wenn man gegen vermeintlich Schwächere fahren muss. Bei Julia habe ich gewusst, dass ich Vollgas geben muss. Das habe ich dann auch getan. Ich habe gewusst, dass sie hier auch gut fährt, sie war schon in den Trainings sehr stark. Es war schön, dass es dann für mich gut ausgegangen ist.

LAOLA1: Was ist dir vor dem Final-Lauf durch den Kopf gegangen?

Riegler: Ich habe versucht, mich noch einmal voll zu konzentrieren. Ich habe zwar gewusst, dass ich Silber sicher habe, aber heute war mir klar, ich will mehr. Ich wollte einfach Gold. Und Gold ist es dann auch tatsächlich geworden.

LAOLA1: Hast du den Fehler deiner Konkurrentin Sawarsina beim letzten Übergang mitbekommen?

Riegler: Ja, ich habe mir nur gedacht „konzentriere dich, konzentriere dich, konzentriere dich“. Heute ist alles aufgegangen und so einen Tag braucht man auch, um zu gewinnen. Bei mir hat heute einfach alles gepasst.

LAOLA1: Die Konzentration zu halten war bei dieser tollen Stimmung sicher nicht einfach, oder?

Riegler: Die Leute haben mich so gepusht. Es ist sehr schön, dass so viele Zuschauer hier waren und so eine Traum-Stimmung gemacht haben. Es sind auch viele Menschen da, die wissen, wie sehr ich gekämpft habe und wie lange mein Weg war. Wenn diese Leute dann Tränen in den Augen haben, ist das schon sehr schön.

LAOLA1: Ein WM-Titel ist eigentlich ein guter Zeitpunkt, um das Snowboard für immer in die Ecke zu stellen, oder?

Riegler: Nein, so lange ich noch so ein gutes Gefühl habe, und solange es noch so Spaß macht, nicht. Jetzt fahre ich einmal die Saison fertig, aber ich kann mir gut vorstellen, dass ihr mich nächstes Jahr wieder seht (grinst). Die Goldmedaille bestätigt mich nur. Ich bin halt ein Spätzünder.

LAOLA1: Du wurdest nicht für den Slalom nominiert. Was war das für ein Gefühl?

Riegler: Das war schon ein bisschen hart, weil ich gewusst habe, dass ich gut drauf bin. Aber ich habe mir gedacht, dass es schon seinen Sinn haben wird. Mein voller Fokus lag dann auf dem Riesentorlauf. Im Nachhinein hat es auf jeden Fall seinen Sinn gehabt. Wenn ich gestern noch Slalom gefahren wäre, hätte es heute vielleicht nicht so funktioniert.

LAOLA1: Die letzte Saison war nicht gerade einfach für dich. Wie konntest du dich noch einmal motivieren?

Riegler: Die Heim-WM war ausschlaggebend. Ich habe gewusst, dass mir der Hang taugt. Das Aufhören war sowieso nie ein Thema. Ich habe Spaß an dem Ganzen und daher ist es auch nicht schwer, sich zu motivieren. Das Alter ist für mich nur eine Zahl. Ich bin voll fit und fühle mich gut – nur bei Claudia Riegler steht beim Alter halt 41 dabei.

 

Das Gespräch führte Daniela Kulovits