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"Ich fühle mich von Tag zu Tag wohler"

Er ist ist dreifacher Weltmeister, gewann 2010 Silber bei den Olympischen Spielen in Vancouver, hat 14 Weltcup-Siege auf dem Konto und nennt zwei große Kristall-Kugeln sein Eigen.

Aber in dieser Saison läuft es für Benjamin Karl nicht nach Wunsch. Noch nicht. Ein achter Rang beim Saison-Auftakt im italienischen Carezza ist bisher die beste Weltcup-Platzierung. Ausgerechnet bei den Snowboard-Weltmeisterschaften in Stoneham will der erfolgsverwöhnte Niederösterreicher zurück aufs Siegespodest.

Ein Vorhaben, das durchaus gelingen kann. Vier Mal war der 27-Jährige in Stoneham bereits siegreich, fühlt sich von Tag zu Tag besser und wie bei den Olympischen Spielen 2010 wird in Kanada ein ganz besonderer Daumendrücker am Rand der Piste stehen.

Am Freitagabend (MEZ) hat der zweifache Titelverteidiger im Parallel-Riesentorlauf die erste Chance, in die Erfolgsspur zurück zu kehren. Zwei Tage später steht der Parallel-Slalom auf dem Programm.

 

Im LAOLA1-Interview spricht Benjamin Karl über seine ersten Eindrücke und WM-Ziele, schwärmt von Quebec  und verrät, warum das ÖSV-Team in Kanada einen Strafzettel kassiert hat.

 

LAOLA1: Ihr seid bereits ein paar Tage in Stoneham. Wie ist dein erster Eindruck?

Benjamin Karl: Es ist super. Es passt alles. Das Wetter ist ein bisschen kalt. Wir haben heute den kältesten Tag seit 25 Jahren (-30 Grad Celsius/Anm.), aber die Sonne scheint.  Die Piste haben sie perfekt hingekriegt. Schaut sehr gut aus.

LAOLA1: Im Slopestyle kämpften die Fahrer mit eisigen Verhältnissen. Das hat sich also verbessert?

Karl: Die Piste ist griffig hart. Darunter ist sie schon eisig, aber das hatten wir die letzten Jahre auch.  Das ist mehr oder weniger normal hier. Es sind sicher gute Bedingungen für alle. Die Piste wird auf jeden Fall halten.

LAOLA1: Stoneham ist ein gutes Pflaster für dich, du hast hier vier Mal gewonnen. Sind die Erwartungen, trotz bisher mäßiger Saison, dementsprechend hoch?

Karl: Die Erwartungen an mich sind, dass ich Spaß habe beim Rennen. Ich werde es genießen. Ich freue mich jeden Tag mehr aufs Rennen.

LAOLA1: Du hast dir keine bestimmte Platzierung zum Ziel gesetzt?

Karl: Nein. (Kurze Pause) Habe ich schon, aber die verrate ich nicht.

LAOLA1: Bisher ist in dieser Saison das Top-Ergebnis immer an Kleinigkeiten gescheitert.

Karl: Man sieht, wie eng alles beisammen ist. Es hat nicht viel gefehlt. Ich habe aber gewusst, dass ich nicht in Top-Form bin. Mich hätte ein guter Tag treffen müssen, damit ich ganz vorne bin. Es hat sich aber zum Besseren gewendet. Ich fühle mich jeden Tag wohler. Vor allem hier taugt es mir sehr.

LAOLA1: Hast du Änderungen am Material vorgenommen?

Karl: Nein. Vorher habe ich Brettl hin und her getauscht, aber seit einem Monat fahre ich das gleiche und kann mich darauf entsprechend einstellen.

LAOLA1: Hast du einen Daumendrücker vor Ort?

Karl: Meine Mum kommt morgen Abend.

LAOLA1: War sie schon öfters dabei?

Karl: Ja, in Vancouver, aber sonst noch nie.

LAOLA1: Das ÖSV-Team ist super drauf. Wer ist dein Favorit?

Karl: Wenn ich mich nicht selber als Favorit sehen würde, dann wäre ich hier falsch, dann dürfte ich eh nicht starten.

LAOLA1: Das heißt, du hast dir einen Titel als Ziel gesetzt?

Karl: Ich weiß, wie es mir geht. Natürlich gibt es Konkurrenten, aber ich bin einer davon. Ich weiß, wie man Weltmeister wird. Das ist sicher ein Vorteil.

LAOLA1: Wie vertreibt ihr euch die Zeit bis zum Rennen am Freitag?

Karl: Wir leben mitten in der Stadt. Das ist voll lässig. Es ist alles da, was man braucht. Eine wunderschöne Altstadt, wo man gut essen kann. Nach dem Boarden ruhen wir uns aus, gehen in die Stadt und vertreiben uns die Zeit. Heute fahren wir in die Shopping Mall. Das ist ein obligatorischer Besuch. Wenn man in Quebec ist, muss man in die Shopping Mall! Es ist eine gemütliche, kleinere Stadt, etwas europäisch angehaucht. Gemütlich und fein, wenig Stress. Das Flair ist gewaltig. Es ist keine Riesen-Stadt, wo man immer auf Grün warten muss, damit man über die Straße kommt, man schafft es auch, hin und wieder bei Rot darüber zu zischen.

LAOLA1: Und da gab’s noch keinen Strafzettel?

Karl (lacht): Doch! Wir haben einen, aber nur fürs Falschparken.

LAOLA1: Aber nicht fürs Bei-Rot-über-die-Straße-fahren?

Karl: Ich habe mich ja nicht für die Autos eintragen lassen, sonst hätten wir vielleicht schon einen. Das Falschparken war nicht meine Schuld. Das kostet 140 Dollar – auch nicht ohne.

LAOLA1:In gut einem Jahr sind die Olympischen Spiele. Hast du Sotschi im Hinterkopf?

Karl: Momentan überhaupt nicht. Vor der WM wird kein einziger Gedanke daran verschwendet. Wir haben heuer die Pre-Olympics in Sotschi (10.-17.2./Anm.), da werden wir das erste Mal auf der Olympia-Piste fahren.  Auf das freue ich mich schon. Ab dann gilt es.

LAOLA1: Wir bedanken uns für das Gespräch und drücken die Daumen.

 

Das Interview führte Martina Gugglberger