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Eisschnelllauf-Verband hat kein Geld mehr

Eisschnelllauf-Verband hat kein Geld mehr

Fünf Tickets zur Junioren-WM nach Osaka und wieder zurück zu je 545 Euro.

Klingt nach einer Ausgabe, die in jedem heimischen Verband auftauchen könnte. Keine große Sache, möchte man meinen. Falsch gedacht!

Zumindest aus der Sicht der Eisschnellläufer betrachtet. Denn der ÖESV oder seit neuestem auch AIR („Austrian Ice Racers“) genannt, kann die rund 2.500 Euro derzeit nicht stemmen.

Kein Scherz: Der Verband hat keinerlei finanzielle Mittel mehr, sitzt auf dem Trockenen. Nun müssen Eltern und Vereine das Geld vorschießen.

Dies ist der unrühmliche Tiefpunkt eines Sportverbandes, der nach einem Führungswechsel vergangenen Mai noch geglaubt hatte, das Schlimmste hinter sich gebracht zu haben.

Ergebnis des Chaos‘

Die Shorttracker Melanie Brantner, Nicolas Andermann, Matthias Wolfgang und Philemon Rainer sollen Österreich bei der Junioren-WM von 27. Februar bis 1. März in Osaka vertreten. Verdient haben sie es sich, zumindest wenn es nach den Quali-Vorgaben des Weltverbandes (ISU) geht, die sie erfüllt haben.

So richtig eingeplant, scheint die dafür notwendigen Mittel im ÖESV aber niemand zu haben, was angesichts des Chaos‘ der letzten Monaten auch gar nicht so verwunderlich ist.

Kurze Rückblende

Nach dem Ende der Ära des Langzeit-Regenten Manfred Zojer waren vergangenen Mai Präsident Ernst Falger und sein Team angetreten, den finanziell angeschlagenen Verband wieder auf Vordermann zu bringen.

Doch rund acht Monate später scheint der Schuss nach hinten losgegangen zu sein. Aus den damaligen Rückständen von 30.000 Euro sollen dem Vernehmen nach mittlerweile rund 100.000 Euro geworden sein.

Eine zentrale Rolle nahm in den letzten Monaten Michael Hadschieff ein, der als Generalsekretär seit Jahresbeginn aber schon wieder Geschichte ist. Zu viele Alleingänge sowie nicht statutenkonformes Handeln werden dem Olympiamedaillen-Gewinner vorgeworfen. Sein bis Jahresende laufender Vertrag wurde deshalb nicht mehr verlängert.

Der Clou an der Sache: Besagter Werkvertrag wurde dem Präsidium nie zur Abstimmung vorgelegt. Der zwischen Falger und Hadschieff geschlossenen Abmachung fehlte somit die Unterschrift von Kassierin Dagmar Puffing. Innerhalb des Verbandes galt die Gültigkeit des Papiers daher als strittig.

Keine harmonische Zusammenarbeit

Keine harmonische Zusammenarbeit
Michael Hadschieff ist seit Jänner nicht mehr Generalsekretär des ÖESV

Hadschieff kassierte dennoch die ausgehandelten 28.000 Euro. Den letzten Teil dieses Betrages in Höhe von 12.000 Euro hat er sich gemäß Aussagen von Vize-Präsidentin Irene Stelzmüller am Ende seines Vertrages selbst überwiesen.

„Ich habe mit Mai beginnend in einem Übermaß gearbeitet und diese Summe ist nun halt der Inhalt meines Werksvertrages“, rechtfertigt sich Hadschieff auf Nachfrage von LAOLA1.

„Ich wollte professionelle Strukturen aufziehen, doch das ging angesichts der Ansichten gewisser Personen nicht.“ Mehr möchte der Tiroler vor der für 9. Februar anberaumten Rechnungsprüfung im Verband nicht sagen.

Als Alleingänge Hadschieffs gelten etwa die Engagements der Medien-Agentur EDvertising über 17.000 Euro oder einer Buchhaltungskanzlei über rund 30.000 Euro. Diese haben dazu beigetragen, dass das Minus auf dem ÖESV-Konto derartig anwuchs. Darüber hinaus wird dem 51-Jährigen angekreidet, andere Aufgabengebiete wie die Abrechnung mit Team Rot-Weiß-Rot oder die Budget-Erstellung für das Jahr 2014 vernachlässigt zu haben.

Chaos erreicht den Sportbetrieb

Präsident Falger hält Hadschieff die Stange. Er droht mit seinem Rücktritt, legen die oppositionellen Stelzmüller und Puffing ihre Ämter bis Montag nicht nieder.

Abseits des ganzen Wirrwarrs sollen sich die Sportler möglichst unbelastet auf die Junioren-WM konzentrieren. Da aber auch Vergessen wurde, um eine notwendige Genehmigung für die österreichischen Renn-Anzüge anzusuchen, müssen für Osaka noch neue organisiert werden. Die Textilien, deren Kostenpunkt bei 300 Euro pro Stück liegt, sollen knapp vor der Abreise nach Fernost eintreffen. So zumindest der Plan. Die Trainerjacken müssen intern ausgeliehen werden. Die Läufer müssen für passende Jackets selbst aufkommen.

Zurück bekommen Vereine und Eltern das Geld für die Tickets nach dem Eintreffen der nächsten Fördergeld-Tranche vonseiten des Bundessport-Förderungsfonds im März.

Ein anderes Arbeiten sei im ÖESV aktuell nicht möglich.

 

Reinhold Pühringer