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Walkner feiert Traum-Comeback nach Verletzung

Walkner feiert Traum-Comeback nach Verletzung

Besser hätte die Saison für Freeriderin Eva Walkner gar nicht beginnen können.

Beim ersten Stopp der Swatch Freeride World Tour in Chamonix startete die Salzburgerin ihr Comeback gleich mit einem Sieg. Im heimischen Fieberbrunn sowie in Andorra bestätigte sie mit zwei zweiten Rängen, dass sie endgültig wieder zur Weltspitze gehört.

Nach einer über zwei Jahre währenden Verletzungspause ist die 35-Jährige also wieder zurück. Und das Leader-Trikot der World Tour sitzt immer fester auf ihren Schultern.

Für die vierte Station in Alaska - dem Mekka der Freerider - hat sich die Extrem-Skifahrerin somit auch gleich qualifiziert und ihr Saisonziel bereits erreicht.

"Ich versuche, mir keine großen Ziele zu setzen, das baut intern nur wieder Druck auf, das möchte ich vermeiden. Ich möchte einfach nur jeden Contest so gut fahren, wie es geht und wenn ich das mache, bin ich eh vorne dabei", erklärt Walkner gegenüber LAOLA1, wie sie versucht, locker zu bleiben.

Kein Wunder, dass sie sich nicht allzu viel Druck machen will, immerhin hat sie in ihrer Karriere bereits drei Kreuzbandrisse verkraften müssen. Ans Aufgeben dachte sie jedoch nie. "Es kam für mich nie in Frage, mit einer Verletzung aufzuhören". Wie sie zum Freeriden kam, was sie zum Dakar-Auftritt ihres Bruders sagt und welche Projekte sie in der nächsten Zeit plant, erzählt sie im LAOLA1-Interview.

LAOLA1: Wie bereitest du dich auf einen Wettkampf vor? Bist du aufgeregt?

Eva Walkner: Vor einem Bewerb bin ich extrem nervös, die Anspannung steigt von Minute zu Minute... Meistens bekommen wir einige Tage vorher ein Foto vom Hang, damit wir schon einmal eine Idee davon bekommen, wie er ausschaut und was möglich ist. In Fieberbrunn beispielsweise sind wir dann noch einmal auf den Berg hinauf und haben uns den Hang mit dem Fernglas von allen Seiten angeschaut: Man studiert den Berg extrem gut, macht Fotos und hat meistens schon Ideen, was man fahren könnte. Am Abend sitzen wir zusammen und besprechen uns gegenseitig. Bis wir unsere Linie gefunden haben, dauert das meist bis weit in die Nacht. Es braucht brutal viel Vorbereitung.

LAOLA1: Besprichst du dich auch mit deiner Konkurrenz?

Walkner: Ja, zum Beispiel mit Alex (Hoffmann, Anmerk.). Snowboard-Jungs kann man mit Ski-Mädchen vergleichen. Als Snowboarder kannst du einfach nicht so hochspringen, weil es viel schwieriger ist - darum ist es ähnlich.

LAOLA1: Nach deiner langen Verletzungspause hast du gleich zum Auftakt in Chamonix gewonnen, was war das für ein Gefühl?

Walkner: Ich bin nicht auf Sieg gegangen, ich habe meine Linie so gewählt, dass ich sicher war, sie gut fahren zu können. Die Top fünf waren mein Ziel, dass es für den ersten gereicht hat, hat mich extrem überrascht. Es ist irgendwie cool, wenn man nach zwei Jahren zurückkommt und gleich gewinnt. Das gibt einem schon Motivation und Selbstvertrauen. Nach meinen drei Knieoperationen habe ich extrem hart gearbeitet, war seit Mai jeden Tag in der Kraftkammer, um irgendwie die Schmerzen weg und meine Kraft zurückzubekommen. Der Erfolg ist nun die Belohnung. Das ist sehr, sehr schön und sehr emotional.

LAOLA1: Fährst du inzwischen schmerzfrei?

Walkner: Das Knie tut noch weh, aber ich habe immer Schmerztabletten dabei zur Sicherheit. Top ist es nicht, aber ich kann sagen, es behindert mich nicht.

LAOLA1: Hast du auf deinem langen Weg zurück zwischendurch ans Aufhören gedacht?

Walkner: Viele Leute haben mich danach gefragt, aber es kam für mich nie in Frage, mit einer Verletzung aufzuhören. Dafür bin ich zu ehrgeizig. 2012 bin ich ganz knapp Vize-Weltmeisterin geworden und hatte noch eine Rechnung mit mir selbst offen. Ich wollte es unbedingt zurückschaffen. Es war ein sehr langer Weg, aber wenn ich mir ein Ziel setze, arbeite ich auch sehr hart dafür.

LAOLA1: Wie bist du zum Freeriden gekommen?

Walkner: Ich komme vom alpinen Rennlauf und bin zuerst relativ lange für den ÖSV-Kader gefahren, ehe ich verletzungsbedingt aufhören musste. Pisten fahren hat mir danach nicht mehr wirklich gefallen. Als ich zufällig mit dem Freeriden in Berührung gekommen war, hat mir das Skifahren wieder Spaß gemacht, es ist ganz anders. Jeder Tag und jeder Berg sind anders.

LAOLA1: Kannst du vom Freeriden leben?

Walkner: Ich werde nicht reich davon, aber ja, ich kann davon leben. Es gehört auch viel Sponsoren-Arbeit dazu, man arbeitet mit Designern zusammen und organisiert selbst Projekte. Auch bei den Journalisten muss man immer am Ball bleiben. Man kann sich nicht einfach nur zurücklehnen und Ski fahren. Da steckt schon sehr viel Arbeit dahinter.

LAOLA1: Welches Projekt hast du als nächstes geplant?

Walkner: Wir haben ein neues Filmprojekt mit Christine Hargin und Nadine Wallner und fliegen im April nach Alaska. Da haben wir eine richtige Expedition geplant. Wir wollen bei minus 15 Grad im Zelt schlafen, einen Berg besteigen und ihn dann befahren. Das wird eine ziemlich herausfordernde Geschichte... Aber ich glaube, es wird ganz cool.

LAOLA1: Dein Bruder Matthias hat vor einem Monat seine erste Rallye Dakar bestritten - was sagst du dazu?

Walkner: Ich finde es extrem cool! Er ist ja früher Motocross gefahren, was nicht sehr viel Anerkennung in der öffentlichen Wahrnehmung bekommt. Aber ich weiß, wie hart er arbeitet und dass er sein ganzes Herzblut in den Sport steckt. Die Rallye Dakar ist weltweit einfach extrem bekannt und er bekommt nun viel mehr Anerkennung - gerade durch seinen Etappensieg. Das freut mich brutal für ihn und ich hätte nicht erwartet, dass er das gleich beim ersten Mal schafft. Aber wenn er so weitermacht, ist er ein sehr guter Kandidat für die Top Drei oder auch für den Gesamtsieg, weil er einfach ein extrem guter Motorrad-Fahrer ist.

LAOLA1: Die Rallye Dakar fordert immer wieder Todesopfer, machst du dir da keine Sorgen um ihn?

Walkner: Als er gesagt hat, dass er bei der Dakar startet, habe ich mich einfach nur für ihn gefreut und mir keine Sorgen gemacht. Aber als er ausgefallen ist, habe ich mir extreme Sorgen gemacht, weil wir nicht wussten, was los ist. Diese Ungewissheit war furchtbar, man wartet und wartet und es gibt keine Informationen. Das war die andere Seite, die hat mir nicht so gut gefallen.

LAOLA1: Vielen Dank für das Interview.

 

Das Gespräch führte Henriette Werner.