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"Bin einfach viel besser im Laufen als im Springen"

Dem Ex-Skispringer und aktuellen ÖSV-Cheftrainer Ernst Kuttin blieb eine Gold-Medaille bei Olympischen Spielen in seiner aktiven Karriere verwehrt.

Sein Sohn Philipp hingegen hat sie bereits: Mit 17 Jahren holt er Gold im Team bei den Europäischen Olympischen Jugendspielen (EYOF) in Voralberg und Liechtenstein.

Allerdings nicht im Skispringen. Der Kärntner hat sich zwar ebenfalls die Sportart seines Vaters angeeignet, allerdings nicht nur: Er ist Nordischer Kombinierer.

Besser in der Loipe

"Ich bin einfach viel besser im Laufen als im Springen", begründet der 1,93 Meter große Athlet von der SG Klagenfurt gegenüber LAOLA1 seine Wahl. "Ich wäre nie aufs Skispringen gekommen, weil ich immer viel zu schlecht im Springen war."

Es scheint eine gute Wahl zu sein - bereits bei seinem ersten großen internationalem Bewerb sichert er sich gemeinsam mit Samuel Mraz, Daniel Rieder und Mika Vermeulen Gold für Österreich. Und das, obwohl sie nach dem Springen nur auf Rang sechs lagen und 1:15 Minuten Rückstand auf Deutschland hatten.

Auf der Schanze nur Vorletzter macht Kuttin mit der besten Laufleistung des gesamten Feldes alles wieder gut und brachte das Team auf Medaillenkurs. "Wir haben an den Erfolg geglaubt, nachdem ich gelaufen bin. Ich war als Zweiter dran und wir hatten einiges aufgeholt, die Deutschen waren nur noch sechs Sekunden vorne. Das war dann ein Klacks für die anderen beiden, die haben es nur noch nach Hause laufen müssen“, erklärt er mit einem Zwinkern, fügt aber hin: „Das ist leichter gesagt, als getan.“

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"Ich hätte mir auf jeden Fall eine Medaille erwartet, aber die Goldene ist schon eine Krönung. Es ist richtig geil und taugt mir voll", freut sich Kuttin, der seit seinem neunten Lebensjahr das Laufen und Springen kombiniert.

In Schruns muss er auch schon mal Autogramme schreiben, gleich eine ganze Schülertraube scharrt sich um den großgewachsenen jungen Mann, den es durchaus manchmal nervt, immer auf seinen berühmten Vater angesprochen zu werden. "Irgendwann wird es anstrengend", gesteht er uns. "Ich bin aber auch stolz auf ihn."

Allerdings ist dessen Job als Chefcoach der heimischen Sprung-Elite kein besonders familienfreundlicher. "Als er gesagt hat, er wird wohl der neue Cheftrainer, da habe ich mir schon gedacht, uh, jetzt wird er wohl nicht mehr viel zu Hause sein. Und das ist auch so passiert."

Die Kombinierer holten EYOF-Teamgold

Schwere Stürze

Auch bei den EYOF war Kuttin senior nicht persönlich vor Ort. "Er hat mir geschrieben, wie es gegangen ist und ob ich schon ein Ergebnis weiß. Dann habe ich ihm gleich zurückgeschrieben, dass wir Erste geworden sind und er hat mir gratuliert. Nach der Flower-Zeremonie, den ganzen Interviews und Fotoshoots habe ich ihn angerufen und wir haben übers Rennen geredet".

Obwohl er gerade erst 17 Jahre alt geworden ist, hat Philipp Kuttin bereits einige schwere Stürze hinter sich. Zuletzt zog er sich etwa zwei Wochen vor den EYOF eine Gehirnerschütterung zu, als er sich in der Luft überschlug und auf den Vorbau krachte. Nach so einem Crash kommt das Vertrauen nur langsam zurück.

"Angst hatte ich zwar nicht, es war eher Respekt vor der Schanze. Aber der hat sich nach dem dritten, vierten Sprung wieder gelegt. Inzwischen kommt immer mehr das Vertrauen zurück, mir kommt es vor, als ob ich besser springe als davor", ist er bereits guter Dinge und nimmt sich wohl auch ein Vorbild an seinem Idol Thomas Morgenstern.

Kuttin outet sich als "Morgi"-Fan

"Der Typ ist richtig cool drauf." Auf dessen Rücktritt angesprochen sagt er: "Zuerst habe ich mir gedacht, was ist er eigentlich für ein Assi, er springt so gut und dann lässt er es. Als er aber erklärt hat, er habe keinerlei Kontrolle mehr über seinen Sprung, dachte ich, es ist gescheiter, wenn er aufhört."

Unter den Kombinieren bewundert der Kärntner vor allem Mikko Kokslien und Felix Gottwald. Doch geht man nach der Anzahl der Autogrammwünsche, ist Kuttin selbst für viele bereits ein Vorbild.

 

Aus Vorarlberg und Liechtenstein berichtet Henriette Werner